08. Dezember 2022

„Viel Licht und ein wenig Schatten“

Korntal. Das erste Jahr als Leiter des Korntaler Schulbauernhofs war für Florian Aufrecht insgesamt sehr erfolgreich: „Unsere Angebote finden bei Kindern, Eltern, Unterstützern und in der Öffentlichkeit wachsende Resonanz, das freut uns sehr. Zu schaffen machen uns allerdings deutliche Einschränkungen durch Corona, sowohl beim Programm wie bei den Finanzen.“

Trotz dieser Engpässe blickt Aufrecht mit Zuversicht nach vorn: „Mit einem starken Team und dem Rückhalt durch eine aufgeschlossene Diakonie-Geschäftsführung haben wir für das 2023 bereits viele Ideen entwickelt. Besonders freuen wir uns, dass wir die „Kleine Arche“, einen eigenen Tier- und Natur-Kindergarten auf dem Schulbauernhof, ab April 2023 eröffnen können.“

Seit September 2021 ist der 35-jährige Pädagoge für das Programm, die konzeptionelle Weiterentwicklung und die Leitung des Schulbauernhof-Teams mit 15 Mitarbeitenden verantwortlich. Als er zu Beginn des Schuljahrs 2021/22 mit seiner Arbeit begann, konnte das Schullandheim nach fast zweijähriger Vakanz und der Corona-bedingten weitgehenden Schließung den Bildungs- und Beherbergungsbetrieb für Schulklassen gerade wiederaufnehmen. Doch nur drei Monate später kam der erneute Stopp durch das Kultusministerium: Der Schulbauernhof musste bis April 2022 ein weiteres Mal schließen.

Innovative Tagesangebote trotz Einschränkungen

„Als Schulbauernhof-Team haben wir unsintensivGedanken gemacht, wie Schulklassen gerade in dieser erlebnisarmen Corona-Zeit ihr Klassenzimmer mit unserem ökologisch ausgerichteten Hof tauschen können. Unter dem Motto „Der Bauernhof als Klassenzimmer“ haben wir spezielle Tagesangebote entwickelt. Damit konnten die Schüler ihre gewohnte Lernumgebung verlassen und einen Tag auf den „Zukunftsfeldern“ praktisch mitarbeiten. Unter fachlicher Anleitung durften sie in kleinen Gruppen Tiere versorgen, im Stall, auf dem Hof und im Garten mit anpacken, leckere Gerichte auf offenem Feuer zubereiten, in der Frischluftgruppe viel über Getreide, Gemüseanbau und Tierhaltung lernen oder beim Filzen und Schmieden die eigene Kreativität entfalten.“

Für alle Schulen ein passendes Programm

„Die Tagesangebote sind bei Schülern und Lehrern gut ankommen und wurden enorm nachgefragt,“ fährt Aufrecht fort. „Trotz mehrmonatigem Corona-Lockdown des Schullandheims konnten wir jeden Tag Schulklassen empfangen und mit dieser einmaligen Aktion rund 800 Kindern aus Grund-, Gesamt- und Realschulen und Gymnasien einen unvergesslichen Tag ermöglichen. Besonders freut uns, dass wir zunehmend Kinder aus verschiedenen Sozialpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) mit besonderem Förderbedarf aufnehmen konnten, insbesondere im Bereich Lernen, Hören und Körperliche Behinderung. Trotz Corona-Engpass Anfang 2022 haben wir mit einer starken Mannschaft von Freiwilligen im Ökologischen Jahr und neuen Mitarbeitenden in Garten, Molkerei und Verwaltung durch die Tagesangebote noch mehr Schülerinnen und Schüler erreicht, die sonst nicht zu uns gekommen wären. Sie machen Erfahrungen mit der Natur und Tieren, körperlicher Bewegung und gesunder Ernährung und entwickeln ein Bewusstsein für die Schöpfung und nachhaltiges Handeln. Gleichzeitig wurden soziale Kompetenzen und eigenverantwortliches Handeln gefördert und die Klassengemeinschaft gestärkt. Besonders die Förderung der Teamfähigkeit spielte in dieser Zeit eine wichtige Rolle.

Finanzieller Engpass ist größer geworden

Leider führte die jüngste Einschränkung und dadurch fehlende Einnahmen zu erheblichen finanziellen Verlusten. Anders als bei der Corona-bedingten Schließung 2020/21 erhielt der Schulbauernhof in diesem Jahr keine finanzielle Unterstützung durch das Kultusministerium. „Durch ausbleibende Teilnehmerbeträge ist ein Gesamtverlust von über 80.000 Euro entstanden. Trotz der Einnahmen durch Tagesangebote von rund 10.000 Euro verbuchen wir für Dezember 2021 bis März 2022 einen Fehlbetrag von 70.000 Euro. Wir sind dankbar, dass uns treue Freunde und Förderer mit Sonderspenden geholfen haben, einen Teil der Mindereinnahmen zu mildern. Dennoch benötigen wir noch zusätzliche Mittel, um das Defizit auszugleichen“, so Aufrecht. Der Schulbauernhof trägt sich lediglich zu 55% durch Teilnehmerbeträge, die fehlenden 45% müssen von Spendern und von der Diakonie der Ev. Brüdergemeinde getragen werden. Dies stellt mit Blick auf weiter steigende Preise für Rohstoffe, Lebensmittel etc. eine der größten Herausforderung für die Zukunftsfelder in den kommenden Jahren dar.

