18. September 2019 News

"Die Wohnung ist nicht alles, aber ohne Wohnung ist alles nichts!"

Oberkirchenrat Dieter Kaufmann beim Fachtag "Evangelisch bauen".

Fachtag zum Thema „Evangelisch bauen“

Hilfe für Menschen in Wohnungsnot hängt wesentlich davon ab, dass bezahlbarer Wohnraum auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt verfügbar und zugänglich ist. Die seit Jahren beklagte Abschmelzung des öffentlich geförderten Wohnraums schreitet unaufhaltsam voran. Die Aktivitäten im Neubau reichen bei Weitem nicht aus, um Abhilfe zu schaffen. Dass Wohnraum wichtig für den Menschen ist, betonte Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg, zu Beginn des Fachtages aus: „Wenn Menschen keine Wohnung haben, dann ist das ein gesamtgesellschaftliches Problem.“

Viele Einrichtungen und Dienste der freien Wohlfahrtspflege sind am Rande ihrer Möglichkeiten, wenn sie bei der Wohnungssuche unterstützen wollen. Sind Menschen in Wohnungsnot zusätzlich mit Schulden belastet, wird es noch schwieriger. Seit einigen Jahren wird diese Situation noch durch Geflüchtete verschärft. Es sind unselige Konkurrenzen der am Wohnungsmarkt Benachteiligten entstanden.

Am Fachtag „Evangelisch bauen“ wurde diskutiert, wie Kirche und Diakonie ihre gesellschaftliche Verantwortung für „evangelisches Bauen“ wahrnehmen können. Beispielsweise vergibt das Diakonische Werk an seine Mitgliedseinrichtungen (freie Träger und Kirchenbezirke) sowie an Kirchengemeinden Darlehen aus einem Siedlungsfonds. So können Gebäude gebaut oder erworben werden, im Eigentum des Trägers befindliche Gebäude instandgesetzt oder erweitert werden oder angemietete Gebäuden und Wohnungen. Die Darlehen sind zur Mitfinanzierung von Maßnahmen des Trägers gedacht, die geeignet sind, Wohnraum zur Vermietung an sonst schwer vermittelbare Wohnungssuchende bereitzustellen.

Welche Möglichkeiten beim Bau es gibt, berichteten am Fachtag Fachfrauen und –männer. Beispielsweise durch ein konsequentes Priorisieren wesentlicher Baustandards und durch das Weglassen verzichtbarer Details schaffen Marcus Witzke, Vorstand der Hoffnungsträger Stiftung, und Thorsten Blattner, Architekt und Entwickler beim Büro andOffice bezahlbaren Wohnraum. Unter der Überschrift  „entwickeln – planen – bauen“ berichtete Matthias Schäfer, Geschäftsführer der Firma Mörk, von der Vision der Quartiersentwicklung. Eine konsequente Quartiersentwicklung mit Prinzipien der Durchmischung, Vermeidung einer Ghettoisierung, Qualität des Zusammenwohnens befriedet langfristig und nachhaltig.

Marco Mander, Prokurist, berichtete von einem konkreten Quartiersprojekt in Leonberg in der prominenten Stadtachse, der Rathausgalerie: Seit 2014 wird das Areal geprüft und mit potentiellen Partnern entwickelt. Die Ausführungszeit läuft seit März 2017 bis Ende 2019. Im Mikro-Quartier gibt es ein Pflegeheim mit 90 Plätzen, Einzelhandelsflächen und ein Café im Erdgeschoss, ein Mehrgenerationenhaus mit altengerechten Wohnungen und Stellplätze in einer Tiefgarage. Im Dachgeschoss haben Mitarbeiterwohnungen Platz. Das Energiekonzept profitiert von der zentralen Lage des Mini-Quartiers, die Fernwärme aus dem benachbarten Schulzentrum kann genutzt werden.