Eigenen Körper wahrnehmen

Die Remstal Werkstätten der Diakonie Stetten führen regelmäßig Fortbildungen für ihre Beschäftigten mit Behinderung durch. Erstmals findet eine Fortbildung in Kooperation mit der Sportschule „Fight and more“ in Schorndorf statt. Acht Menschen mit Behinderung aus der Schorndorfer Werkstatt erlernen an sechs Terminen die Grundlagen des Kickboxens.

Antje Krestel, Werkstattgruppenleiterin in den Remstal Werkstätten Schorndorf, hatte die Idee, in der nahegelegenen Sportschule „Fight and more“ einen Kickbox-Kurs anzufragen. „Der Inhaber Jogi Heinen war gleich begeistert von der Idee“, erzählt Antje Krestel, „zwar hatte er noch nie mit Menschen mit Behinderungen gearbeitet, doch bietet er Kurse für Kinder an und hat dadurch Erfahrung, wie man die Kursinhalte verständlich und in einfacher Sprache vermittelt.“ Seit Januar kommt die achtköpfige Gruppe einmal pro Woche während der Arbeitszeit für eine Stunde in die Sportschule in der Siechenfeldstraße. Die Teilnehmenden lernen durch das Kickboxen Körperbeherrschung und Konzentration. Zudem ist der Kurs für sie ein guter körperlicher Ausgleich zu der Arbeit in der Werkstatt.

„Zu Beginn des Kurses war Rebekka eher zurückhaltend, doch inzwischen hat sie große Freude an dem Sport gefunden“, berichtet Melissa di Cagno. Die Auszubildende zur Heilerziehungspflege im dritten Lehrjahr begleitet und unterstützt die einzige weibliche Teilnehmerin. „Rebekka ist richtig aktiv geworden und hat große Fortschritte gemacht. Sie ist konzentrierter bei der Sache“, beobachtet auch Trainer Jogi Heinen. Der Inhaber der Sportschule trainiert das erste Mal Menschen mit Behinderungen: „Für mich ist das Training eine große Bereicherung. Ich sehe bei allen eine große Entwicklung und das freut mich sehr“. Ihm geht es vor allem darum, dass die Teilnehmenden ihre Körperhaltung und ihre Koordination verbessern. „Im Kampfsport lernen wir Disziplin und auch Respekt gegenüber dem anderen. Die Kicktechniken dienen ausschließlich zur Selbstverteidigung und dürfen nur dann angewendet werden“, erklärt Jogi Heinen. Auch Hüsamettin Kizilagac hat sichtlich Freude an den Übungen und beweist die ganze Stunde über viel Ausdauer. „Er genießt es, die Übungen nachzumachen und beweist trotz seiner körperlichen Einschränkungen eine große Ausdauer und Willenskraft. Das macht viel mit seinem Selbstwertgefühl“, weiß Anja Krestel. Sie ist begeistert, wie ihre Idee mit dem Kurs umgesetzt wird: „Jogi Heinen erklärt die Übungen sehr gut und er hat diese auf das Niveau und Verständnis der Teilnehmenden angepasst“.

Die Stunden haben immer den gleichen Ablauf: Zu Beginn zeigt Trainer Jogi Heinen, wie man den  Körper lockert und dehnt. Anschließend stellt er einfache Techniken des Kickboxens mit Händen und Beinen vor. Geübt wird an den Boxsäcken in Zweierteams. „Jetzt dürft ihr euch nochmals richtig auspowern, indem ihr in der Halle schnell hin und her rennt“, leitet Jogi Heinen die Teilnehmenden an. Zum Kursende fordert er alle auf still zu sitzen und tief durchzuatmen: „Das ist wichtig, damit wir wieder zur Ruhe kommen.“

Antje Krestel wünscht sich einen zweiten Kurs, damit das Gelernte vertieft werden kann. „Die Remstal Werkstätten wollen ihre Fortbildungen im Bereich Bewegung und Sport ausbauen. Da passt das Kickboxen bestens dazu“.




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