Viel Unterstützung und öffentliche Aufmerksamkeit

Dankbar zeigt sich Florian Aufrecht auch für viele Sachspenden. So konnten unter anderem ein Tipi, Sitzgelegenheiten für den Außenbereich und ein Lastenfahrrad angeschafft werden, um weniger Fahrten mit dem Traktor zu tätigen. Ebenso konnten eine Grillstelle, ein Bibelturm, Fußballtore und ein Gewächshaus gebaut werden. Auch die öffentliche Aufmerksamkeit wächst kontinuierlich. So haben trotz Corona immer wieder Medien über den Schulbauernhof und über die Erfolgsaktion „Rent-a-Huhn“ berichtet. Ein Highlight war ebenfalls der Besuch von Kultusministerin Theresa Schopper, die gemeinsam mit ihrem Parteikollegen Dr. Markus Rösler (Die Grünen) im Juni 2022 zusammen mit Schülerinnen und Schülern einen Tag auf den „Zukunftsfeldern“ verbrachte (siehe Pressemeldung: Schopper: „Am besten gefallen mir die glücklichen Gesichter der Kinder!“).

Bildungsangebote werden ausgebaut

Die Begeisterung der Schülerinnen und Schüler, die ein Leben auf dem Bauernhof beim Aufenthalt im Schullandheim oft zum ersten Mal kennenlernen, steckt auch Florian Aufrecht an: „Ich bin immer wieder fasziniert, wenn Kinder mit strahlenden Augen ein Huhn im Arm halten, eine Ziege streicheln oder eine Kuh melken, voller Stolz Kartoffeln aus der Erde ziehen und selbstgemachte Butter oder Frischkäse genießen. Unsere Angebote wollen wir trotz der finanziellen Engpässe beibehalten und sogar ausbauen. Besonders wichtig ist uns, auch Kinder aus benachteiligten Lebensverhältnissen noch stärker als bisher zu integrieren. Dafür suchen wir gezielt nach passenden Fördermöglichkeiten.“ Bis Ende des Schuljahres 2022/23 ist das Schullandheim ausgebucht, auch 2023/24 gibt es nur noch wenige Plätze. Neben Wochen- und Tagesangeboten erfreuen sich die „Jahreszeitenkurse“ wachsender Beliebtheit. Viermal im Jahr können Schulklassen einen ganzen Tag auf den Zukunftsfeldern verbringen und den Wandel der Natur in jeder Jahreszeit wahrnehmen. „Die große Nachfrage hat uns ermutigt, seit dem Schuljahr 2022/23 an fünf Tagen in der Woche Jahreszeitenkurse anzubieten. Über die Volkshochschule machen wir zudem spezielle Angebote für Eltern und Kinder“, sagt Florian Aufrecht.

Hinweis: Fotos zum Download auf: https://www.diakonie-korntal.de/service/presseportal/pressemitteilung/2022-gab-es-viel-licht-aber-auch-ein-wenig-schatten.html

Einladung zum Pressegespräch: „Ein Tag auf dem Schulbauernhof“ am 17. Januar 2023

Bereits jetzt laden der Schulbauernhof Zukunftsfelder und die Geschäftsführung der Diakonie ein

zum Pressegespräch mit Mittagessen

am Dienstag 17. Januar 2023 von 10.30 Uhr bis ca. 13.00 Uhr

auf dem Schulbauernhof Zukunftsfelder, Am Lotterberg 36, 70825 Korntal-Münchingen.

Sie erhalten einen persönlichen Eindruck von den „Zukunftsfeldern“. Schulbauernhof-Leiter Florian Aufrecht und Diakonie-Geschäftsführerin Jutta Arndt informieren Sie über die verschiedenen Bildungsangebote und den neuen Kindergarten „Kleine Arche“ und geben Ihnen einen Ausblick auf die Entwicklung des Schulbauernhofs. An diesem Tag wird auch eine Schulklasse im Schullandheim anwesend sein.

Für unsere Planung schicken Sie Ihre Anmeldung bitte an: kontakt(at)schulbauernhof-zukunftsfelder.de

Falls Sie einen individuellen Besuch und ein Interview mit Florian Aufrecht vereinbaren wollen, melden Sie sich ebenfalls bei uns. Danke.

Die 1823 gegründete Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal feiert 2023 ihr 200-jähriges Jubiläum. Sie unterhält mit insgesamt rund 600 Mitarbeitenden einen Schulbauernhof, mehrere Einrichtungen der Jugend- und Altenhilfe, Kindertageseinrichtungen sowie offene Betreuungsangebote und Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) für Kinder und Jugendliche. Hauptstandorte sind Korntal bei Stuttgart mit mehreren Außenstellen sowie Wilhelmsdorf bei Ravensburg und Oberschwaben. Geschäftsführerin ist Jutta Arndt. Die 1819 gegründeteEvangelische Brüdergemeinde Korntalist als selbstständige evangelische Gemeinde vertraglich mit der Evangelischen Landeskirche in Württemberg verbunden und Gesellschafter der Diakonie. Stellvertretender Geistlicher Vorsteher ist Pastor Reinhold Frasch, Weltlicher Vorsteher und Vorsitzender des Diakonie-Aufsichtsrats ist Dieter Weißer. 

Sammlung zum Karfreitag 2024

Diakonie und Evangelische Landeskirche in Württemberg rufen zu Spenden für „Hoffnung für Osteuropa“ am Karfreitag auf. Mit dieser Aktion unterstützen die Diakonie und Landeskirche in Württemberg die humanitäre Hilfen und Soziale Arbeit ihrer langjährigen Partner in insgesamt zehn Ländern.