25. September 2020 News

In Gremium berufen

Ursula Schukraft, Projektleitung Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Baden-Württemberg

Das Ministerium für Soziales und Integration hat Ursula Schukraft zum vierten Mal für die Dauer von vier Jahren als Beauftragte der Arbeitgeber in den Berufsbildungsausschuss Hauswirtschaft berufen. Schukraft ist Projektleitung Innovations- und Kompetenzzentrum Hauswirtschaft Baden-Württemberg im Diakonischen Werk Württemberg.

Der Berufsbildungsausschuss (BbiA) Hauswirtschaft ist in allen wichtigen Angelegenheiten der beruflichen Bildung zu unterrichten und zu hören. Er hat auf die stetige Entwicklung der Qualität in der beruflichen Bildung hinzuwirken und beschließt letztendlich die von der zuständigen Stelle, angesiedelt beim Regierungspräsidium Tübingen, zu erlassenden Rechtsvorschriften.

Christiane Kohler-Weiß, Leiterin der Abteilung Theologie und Bildung im Diakonischen Werk Württemberg, hat Ursula Schukraft befragt.

Um welche Themen geht es im Berufsbildungsausschuss Hauwirtschaft?

In den vergangenen Jahren hat uns insbesondere die stetig sinkende Anzahl an Auszubildenen für die Hauswirtschaft beschäftigt. Im BBiA wird deshalb ständig überlegt, wie die Ausbildung attraktiver werden kann, wie Ausbildungsbetriebe unterstützt werden können, wie wir ggf. Ausbildung ermöglichen können, wenn die Umstände schwierig sind. Um ein Beispiel zu nennen: viele ausbildende Betriebe haben keine Wäscherei mehr und können diesen Ausbildungsteil nicht selbst anbieten. Deshalb hat der BBiA in Kooperation mit der Akademie Kupferzell eine Überbetriebliche Ausbildung geschaffen, die sehr gerne angenommen wird. „Wir können im BBiA auch Sachverständige und Vertreter der Ministerien zur Beratung hinzuziehen. Wir haben dies in der Vergangenheit genutzt, um uns zu informieren und auch Anregungen an diese Stellen weiterzugeben.“

Was würden Sie als größten Erfolg der letzten Jahre, in denen Sie den Vorsitz der Arbeitgebergruppe inne hatten bezeichnen?

Wir konnten die Bedeutung der Hauswirtschaft in den letzten Jahren ins Gespräch bringen. Insbesondre bin ich stolz, dass wir durch Beratungen und ein Positionspapier unseres BBiA im Jahr 2010 die ASMK (Arbeits- und Sozialministerkonferenz) bei einem Beschluss unterstützen konnten, eine Untersuchung zur Situation der Hauswirtschaft in Deutschland zu initiieren. Diese so genannte Halle-Studie hat gezeigt, wie dringend nötig Fachkräfte im Bereich sind und wie schlecht die Nachwuchssituation ist. Das hat in der Folge einiges verändert und letztlich auch zur Neuordnung des Berufs im Jahr 2019 geführt.

In Baden-Württemberg hat Frau Ministerin Altpeter nach einem Gespräch mit dem BBiA im Jahr 2014 den runden Tisch Hauswirtschaft ins Leben gerufen, um die an der Hauswirtschaft beteiligten Ministerien mit dem BBiA zusammenzubringen. Davor gab es für die drei an der Hauswirtschaft beteiligten Ministerien (das für die Ausbildung zuständige Sozialministerium, das für die schulische Bildung zuständige Kultusministerium und das für den landwirtschaftlichen Bereich zuständige Landwirtschaftsministerium) kein direktes Austauschforum. Nach Installation des runden Tisches hat die Hauswirtschaft in Baden-Württemberg viele positive Schritte getan, u.a. wurde dort das Projekt „oikos-Ausbildungsoffensive Hauswirtschaft“ geboren und später die 4-jährige Modellausbildung „Ausbildung plus Sprache“ ohne große bürokratische Hürden entwickelt. Darum haben uns andere Bundesländer lange beneidet.

Welche Ziele haben sie sich für die neue Berufungsperiode gesetzt?

Corona hat jetzt erst gezeigt, wie systemrelevant hauswirtschaftliche Fachkompetenz für die Gesunderhaltung der Bevölkerung ist. Wir müssen deshalb beides weiter befördern, die wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Hauswirtschaft deutlich machen, die Ausbildungssituation auch während der Coronapandemie weiterentwickeln und die Ausbildungsbereitschaft so gut es geht unterstützen.

Wir werden außerdem darüber nachdenken, auch für den Bereich Reinigung eine überbetriebliche Ausbildung zu entwickeln, denn auch die Reinigung ist nicht mehr überall in Eigenregie vorhanden.

Und drittens muss durch die vermehrte Ausbildung von Menschen mit Sprachförderbedarf, die 4 Jährige Modellausbildung weiter unterstützt werden. Prüfungen sollten in Zukunft vermehrt in „einfacher Sprache“ durchgeführt werden. („Einfache Sprache“ = gleiche Inhalte, aber klar und präzise formuliert, ist nicht zu verwechseln mit „leichter Sprache“ = Inhalte vereinfacht und verkürzt). Hauswirtschafter*innen sind Fachkräfte mit schwerpunktmäßig praktischen Kompetenzen und keine „Linguisten“, deren Aufgabe es ist komplizierte Sätze zu erschließen.