Der Kreativität freien Lauf lassen

Alle zwei Wochen kommt Eva Hauser aus Filderstadt ins Wohnhaus der Diakonie Stetten in Filderstadt-Plattenhardt und malt dort in drei Gruppen gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen. Die Teilnehmenden lernen dadurch sich besser zu konzentrieren, werden ruhiger und bekommen neue Impulse für ihren Alltag.  

An jedem zweiten Samstag kommen drei Gruppen mit jeweils zwischen vier und fünf Menschen mit Behinderungen im Wohnhaus der Diakonie Stetten in der Griebenäckerstraße zusammen und malen dort eine Stunde lang gemeinsam mit Eva Hauser vom „atelier unterwegs“. Die Freiberuflerin hatte vor zwei Jahren, nachdem sie eine Fachweiterbildung in Kunsttherapie gemacht hatte, die Idee, mit Menschen mit Behinderungen künstlerisch tätig zu werden. An diesem Samstag hat Eva Hauser in der Mitte des Tisches Schneckenhäuser und ein Fossil aufgebaut, von dem sich die Teilnehmenden inspirieren lassen können. Außerdem liegen verschiedene Tierbücher auf dem Tisch. „Ich greife gerne aktuelle Themen auf, wie z.B. die Jahreszeiten. Aber jeder darf sich auch ein eigenes Thema überlegen“, erklärt Eva Hauser. So können eine Schüssel mit Erdbeeren, bunte Blätter im Herbst oder ein Osterhase auf grünem Gras Impulse zum Malen geben. Daneben wird auch getont, geknetet oder geklebt. Johanna Vaudrin orientiert sich gerne an den Schneckenhäusern. Die junge Frau mit geistiger und körperlicher Einschränkung zieht gekonnt Kreise mit Wachskreiden in rot und gelb, so dass nach und nach ein großes Schneckenhaus erkennbar wird. „Ich freue mich schon immer auf das Malen, denn wir machen jedes Mal ein neues Motiv und es ist toll, was am Ende rauskommt“, sagt Johanna Vaudrin, die in der Weberei der Karl-Schubert-Werkstätten arbeitet und im Wohnhaus der Diakonie Stetten in Filderstadt-Plattenhardt wohnt.

Eva Hauser kann bei allen Teilnehmenden eine deutliche Entwicklung feststellen: „Frau Vaudrin malt inzwischen viel kräftiger und Frau Welz ist aufmerksamer geworden. Sie kann sich länger konzentrieren als früher und wird dadurch ruhiger“. So könne man bei jedem Teilnehmenden einen eigenen Stil erkennen und für die Verbesserung der Motorik sei die künstlerische Arbeit besonders sinnvoll. „Norbert Böhm malt gerne mit blau, egal ob mit Wachskreide, flüssiger Aquarellfarbe, Fingerfarbe oder Ölpastellkreide und er mag es nicht, wenn das Papier auf dem Malbrett festgeklebt ist“, schmunzelt Eva Hauser. Für die Teilnehmenden ist die Kontinuität innerhalb der Malstunde wichtig: Jeder hat seinen Platz und die Formate der Bilder sind fast immer gleich. Die Malbretter samt Papier und eine Auswahl an Farben legt Eva Hauser in den Pausen bereit, so dass die Bewohnerinnen und Bewohner gleich beginnen können.

Auch Sara Seyfarth kommt gerne in die Malstunde, denn dort kann sie kreativ werden und sich ausprobieren. Die junge Frau lässt sich im Alltag gerne ablenken, in der Malstunde jedoch beweist sie große Ausdauer. Sie blättert durch das Tierbuch und bleibt bei den Fledermäusen hängen: „Die will ich malen“, sagt sie. „Die sind aber gar nicht so einfach“, meint Eva Hauser, aber Sara Seyfarth will es ausprobieren. Sie ist stolz auf sich, etwas in der Malstunde zu leisten und neu zu erschaffen. „Von mir hängt schon ein Mäusebussard in der Arztpraxis im Bürgerhaus in Plattenhardt“, erzählt Sara Seyfarth begeistert.

Die Teilnehmenden tragen die Kosten für die Malstunden selbst. „Die Eltern und Angehörigen sehen große Fortschritte durch die Maltherapie und planen die Termine daher immer fest ein“, sagt Eva Hauser. So gibt es inzwischen eine bunte Sammlung beeindruckender Werke sowie eine Ausstellung in der Allgemeinarztpraxis im Bürgerhaus in Plattenhardt.




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