25. Juni 2019 News

Friedensnobelpreisträger Mukwege in der Stuttgarter Stiftskirche

Dr. Denis Mukwege erhielt den Friedensnobelpreis 2018 für seinen Einsatz für die Gesundheit und Rechte der Frauen in der Demokratischen Republik Kongo. Am 24. Juni sprach Dr. Mukwege in der Stiftskirche Stuttgart zu Menschenrechten und Wege aus der Gewalt gegen Frauen im Kongo – und weltweit.

„Ich stand am OP-Tisch – da hörte ich plötzlich Schreie. Ich dachte, es sei etwas schlimmes passiert. Plötzlich stürmte die Anästhesistin in den OP und fiel mir um den Hals. ‚Sie haben den Friedensnobelpreis bekommen‘, schrie sie.“ So erfuhr Dr. Denis Mukwege im November 2018 vom Gewinn des wichtigsten internationalen Friedenspreises für seine Arbeit.

Der kongolesische Gynäkologe, Menschenrechtsaktivist, Gründer und leitender Chirurg des Panzi-Hospitals in Bukavu gilt als weltweit führender Experte für die Behandlung von Verletzungen von Mädchen und Frauen, die durch Gruppenvergewaltigungen sowie durch gezielte physische Unterleibsschändungen verursacht wurden. „Engel von Bukavu“ – so nennen ihn die Frauen, die im Panzi-Krankenhaus in der ostkongo-lesischen Stadt Bukavu Behandlung suchen. Dort hat Denis Mukwege seit 1999 tausende Mädchen und Frauen behandelt, die Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Ihre Berichte ähneln sich: Bei der Feldarbeit wurden sie durch Milizen verschleppt und misshandelt, bei Überfällen auf ihre Dörfer vergewaltigt. Der 63-jährige Gynäkologe hat ein umfassendes Behandlungsprogramm für die Frauen entwickelt und setzt sich kompromisslos für ihre Rechte ein.

„Heilung ist nur möglich, wo Menschen Gerechtigkeit erfahren“, sagt Denis Mukwege. Es muss sich politisch etwas ändern. Die Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe darf nicht länger geduldet werden. Und es braucht einen fairen Handel mit den Rohstoffen wie Gold, Diamanten, Coltan und Kobalt aus dem Kongo, um deren Kontrolle seit Jahren Milizen und Soldaten kämpfen. Mukwege ruft dazu auf, sexualisierte Kriegsgewalt einhellig zu verurteilen und die Vergewaltiger wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Gericht zu stellen. In seinem Vortrag zeigte er auf, inwieweit auch Handys und Elektroautos mit den Konflikten im Kongo zu tun haben.

Dr. Gisela Schneider, Direktorin Difäm, Dr. Denis Mukwege, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann

Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonisches Werks Württemberg, und Jörg Nowak, stellvertretender Abteilungsleiter Kommunikation & Presse bei dem katholischen Missionswerk Missio, wiesen darauf hin, dass besonders Christen Konsumenten seien, die bei europäischen Konzernen kritisch nachfragen können und müssten, was die Produktionsbedingungen von seltenen Erzen im Kongo betrifft. Oberkirchenrat Kaufmann betonte, dass die nationale Diakonie nicht von der internationalen zu trennen sei. Daher setze sich auch die Diakonie vor Ort für Nachhaltigkeit und das Gemeinwohl ein.

Dr. Mukwege wird seit mehr als zwei Jahrzehnten vom Deutschen Institut für ärztliche Mission (Difäm) unterstützt. Das Difäm organisierte die Veranstaltung in Kooperation mit Missio, der Diakonie Württemberg und Brot für die Welt.

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