17. Februar 2020 News

Staatssekretärin würdigt Ehrenamtskreis

Staatssekretärin Bärbl Mielich (4.v.l.) im Schwäbisch Haller Diak-Klinikum.

Staatssekretärin Bärbl Mielich würdigte im Schwäbisch Haller Diak-Klinikum den Kreis Demenz/Delir. Albrecht Ottmar vom Diakonischen Werk Württemberg unterstützte und begleitete das Projekt im Auftrag der Liga der freien Wohlfahrtspflege im Rahmen des Förderprogramms „Engagiert in Baden-Württemberg“.

Seit einem Jahr gibt es am Haller Diak die Ehrenamtsgruppe Demenz/Delir unter Leitung von Klinikseelsorger Pfarrer Hans-Martin Bauer, Chefarzt Professor Dr. Thorsten Steinfeldt, Chefärztin PD Dr. Birgit Herting und Elisa Johannsdottir, Stabsstelle Weiterentwicklung in der Pflege. Mit 17.350 Euro unterstützt das Ministerium für Soziales und Integration mit Staatssekretärin Bärbl Mielich diese neuartige Initiative. Mit der Ehrenamtsgruppe will das Schwäbisch Haller Diak der wachsenden Zahl alter und älterer Patienten im Krankenhaus begegnen.

„Rund 85 Prozent der Patienten, die in Schwäbisch Hall operiert werden, sind älter als 55 Jahre. Gerade sie sind häufig vom postoperativen Delir, also von teilweise langanhaltenden Verwirrtheitszuständen nach den Eingriffen, betroffen“, weiß Professor Dr. Thorsten Steinfeldt. Ihren besonderen Bedürfnissen in der Zeit nach dem Eingriff gerecht zu werden, ist für das Pflegepersonal sehr schwierig und zeitintensiv. „Patienten, die unter einem Delir leiden, sind häufig verwirrt bis psychotisch. Sie brauchen den ganzen Tag Fürsorge und Betreuung – da kam uns die Idee, die gut ausgebaute Ehrenamtsarbeit am Diak mit einzubinden“, ergänzt er. In Schulungen wurden den ehrenamtlichen Damen und Herren der Umgang mit den besonderen und herausfordernden Verhaltensweisen, aber auch zur Kommunikation mit den Patienten beigebracht. Ehrenamtskoordinatorin Andrea Laun-Tempel kann, nachdem die Schulungen absolviert wurden, die Ehrenamtlichen in den Einsatz einteilen. „Aus den Stationen erfahren wir, wo es Bedarf für einen Besuch unserer Mitarbeitenden gibt“, sagt Laun-Tempel.

Bärbl Mielich würdigte die Arbeit des Ehrenamtsteams: „Ich bin froh, dass es ein solches Engagement gibt. Patienten, die von einer demenziellen Erkrankung oder von einem Delir betroffen sind, benötigen im Krankenhaus eigentlich eine Eins-zu-Eins-Betreuung. Im Gesundheitswesen haben wir bis heute noch keine Antwort auf diese drängende Frage zum Umgang mit alten Menschen in Krankenhäusern gefunden. Das Engagement in Schwäbisch Hall ist deshalb eine wertvolle Unterstützung für die Patienten und für die professionelle Pflege.“ Patienten, die einmal unter einem postoperativen Delir gelitten haben, haben ein deutlich höheres Risiko, später eine demenzielle Erkrankung zu entwickeln.

Elisa Johannsdottir freut sich über die finanzielle Unterstützung des Ministeriums: „Die Patienten spüren, dass jemand da ist und sich mit ihnen beschäftigt. Wir brauchen eine `Willkommenskultur zurück´ für vom Delir betroffene Menschen.“ Denn je kürzer ein Patient im Stadium eines Delirs ist, desto geringer die Gefahr einer späteren Demenz. Steinfeldt, Herting, Johannsdottir und Klinikseelsorger Bauer können nach einem Jahr Bestehen der Gruppe auf ein positives Zwischenfazit blicken. „Wir merken, dass Patienten, die in einem Zustand des postoperativen Delirs sind, schneller zurück ins Leben finden, wenn sie umfassend betreut werden.“ Den Ehrenamtlichen werden Hilfsmittel wie Kuschelpuppen, Musik-CDs oder Bücher an die Hand gegeben, um einen Einstieg in die Kommunikation mit den demenziell Erkrankten und von Delir betroffenen Patienten zu erleichtern.

Diakoneo-Gesundheitsvorstand Michael Kilb hob die Arbeit der Ehrenamtlichen hervor, die sich trotz teilweise schwieriger Situationen nicht entziehen und sich für die betroffenen Patienten einsetzen und engagieren. „Ehrenamt lebt von Würdigung. Dass Sie, Frau Staatssekretärin, heute hier sind und dass das Ministerium unsere Ehrenamtlichen so großzügig finanziell unterstützt, ist ein wichtiges Zeichen für die Dringlichkeit des Engagements.“  Mielich ergänzt: „Ehrenamtliche sind auch fester Bestandteil einer wehrhaften und starken demokratischen Gesellschaft. Wer sich für andere einsetzt und stark macht, der ist auch bereit, Dinge zu verändern.“