Damit ihr Hoffnung habt

Mein erster Praktikumstag war ein Mittwoch. Erfüllt von all den neuen Eindrücken, Begegnungen und Aufgaben, die auf mich gewartet hatten, kam ich nach Hause. Ein Strauß von Möglichkeiten sollte in den kommenden drei Monaten meine Arbeit schmücken. Eines meiner Aufgabenfelder ist die Mitarbeit am Blog von „Hoffnung für Osteuropa“. Freudig erzählte ich meinem Mann davon. Doch statt die Freude zu teilen schaute er mich skeptisch an: „Hoffnung für Osteuropa? Findest du den Namen nicht etwas überheblich? Wir Deutschen wollen den Osteuropäern Hoffnung geben? Das suggeriert, dass es dort anscheinend keine Hoffnung gibt – also dort alles hoffnungslos ist…“ So hatte ich den Titel der Aktion nicht verstanden. Ich hielt kurz inne und überlegte. Mein Mann, in Rumänien geboren, mit einem deutschstämmigen Elternteil, kam mit 10 Jahren nach Deutschland. Wenn er gefragt wird, bezeichnet er sich als Europäer. Als wir uns kennenlernten eröffnete sich für mich eine neue, bisher unbekannte Welt, mit nun einem Familienteil in Rumänien.
Ich kann verstehen, warum er sich durch den Titel „Hoffnung für Osteuropa“ angegriffen fühlte. Wenn wir die Familie in Braila besuchen ist dort meist nichts von Hoffnungslosigkeit zu spüren, wenngleich die Großeltern in – verglichen mit unserem Lebensstandard in Deutschland – eher ärmlichen Verhältnissen auf dem Land wohnen. Und dennoch denke ich, dass der Titel gut gewählt wurde. Für mich ist Hoffnung etwas persönliches, etwas, das an vielen Tagen da ist und an manchen eben auch nicht. Hoffnung kann durch Worte, durch ein wohlwollendes Gegenüber aber auch durch materielle Unterstützung gegeben werden. Sie kann aber auch verschwindend klein werden, wenn Sorgen und Leid überhand nehmen, das wirtschaftliche Wachstum des Landes im eigenen Leben nicht wahrzunehmen ist. An solchen Tagen kann es gut tun einen Partner an der Seite zu haben, der sagt: „Ich sehe dich in deiner Situation und ich möchte dir helfen. Du wirst nicht vergessen.“ Dahinter steht der Wunsch, den die Wise Guys in ihrem Lied „Damit ihr Hoffnung habt“ gut auf den Punkt gebracht haben: „damit ihr Hoffnung habt und dass die Sonne scheint für jeden, der im Dunkeln tappt.“

Die Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ unterstützt evangelische und ökumenische Partner in Osteuropa bei ihrem Einsatz für Barmherzigkeit und Gerechtigkeit in ihren Gemeinden und ihren Gemeinwesen. In den kommenden Wochen darf ich mehrere Vertreterinnen und Vertreter dieser Partner zu ihrer Arbeit  interviewen und bin gespannt, was sie unter dem Begriff Hoffnung verstehen. Die Interviews werden dann hier im Blog zu lesen sein.

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