10. April 2019 News

Ausstellung dokumentiert das Engagement von Brot für die Welt

Zum 60-jährigen Bestehen der Spendenaktion der evangelischen Kirche gibt es eine Ausstellung im Biberacher Rathausfoyer.

Im Advent 1959 begann eine besondere Weihnachtsgeschichte: Zum ersten Mal wurden deutschlandweit Spenden für die Aktion „Brot für die Welt“ gesammelt. Seit dieser Zeit setzen sich die Verantwortlichen und Tausende freiwillige Helfer in unzähligen Projekten für die Überwindung von Ungerechtigkeit, Hunger und Armut in der Welt ein.

Pfarrer Peter Schmogro sprach bei der offiziellen Ausstellungseröffnung darüber, wie es anfing. Er erinnerte an die gewaltige Spendenaktion der Menschen in Nordamerika, die mit „Care-Paketen“ halfen, die erste Nachkriegsnot in Deutschland zu lindern. Regierung und Kirchen waren dafür außerordentlich dankbar, baten aber, die Hilfen ab 1960 einzustellen. Man musste und wollte allein mit den Aufgaben der Versorgung der Menschen fertig werden, wollte die Dankbarkeit Deutschlands und seiner Menschen an andere weitergeben. Die erste Spendenaktion erbrachte im Dezember 1959 allein in Biberach bereits mehrere Tausend Mark.

Kulturdezernent Jörg Riedlbauer sprach von der Gründung dieser im besten Sinne sozialen Bewegung am 12. Dezember 1959 in Berlin, direkter Anlass war damals eine Hungersnot in Indien. Er zitierte den evangelischen Theologen und während der Nazizeit Mitglied der „Bekennenden Kirche“, Helmut Gollwitzer: „Was heute Abend an uns geschehen soll, ist eine Aufrüttelung, ein Herausgerütteltwerden aus der Trägheit des Herzens, aus törichter, kurzsichtiger verantwortungsloser Trägheit.“ Riedlbauer: „Der Begriff verantwortungslose Trägheit war gemünzt auf wachsende Konsummentalität, den Einstieg in eine wohlhäbig saturierte Gesellschaft.“ Riedlbauer fragte weiter, ob wir hier in Biberach, wo quasi Vollbeschäftigung herrscht, eine solche Ausstellung brauchen? „Doch ja, Armut gibt es auch hier. Im Biberacher Tafelladen kaufen je Einkaufstag etwa 45 bis 70 Haushalte ein.“ Und grundsätzlich: „Der Geist einer Stadtgesellschaft manifestiert sich nicht zuletzt in den drei ebenbürtigen Linien eines Dreiecks von Bildung, Kultur und sozialer Verantwortung. Die Seiten müssen ausgewogen sein für ein tragfähiges Zusammenspiel in der kommunalen Daseinsfürsorge.

Dekan Hellger Koepff erzählte persönliche Erinnerungen, wie er 55 Jahre die Aktionen von „Brot für die Welt“ begleitet hat. Er sprach von nachdrücklichen Erfahrungen während Studienzeiten in Afrika, als er sich mit der Wasserversorgung der Dorfbevölkerungen befasste. „Hilfe zur Selbsthilfe“ war das Prinzip. Primär brauchen Frauen Unterstützung. Koepff: „Wenn du ein Land entwickeln willst, fang bei den Frauen an.“

Mirjam Knecht vom Diakonischen Werk in Stuttgart ging zurück zum Anfang, erzählte, dass die Berliner Aktion als einmaliges Geschehen vorgedacht war, dass sich das Ganze aber dann schnell erweitert habe, um weltweit wirkungsvoll helfen zu können. Sie sprach über die Plakate und ihre Leitthemen in den 60 zurückliegenden Jahren. Das erste Motiv war der emporgestreckte Arm eines hungernden Menschen. Spätere plakativ gestaltete Stichworte waren Frieden, Hunger durch Überfluss, Solidarität, menschliche Würde.

Einige der Plakate sind in der Ausstellung im Rathaus zu sehen. Es werden auch Bilder und Dokumente gezeigt, die das gesellschafts-diakonische Engagement der Evangelischen Kirche in Biberach während dieser 60 Jahre dokumentieren. In diesen sechs Jahrzehnten sind in Biberach für „Brot für die Welt“ rund 1,6 Millionen Euro gespendet worden.

Margarete Kührt, zusammen mit Peter Schmogro Vorsitzende des Diakonieausschusses der evangelischen Kirchengemeinde, sprach von eigenen Erfahrungen in Sambia, dankte den Rednern für ihre nachdrücklichen Beiträge.

Am Montag und Dienstag, 15. und 16. April, wird das Brot für die Welt-Mobil auf dem Marktplatz stehen, das wissenswerte Informationen über die jährliche Spendenaktion vermittelt.