Pétur Thorsteinsson berichtet von der rumänisch-moldawischen Grenze

Hier in Iasi an der Grenze nach Moldau wechseln sich die Teams von unserer Partnerorganisation AIDRom und Priester der Orthodoxen Kirche mit Gemeindemitgliedern ab. Hier ist keine andere Organisation im Einsatz - kein weiteres Zelt, in dem es Essen gibt sowie Informationen und Menschen, die Zeit haben um zuzuhören. Weil AidRom sich hier in Iasi seit 2012 im Bereich Migration engagiert und seit damals eine offiziell genehmigte Beratungsstelle für Menschen mit Migrationsgeschiche betreibt - im Übrigen von Anfang an von der württembergischen Landesstelle Hoffnung für Osteuropa finanziert - war es für die Behörden und Politiker vor Ort klar: Hier muss AidRom ran.

Das Engagement der Menschen hier vor Ort begeistert mich. Und der Einsatz an dieser Grenze hat es in sich. Es können Stunden vergehen, ohne das eine einzige Person aus der Ukraine ankommt - und dann mit einer kleinen Vorwarnung ein voller Bus. Die Grenze per Fuß zu überqueren ist nicht erlaubt. Gemeinsam organisieren die Grenzbehörden der zwei Länder Busse, die Fußgänger über die Grenze bringen. Diverse Busunternehmen bieten auch Busfahrten an, z.B. aus Chisinau direkt hierher.

Die Grenzpolizei zeigt sich sehr dankbar für das Notversorgungszelt. Während der Kontrolle an der Grenze erhalten alle Ukrainer:innen das AidRom-Infoblatt auf Ukrainisch. Am letzten Wachposten vor der Einfahrt nach Rumänien wird nochmals auf das Zelt hingewiesen: „Schauen Sie dort gibt es Essen, Spielzeug für die Kinder und Informationen.“ Dauert die Kontrolle etwas länger oder kommt ein voller Bus, geht es hier unkompliziert zu; dann nimmt das Team aus dem Zelt einfach die Sachen mit und geht direkt zu der Kontrolle hin um Essen zu verteilen. Geht das Essen aus, reicht ein Anruf zu einem der nahegelegenen Orthodoxen Klöster und mehr Essen wird spontan gebracht.

Zwischen den Teams, die hier in Einsatz sind, und der Community der Ukrainerinnen vor Ort besteht eine enge Verbindung. Reibungslos werden die Menschen hier angenommen. Das tut gut. Die erste Zeit hier ist dann aber sehr hart - nicht nur für die Seele, sondern auch wegen der Bürokratie. Es scheint als bräuchte es noch einige Verbesserungen bei den lokalen Behörden, bis auch dieser Teil des Ankommens annähernd reibungslos vor sich geht.

Wir von Hoffnung für Osteuropa der Diakonie Württemberg bzw. Diakonie Württemberg International sind dankbar für den Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen hier vor Ort. In unseren Gesprächen haben wir wieder Geschichten der Geflüchteten gehört. Diese Geschichten schreien zum Himmel. Wir stimmen in die Gebete der ukrainischen Bevölkerung mit ein: Möge Gott Frieden geben und den Menschen helfen mit ihren seelischen Wunden umzugehen.

Nach wie vor stehen wir AidRom hier in Iasi zur Seite und wollen die Arbeit mit Menschen mit Migrationsgeschichte aus allen Ländern unterstützen - dazu gehört auch die Unterstützung von Menschen aus der Republik Moldau und direkt hier aus Rumänien, die enttäuscht oder tief verletzt aus Deutschland und anderen Ländern zurückkehren - weil sie auf kriminelle Weise ausgenutzt und dazu oft ihrer Scham geraubt wurden.

Die Herausforderungen der zivilen Gesellschaft und der zuständigen Behörden, Institutionen und Politiker sind enorm. Auch dafür bitte ich um Gottes Weisheit und Begleitung für sie alle.



No comments found!

Schreiben Sie einen Kommentar