11. Oktober 2013 Pressemitteilung

„Flüchtlingsdrama vor Lampedusa ist ein Skandal“

Integrationspreis wird von Kirche und Diakonie zum vierten Mal vergeben. Auszeichnung für sieben Gruppen und Einzelpersonen.

Stuttgart, 11. Oktober 2013. Zum vierten Mal haben in diesem Jahr die Evangelische Landeskirche und die Diakonie Württemberg einen Integrationspreis vergeben. „Aufeinander Zuwandern – Für ein gutes Miteinander von Einheimischen und Zugewanderten“ war das Motto des Preises, der heute in Stuttgart übergeben wurde. 36 Initiativen oder Ein­zelpersonen aus Württemberg haben sich um den Preis beworben oder wurden vorge­schlagen. Sieben Bewerbungen hat die Jury mit einem Preis ausgezeichnet. Dank der Unterstützung durch die Evangelische Kreditgenossenschaft (EKK) konnten insgesamt 5000 Euro als Preisgelder überreicht werden.

Bei der Preisübergabe vor rund 250 Gästen, nannte der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, den Schutz von Zuwanderern „ein Gebot Gottes“. „Aktuelle Flüchtlingsdramen wie vor Lampedusa und die damit verbundene Nicht-Reaktion der EU-Flüchtlingspolitik sind für uns ein bleibender und herausfordernder Skandal“, so Kaufmann. „Wir müssen daran arbeiten, dass das Thema Zuwanderung nicht von der politischen Tagesordnung verschwindet. Wir fordern weiterhin die Aufhebung des Arbeitsverbots für Flüchtlinge.“ Die Ausgezeichneten des Abends  seien „Botschafterinnen und Botschafter, die jeder Form rassistischen oder rechtsextremen Denkens und Handelns widersprechen und damit Akzente setzen für ein gleichberechtigtes Zusammenleben in einer Gesellschaft der Vielfalt.“.

Professor  Dr. Omar Hamdan, Leiter des Zentrums für islamische Theologie der Universität Tübingen, lobte in seinem Vortrag die wichtige und zukunftsorientierte politische Entscheidung Imame und islamische Religionswissenschaftler auch in Deutschland an Hochschulen auszubilden. Dies sei sinnvoll und notwendig, um auch in muslimischen Gemeinden auf die aktuellen interreligiösen und gesellschaftlichen Impulse eingehen zu können. Hamdan fügte hinzu: „Wir können hierbei auch auf einen reichen Erfahrungsschatz unserer Schwestern und Brüder der evangelischen und katholischen Kirche zurückgreifen und von diesen lernen.“

Ehrengast bei der Preisverleihung war Tülay Schmid, Ehefrau des baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsministers. Sie betonte im Gespräch mit Pressesprecher Peter Ruf ihre Wertschätzung für die vielfältige Arbeit und die Fähigkeiten der Preisträger. „Die Ausgezeichneten senden mit ihrem Engagement ein wichtiges Signal an die Mehrheitsgesellschaft.“ Zudem warb die in zwei Nationen verwurzelte Schmid für mehr Integration: „Jeder hat Vorurteile. Bei Integration geht es darum Vorurteile in Frage zu stellen und darüber hinauszuwachsen.“

Die Jury zeichnete im Laufe des Abends folgende Gewinner mit dem Integrationspreis der Evangelischen Landeskirche und der Diakonie Württemberg aus:

Die Bahnhofsmission Stuttgart für ihr intensives Engagement zur Integration von Arbeitsmigranten der Großbaustelle Stuttgart 21. Den Christlich-muslimischen Nachbarschafts- und Freundeskreis Reutlingen für seine interkulturelle und interreligiöse Arbeit. Niki-Nina Hatzopoulou für die Leitung und ihr persönliches Engagement in dem seit 1983 bestehenden griechischen Frauenchor, der jetzt als Internationaler Frauenchor zur Integration beiträgt. Das Hospiz Leonberg e.V. für die wertvolle und besonders kultursensible Arbeit im Umgang mit Abschied und Tod. Harald Huber für sein anhaltendes und umfangreiches persönliches Engagement für Flüchtlinge und Asylsuchende in der Region Schwäbisch Hall und Crailsheim. Den Interkulturellen Garten Aalen für die Idee eines internationalen Gartenprojekts über Religions- und Konfessionsgrenzen hinweg. Dr. Josef Önder und Schülerinnen und Schüler der Dr.-Engel-Realschule Eislingen für ihr gemeinsames deutsch-aramäisches Buchprojekt „Aram und Aurora – Eine aramäisch-deutsche Freundschaft .. oder doch mehr?“

Die Vergabe des Preises wird auch in Zukunft in zweijährigem Rhythmus fortgeführt werden. Die nächste Verleihung für den Integrationspreis findet im Jahr 2015 statt.

Hinweis für die Redaktionen: Unter www.diakonie-wuerttemberg.de/integrationspreis    finden Sie druckfähige Bilder von allen Gewinnern.