27. Juni 2018 News

Gemeinsam statt einsam – Hauswirtschaft in Baden-Württemberg

© Robert Baumann/rhw management

Zum zweiten Mal veranstalteten die Verbände unter dem Dach der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Baden-Württemberg e.V. (LAG) am 27. Juni 2018 in Stuttgart eine Fachtagung, die zentrale Themen der Hauswirtschaft in den Blick nahm. 240 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und ließen sich vom Grußwort von Sozialminister Manne Lucha und der Präsidentin des deutschen Hauswirtschaftsrats sowie den zahlreichen Referenten inspirieren.

Anette Sauer, Landesbezirksfrauensekretärin von Verdi, ermutigte die Teilnehmehmdene, mit Kraft, Mut und Ausdauer ihre Ziele zu verfolgen. „An uns geht kein Weg vorbei!“ müsse das Motto in jedem Betrieb sein, denn Jammern nütze nichts. Dazu gehöre, sich seines eigenen Könnens bewusst zu sein und sich auf dieser Basis im Betrieb und nach außen zu vernetzen. Auf Verbandsebene begrüßte sie die Gründung des Dachverbundes, mit dem ein wichtiger Schritt getan sei, um der Hauswirtschaft Gehör zu verschaffen.

Elisabeth Leicht-Eckardt, Professorin für Haushaltswissenschaften an der Hochschule Osnabrück, stellte klar, dass Nachhaltigkeit und Inklusion Themen seien, die die Hauswirtschaft schon immer im Blick habe und nach außen hin viel mehr besetzen müsse. „Gemeinsam statt einsam“ müsse für die Einrichtung nach innen und außen gelten, aber auch für die Profession. Daher begrüßt sie das SAHGE-Modell von Prof. Dr. Meier-Gräwe, das das Gemeinsame der Gesundheits- und hauswirtschaftlichen Berufe in den Blick nimmt. „Reden Sie darüber, dass Pflege ohne Hauswirtschaft nicht arbeiten kann“, gab sie den Zuhörern mit auf den Weg.

"Wie kann ich meine Mitarbeitenden fördern und stärken?“ war das Thema, zu dem Ute Krützmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Münster, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wichtige Impulse gab. Ein guter Ansatz sei es, auf das eigene Berufsleben zu schauen und zu überlegen, an welcher Stelle Voraussetzungen für persönliches Wachstum gegeben waren. In der Rolle als Führungskraft sei es wichtig damit zu beginnen, die Kompetenzen der Mitarbeitenden anzuerkennen und Talente zu identifizieren. „Da ist es auch ein gutes Beispiel, gemeinsam über alle Hierarchieebenen zum Mittagessen zu gehen“, meinte die Referentin. sie empfahl, interessierte Mitarbeiterinnen in Sitzungen mitzunehmen und sein Wissen zur Verfügung zu stellen.

© Robert Baumann/rhw management

Mit Improvisationstheater schwungvoll in den Nachmittag

Mit dem Schirmherr der Tagung, Minister für Soziales und Integration Manne Lucha, MdL, begann die zweite Hälfte der Tagung. Einen schwungvollen Einstieg in sein Grußwort lieferte ihm das Improvisationstheater Q-rage mit dem vorher aus dem Publikum eingeworfenen Begriff „Hauswirtschaftsminister“. Zuvor hatte er sich am Stand des Jobstarter-Projektes oikos über die Arbeit informiert und diese gelobt. Minister Lucha betonte in seinem Grußwort, dass sich sein Haus der Rolle der Hauswirtschaft und der hauswirtschaftlichen Berufsbildung in seinem Wirkungsbereich bewusst ist und an vielen Stellen die entsprechenden Weichen gestellt hat, sei es durch die Heimpersonalverordnung oder die qualifizierte Erbringung von Entlastungsleistungen nach dem Pflegestärkungsgesetz. Die LAG könne sich auch weiterhin der Unterstützung seines Hauses gewiss sein.

Dorothea Simpfendörfer, Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrates, stellte in ihrem Grußwort dann auch heraus, welche Stellung die Hauswirtschaft in Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern hat – auf die die hauswirtschaftlichen Akteure in anderen Bundesländern neidisch schauen. So wurde von hier aus ja auch die sog. Verbleibstudie initiiert, und als einzigem Bundesland nimmt die Zahl der Ausbildungsplätze zu. „Jetzt fehlt nur noch ein Kompetenzzentrum für Hauswirtschaft“, appellierte sie an den Minister.
Dann stellte sie die bisherige Arbeit und die Erfolge des Dachverbundes vor und warb auch unter dem Motto „Schluss mit dem Einzelaktionismus“ für das Projekt eines gemeinsamen Hauswirtschaftskongresses in Berlin am 23. und 24. September 2019. Fünf große Verbände zeichnen für die Veranstaltung verantwortlich.

Zu einem Highlight in Baden-Württemberg gehört auch, dass hier derzeit das erste Modellprojekt läuft, in dem Gutscheine für haushaltsnahe Dienstleistungen ausgegeben werden. Ruth Weckenmann, Leiterin des Stabs „Chancengleichheit am Arbeitsmarkt“ bei der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, der Stiftung Diakonie und ihrem Haus das Projekt auf den Weg gebracht. In zwei baden-württembergischen Landkreisen werden Berufstätige, Wiedereinsteigende und Arbeitslose bei der Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Haushalt unterstützt, indem diesem Personenkreis Gutscheine für haushaltsnahe Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden (für max. 20 Stunden pro Monat mit einem Zuschuss von 12 Euro pro Stunde). Gleichzeitig muss das professionelle Personal sozialversicherungspflichtig beschäftigt sein. Das Projekt läuft noch bis Ende Februar 2019.

Projekt PERLE

Große Erwartungen hatte die LAG an das vom Sozialministerium geförderte Projekt PERLE geknüpft, das Dr. Andreas Marg vorstellte. In dem Projekt ging es darum, wie ein multiprofessioneller Personalmix so gestaltet werden kann, dass Bewohner und Mitarbeiter davon profitieren. Hier hatte man erwartet, dass den hauswirtschaftlichen Kräften eine wichtige Rolle im Personalmix zukommt. Die Ergebnisse zeigten allerdings, dass in den acht Modelleinrichtungen oft ein Konzept fehlt und vieles zufällig oder gewachsen ist. Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten der Personalverordnung nicht in allen Einrichtungen wirklich genutzt werden.

„Gemeinsam statt einsam“ – das haben sich auch die hauswirtschaftlichen Verbände in Baden-Württemberg auf die Fahne geschrieben: Seien es die Expertennachmittage im Rahmen der Ausbildungsinitiative oder die politische Arbeit: Die Tagung hat gezeigt, dass die Hauswirtschaft in Baden-Württemberg etabliert ist.

© Robert Baumann/rhw management