21. Mai 2014 News

Landeskirche und Diakonie stoßen Verbesserungen für Langzeitarbeitslose an

Das Förderprogramm „Beschäftigungsgutscheine für Langzeitarbeitslose“ der Evangelischen Landeskirche und der Diakonie in Württemberg ist ein voller Erfolg. Die kirchlichen Geldmittel von insgesamt 500.000 Euro seien schnell abgefragt gewesen, sagte Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, bei einer Pressekonferenz in Stuttgart. Nun müsse endlich die Politik handeln, die Kürzungen von Eingliederungsmaßnahmen zurücknehmen und einen öffentlich geförderten Arbeitsmarkt einführen.

Stuttgart, 21. Mai 2014. Insgesamt 75 Kirchengemeinden hätten Beschäftigungsgutscheine für rund 150 langzeitarbeitslose Menschen beantragt. Kaufmann wies darauf hin, dass rund ein Drittel aller Arbeitslosen in Baden-Württemberg länger als ein Jahr ohne Arbeit seien. „Es gilt: je länger die Arbeitslosigkeit, desto geringer die Aussicht auf eine Arbeitsstelle“, so Kaufmann. Für diese Menschen seien Unterstützung und Beschäftigungsmöglichkeiten sehr wichtig, weil sie ihnen Kontakte, Tagesstruktur und Sinnerfahrung ermöglichten. Deshalb habe man mit den Beschäftigungsgutscheinen einen gesellschaftlichen und politischen Impuls für eine öffentlich geförderte Beschäftigung setzen wollen. Von der Bundespolitik forderte er, sich auf die Finanzierung von Arbeitsmöglichkeiten statt von Arbeitslosigkeit zu konzentrieren.

Laut Walter Keppler, Gemeindepfarrer in Neckarsulm und Mitglied der Landessynode, habe die Landessynode die 500.000 Euro für das Programm bereitwillig zur Verfügung gestellt. „Der Verantwortung gegenüber den Schwachen in unserer Gesellschaft war sich die Synode bewusst“, so Keppler. Für 2015 ist eine erneute Finanzierung durch die Landessynode beantragt, eine Dauerfinanzierung hingegen strebe man nicht an, da das Programm nur Modellcharakter habe.

Die Gutscheine fördern mit einem Betrag zwischen 100 und 500 Euro pro Monat eine stundenweise Beschäftigung, die häufig von sozialen Arbeitshilfeträgern wie der Neuen Arbeit in Stuttgart organisiert wird. Durch Kombination mit anderen Förderungen sind auch sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse möglich. „Die Zuschüsse für die Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen wurden in den letzten Jahren um 50 Prozent gekürzt“, bemängelte Ulrich Rabeneick, stellvertretender Geschäftsführer der Neuen Arbeit. „Die finanzielle Förderung der Jobcenter gilt nur noch denjenigen, die auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt eine Chance haben. Wir Sozialunternehmen sind gezwungen, uns auf die leistungsfähigeren Arbeitslosen zu konzentrieren“, so Rabeneick. Dies sei zum Beispiel bei suchtkranken Arbeitslosen „unterlassene Hilfeleistung“, da diese ein Recht auf eine geförderte Beschäftigung hätten. Das kirchliche Beschäftigungsprogramm helfe, die Finanzierungslücke teilweise zu schließen.

Die positiven Auswirkungen der Beschäftigungsgutscheine bestätigten auch diejenigen, denen sie zugute kommen. Einer von ihnen ist Thomas Fischer, der über den Gutschein als Hausmeister in der Kirchengemeinde Remseck-Aldingen angestellt ist. „Durch den Beschäftigungsgutschein habe ich wieder eine Aufgabe und eine Struktur in meinem Leben. Ich fühle mich dadurch gut, ich bekomme Anerkennung “, sagte der über lange Zeit Arbeitslose. Gemeindepfarrer Jens Keil war einer der ersten, der einen Gutschein beantragt hatte. „Für uns als Gemeinde war das eine ideale Gelegenheit: Herr Fischer hatte sich bereits als Krankheitsvertretung bewährt, wir hatten noch einige Wochenstunden zu besetzen und können ihn so weiterhin unterstützen, sogar mit Aussicht auf eine feste Anstellung“, so Keil.

Zwar sei das Programm nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Kaufmann, doch es sensibilisiere die Kirchengemeinden und die Gesellschaft für die Lebenssituation von Langzeitarbeitslosen. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Politik die Zeichen erkennt und öffentlich geförderte Beschäftigung ermöglicht“, so Kaufmann. Erste Schritte habe die Landespolitik bereits getan.