Niemanden alleine lassen
Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller rief zum Abschluss der Woche der Diakonie in ihrer Predigt in der Stadtkirche Göppingen zum „Dranbleiben“ auf.
Diakonisches Handeln bezeuge den Glauben in besonderer Weise, so die Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg. Während des Lockdowns hätten Menschen in Krisen weiterhin diakonische Beratung und Unterstützung bekommen, sagte die Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg.
„Alle Menschen müssen Teilhabe erfahren und ein Leben in Würde leben können. Niemand darf verloren gehen: kein Mensch mit sozialen Risiken, kein Mensch mit einem krummen Lebensweg, mit Scheiternserfahrungen, kein Mensch in Krankheit und Alter.“ Nicht nur in der Pandemie gehe es um jedes Menschenleben, um jeden Einzelnen gehe es bei der Integration: In den Arbeitsmarkt, in der gesundheitlichen Versorgung, es gehe um Teilhabe für Geflüchtete und Traumatisierte. Um Kinder, die im Homeoffice keine Computer zur Verfügung haben, um Frauen, die sexuelle Ausbeutung und Gewalt erleiden, um Arbeitslose, die Tagesstruktur und Beschäftigung angeboten bekommen. „Diakonisches Handeln ist Nachfolge, Nachfolge in der Zusage der Barmherzigkeit Gottes, der der gute Hirte unseres Lebens ist.“
Wie dies konkret im Kirchenbezirk Göppingen umgesetzt wird, berichteten Leitungen diakonischer Einrichtungen. Sascha Lutz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Göppingen, berichtete am Beispiel des Kontaktladens für Drogenabhängige vom „Dranbleiben“. Zunächst habe man schließen müssen, sehr schnell sei aber klar gewesen: „Wir dürfen diese Menschen nicht alleine lassen.“ So habe man ein Essen zum Mitnehmen mit einer kleinen Ansprache angeboten. Die Beratung für Menschen in Nöten habe telefonisch, per Video und auch aus dem Fenster heraus oder beim Spaziergang stattgefunden. Für Menschen in akuter finanzieller kirchlicher Notlage könne er unbürokratisch Unterstützung durch den Corona-Soforthilfe-Fonds „Mutmacher“ von Landeskirche und Diakonie bekommen, lobte er. Die Situation in der Wohnungslosenhilfe schilderte Wolfgang Baumung, Leiter von Haus Linde. Weil Aufenthaltsorte wie Tagesstätten oder wärmende Kaufhäuser weggefallen waren, haben die Mitarbeitenden vom Haus Linde Plexiglasscheiben beschafft und Duschen geöffnet, die sie selbst desinfizierten. Auch eine „Vesperkirche to go“ habe man ermöglicht. „Uns ist wichtig, dass es jemanden gibt, der für diese Menschen da ist.“ Sigrun Rose-Weine von der BruderhausDiakonie informierte über Wege, wie junge Menschen mit psychischen Störungen und Schulverweigerer etwa über einen Bus besucht wurden. Diakoniepfarrer Martinus Kuhlo berichtete vom Engagement der Wilhelmshilfe bei der Fachkräftegewinnung unter den Bedinungen der generalistischen Pflegeausbildung. Nur so könne man in der Pflege „dranbleiben“, die Notwendigkeit habe die Pandemie deutlich gezeigt.
Die Woche der Diakonie ist die größte Sammelaktion in Baden-Württemberg. In allen evangelischen Gottesdiensten in Württemberg wird am Tag der Diakonie um Spenden für die diakonische Arbeit gebeten.