MENSCHEN(S)KINDER – Vom Rettungshaus zur Kinder- und Jugendhilfe

Menschen(s)kinder! Von der Rettungsanstalt zur Kinder- und Jugendhilfe: 175 Jahre Sophienpflege

Im Stadtmuseum Tübingen ist vom 4. Juli bis zum 4. Oktober 2015 eine Ausstellung zur Geschichte der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Sophienpflege zu sehen.

DIE GRÜNDUNG…

Am 24. August 1840 wurde, von zahlreichen Tübinger Bürgern mit Geld- und Sachspenden unterstützt, in einem alten Hofgut in Tübingen-Lustnau die Sophienpflege als Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder eröffnet. Überall in Deutschland bemühten sich damals private Vereine, den Kindern des Industrialisierungszeitalters, deren Eltern durch lange Arbeitszeiten, Armut, Krankheit oder sonstige Not ihre Fürsorgepflicht nicht erfüllen konnten oder wollten, ein Zuhause zu geben und für ihre Erziehung zu sorgen. Geprägt vom frommen Geist des Pietismus kümmerte sich das Hauselternpaar mit einigen wenigen Angestellten um mehrere Dutzend Kinder. Ein stark durchstrukturierter Tagesplan mit Schulunterricht, religiösen Lektionen und harter körperlicher Arbeit sowie die räumliche Abgeschiedenheit sollten aus den Zöglingen rechtschaffene Mitglieder der Gesellschaft machen. Das Stadtmuseum veranschaulicht mit historischen Dokumenten und Objekten das Leben der Zöglinge und ihrer Erzieher.

…DIE ENTWICKLUNGEN…

Mit der Geschichte der Sophienpflege werden auch die sich wandelnden Auffassungen von Kindheit, von Erziehungsmethoden und –zielen gezeigt, die prägend für ganze Epochen waren. Die Sophienpflege selbst leistete in den 1960er und 70er Jahren Pionierarbeit bei der Entwicklung neuer Formen der Fürsorgeerziehung, die sich immer weiter weg vom klassischen Kinderheim mit seinen großen Kindergruppen bewegten. Weil das Thema „Fürsorgeerziehung“ bis heute Kontroversen hervorruft, geht die Ausstellung auch auf deutschlandweite Kritikbewegungen ein.

…BIS IN DIE GEGENWART

Heute ist die Sophienpflege, mittlerweile mit Hauptsitz in Tübingen-Pfrondorf, eine moderne Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, die mit verschiedenen stationären und ambulanten Angeboten Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern individuelle Hilfe bei der Entfaltung ihrer Potenziale gibt. Im Stadtmuseum wird gezeigt, wie es sich heute in und mit den Angeboten der „Sophie“ lebt. Dabei kommen auch die jetzigen Kinder und Jugendlichen, Erzieher und Leiter zu Wort. Außerdem berichten „Ehemalige“, wie sie ab den 1950er Jahren ihre Zeit in der Sophienpflege erlebt haben, und wie der Aufenthalt in dieser und anderen Fürsorgeeinrichtungen ihren Werdegang beeinflusst hat.

4. Juli bis 4. Oktober 2015

dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr

Stadtmuseum Tübingen, Kornhausstraße 10

Eintrittspreise: Erwachsene 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro

freier Eintritt für Kinder bis zwölf Jahre und Schulklassen mit zwei Begleitpersonen

Zur Sonderausstellung ist ein Katalog erhältlich.

Weitere Informationen unter: http://www.tuebingen.de/stadtmuseum/




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