01. April 2013 News

Menschen immer im Mittelpunkt

Ausstellung über die Geschichte der württembergischen
Diakonie eröffnet

Die Geschichte diakonischer Arbeit in Württemberg in ihren vielen Facetten erfahrbar zu machen, das ist das Ziel der Wanderausstellung „Mitmenschen“, die am 13. März 2013 in der Stuttgarter Leonhardskirche offiziell eröffnet wurde. Die Ausstellung ist ein Projekt des Landeskirchlichen Archivs mit Unterstützung der Evangelischen Landeskirche, des Vereins für württembergische Kirchengeschichte und des Diakonischen Werks Württemberg.

Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, erinnerte in seiner Eröffnungsrede daran, dass für die Diakonie in ihrer Geschichte immer die Menschen im Mittelpunkt standen – daher sei der Titel der Ausstellung sehr gut gewählt: „Die Geschichte der Diakonie ist Glaubens- und Lebensgeschichte – und die kann nur mit Menschen gestaltet werden.“ Immer sei die diakonische Arbeit maßgeblich von besonderen Menschen gestaltet worden, von „Mitmenschen, die die Mitmenschlichkeit leben“.

Der Diakoniechef betonte, wie wichtig es sei, dass die Ausstellung auch kontroverse Bereiche, wie die Heimerziehung der fünfziger Jahre, thematisiere: „Wir müssen in der Rückschau auch sehen, dass manche Entwicklungen Fehlentwicklungen waren. Und diese müssen wir aufarbeiten.“

Unter Leitung des Direktors des Landeskirchlichen Archivs, Norbert Haag, und der Ausstellungskuratorinnen Inga Bing-von Häfen und Andrea Kittel, ist die Ausstellung in den vergangenen beiden Jahren entstanden. „Wir haben hier eine sehr reiche Geschichte der Diakonie, die tief verankert in der württembergischen Tradition ist“, sagte Norbert Haag. Zu zeigen, dass Kirche und Diakonie zusammengehörten, sei eine der Triebfedern der Ausstellung gewesen.

Von den Anfängen in einzelnen Vereinen der kirchlichen Wohlfahrt bis zur weit verzweigten Institution von heute werden den Besuchern diakonische Themen und Persönlichkeiten vorgestellt, darunter bekannte „Diakoniker“ wie Königin Olga oder Gustav Werner, Gründer der BruderhausDiakonie, aber auch weniger bekannte, aber nicht minder beeindruckende Menschen, beispielsweise Louise Pauline Flad, eine Pionierin der Gefangenenfürsorge.

Neben diesen Persönlichkeiten widmet sich die Ausstellung vier thematischen Kernbereichen der Diakonie: Unter dem Titel „krank und pflegbedürftig“ steht die Arbeit der Diakonie in Alten- und Krankenpflege und vor allem die Rolle der Diakonissen im Vordergrund. Der Bereich „behindert und besonders“ thematisiert die Versorgung von Menschen mit Behinderung und geht dabei auch auf das dunkle Kapitel der Euthanasie im Nationalsozialismus ein. Die Sektion „arm und notleidend“ informiert über die diakonische Hilfe für Kinder, Arme und gesellschaftlich Ausgestoßene. Und unter der Überschrift „heimatlos und fremd“ nimmt sich die Ausstellung des diakonischen Engagements für Heimatlose an – von den wandernden Handwerksgesellen des 19. Jahrhunderts über die Vertriebenen des Zweiten Weltkriegs bis hin zu Straßenkindern und Asylbewerbern.

Abgerundet wird der Rundgang durch die Diakoniegeschichte von einer interaktiven Station, bei der die Besucher selbst kreativ werden können. Gefertigt wurden die Ausstellungsmaterialien von NintegrA, einem Teilbereich des diakonischen Sozialunternehmens Neue Arbeit. 

Die Ausstellung „Mitmenschen“ besteht aus 28 Tafelelementen und acht Tischelementen. Sie kann, je nach Kapazität des Ausstellungsraumes, in unterschiedlich großer Form gebucht werden. Es sind auch 13 Roll ups erhältlich. Der modulare Aufbau macht es möglich, eigene Schwerpunkte zu setzen, bestimmte Bereiche vertieft zu behandeln oder auf bestimmte Teile zu verzichten. Zudem ist es den Organisatoren ein großes Anliegen, dass Gemeinden die Ausstellung mit lokalen Themen ergänzen können. Dies können örtliche diakonische Einrichtungen sein oder auch lokale Berühmtheiten, die sich durch ihre besondere diakonische Arbeit auszeichnen. In der Leonhardskirche wird die Ausstellung beispielsweise durch Tafeln ergänzt, bei denen die besondere Rolle der Leonhardsgemeinde als „Kirche für alle“, bezogen auf ihre Vorreiterrolle als „Mutter der Vesperkirchen“, wie es Pfarrer Christoph Hildebrandt-Ayasse ausdrückt, im Mittelpunkt steht.

In der Leonhardskirche ist die Ausstellung noch bis zum 28. April zu sehen. Weitere Stationen der Ausstellungsorte in diesem Jahr sind die Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal, die Bartholomäuskirche Markgröningen, die Stadtkirche Aalen sowie Bad Sebastiansweiler und Balingen.