30. April 2013 Pressemitteilung

„Sich nicht mit der Schokoladenseite des Arbeitsmarktes schmücken“

Immer noch sind 319.978 Menschen im Land unterbeschäftigt.

Stuttgart, 30. April 2013. Auch wenn die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat leicht zurückgegangen ist, kann von einer Beruhigung auf dem Arbeitsmarkt keine Rede sein. So liegt der Stellenindex, mit dem die Bundesagentur die Arbeitskräftenachfrage abbildet, um 33 Punkte unter dem Vorjahreswert. „Die nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt, bedeutet für immer mehr Menschen, dass sie ohne Unterstützung keine Aussicht auf Integration und Teilhabe haben“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Langzeitarbeitslosigkeit sei die Hauptursache für langfristige Armut und Ausgrenzung. Nach Meinung der Diakonie ist nun die Politik gefordert, die arbeitsmarktpolitischen Anstrengungen erheblich zu verstärken. Sie fordert die Bundesregierung und die Bundesagentur auf, vor allem die öffentlich geförderte Beschäftigung wieder zu verstärken, damit Langzeitarbeitslose eine Chance auf Teilhabe und menschenwürdiges Leben haben. „Die Politik muss endlich die Problemzonen des Arbeitsmarktes anpacken, statt sich mit seiner Schokoladenseite zu schmücken.“

Im April 2013 ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr um 15.175 Arbeitslose oder 6,8 Prozent auf 238.219 Personen gestiegen. Rechnet man dazu die Personen dazu, die derzeit in Maßnahmen der Arbeitsagentur sind, sind tatsächlich 319.078 Personen unterbeschäftigt. Gleichzeitig hat sich die Zahl der gemeldeten freien Stellen in diesem Monat laut Regionaldirektion aber um 16,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verringert. 70.686 Personen oder 29,7 Prozent aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos, innerhalb des SGB II, also im Hartz-IV-Bezug, sind es sogar 43,7 Prozent. Diese Zahlen zeigen: Immer mehr Menschen geraten in die Gefahr, langzeitarbeitslos zu werden. Ihre Chancen auf Rückkehr in den Arbeitsmarkt werden mit der Dauer der Arbeitslosigkeit immer geringer. Zwar konnten im Januar 60.670 ihre Arbeitslosigkeit beenden. Nur ein geringer Teil davon hat aber wirklich Arbeit gefunden. Denn 45,3 Prozent von ihnen, bei den SGB-II-Empfängern sogar 60,8 Prozent, gingen in Nichterwerbstätigkeit oder in einen unbekannten Status.

Die offizielle Zahl der Langzeitarbeitslosen zeigt nur einen Teil der Wahrheit. Denn tatsächlich sind es erheblich mehr. Schon kurzfristige Unterbrechungen (Krankheit, kurzfristige Jobs etc.) führen zur Beendigung der statistischen Langzeitarbeitslosigkeit. Deshalb sind 132.625 oder 55,7 Prozent aller Arbeitslosen im Februar Hartz-IV-Empfänger. Dazu gehören die, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, und die, die sich keinen Anspruch auf Leistungen der Arbeitslosenversicherung erarbeiten konnten, weil sie nur kurzfristig beschäftigt waren. Insgesamt sind mit Angehörigen 426.519 Menschen in Baden-Württemberg Hartz-IV-Empfänger. Problematisch für diese ist die lange Zeit der Arbeitslosigkeit. Die durchschnittliche Dauer ihrer Arbeitslosigkeit beträgt jetzt 509 Tage, während es im April 2012 „nur“ 492 Tage waren. Nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) muss sich nahezu die Hälfte ehemaliger Arbeitslosengeld-II-Empfänger nach einer Arbeitsaufnahme binnen eines halben Jahres erneut arbeitslos melden. 30 Prozent derer, die sich nach einer Beschäftigung arbeitslos melden müssen, erhalten direkt wieder SGB-II-Leistungen, weil es ihnen nicht gelungen ist, Ansprüche der Arbeitslosenversicherung zu erarbeiten.