26. Januar 2023

Mit Freude bei den Menschen

Gerlinde Kretschmann und Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller halfen in der Vesperkirche Göppingen mit und gestalteten auch die Andacht gemeinsam.

„Es ist einfach schön bei euch“, sagt Kretschmann, die schon vor vier Jahren in Göppingen mitgeholfen hatte, zu ihrer Motivation, den Weg auf sich zu nehmen. Sie war vor Jahren an die Diakonie Württemberg herangetreten mit dem Wunsch, Vesperkirchen zu besuchen. Bei ihrem Besuch waren ihr die Gespräche mit Essensgästen und Ehrenamtlichen sehr wichtig, ganz besonders aber auch das Mithelfen. „Ich will auch mal dienen, was praktisch für andere Menschen tun, wenigstens im Kleinen“, sagt sie, auch wenn es nur wenige Stunden im Jahr seien. Weitere Besuche bei anderen Vesperkirchen hat sie für dieses Jahr schon festgemacht.

Annette Noller ist berührt davon, dass so viele Menschen sich engagieren und vom „tollen Miteinander“ im Team und unter den Gästen. „Die Vesperkirchen zeigen uns aber auch, dass es viele Menschen gibt, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen. Die sonst ohne Gemeinschaft sind und sich meist kein warmes Essen machen.“

Noller und Kretschmann gestalten zusammen die kurze Andacht, die täglich um 12 Uhr in der Göppinger Stadtkirche dran ist. Es geht um das Verlorene und Wiedergefundene und darum, dass Jesus mit allen Menschen am Tisch sitzt und isst. Obwohl das Weiteressen an den voll besetzten Tischen erlaubt ist, wird es mucksmäuschenstill. Und am Ende gibt es spontan Applaus.

Für sechs Wochen, noch bis zum 19. Februar, öffnet die Vesperkirche täglich von 10:30 bis 13:30 Uhr. „Gemeinsam an einem Tisch“ lautet das Motto. Das Gotteshaus wird zu einem Ort, an dem Menschen zu einem Mittagessen, zu einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen zusammenkommen. Es gibt auch Nahrung für die Seele in Form einer kleinen Mittagsandacht, die den Menschen auf der Schattenseite des Lebens wieder Mut macht und ihren täglichen Überlebenskampf ein wenig vergessen lässt. Unter den Gästen sind viele ältere Mitmenschen, Alleinerziehende mit ihren Kindern und Arbeitslose. Die Göppinger Vesperkirche setzt ein Signal, Menschen aus dem Landkreis mit wenig Geld in den Blick zu nehmen und bewusst zu machen, dass immer mehr Menschen am gesellschaftlichen Leben nicht mehr teilnehmen können, weil ihnen das Geld dazu fehlt. Angesichts der Preissteigerungen in allen Bereichen ist zu befürchten, dass dieser Trend noch deutlich zunehmen wird.

Die Vesperkirche erhebt keinen Mindestbeitrag für das Essen, sondern hofft auf Spenden an der Kasse in der Stadtkirche. Somit können auch die Gäste mit wenig Geld im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen finanziellen Beitrag leisten. Wer mehr Geld zur Verfügung hat, darf auch etwas mehr spenden. Auf diesem Weg kommen etwa 20.000 Euro pro Aktion in die Kasse der Vesperkirche, dem stehen Gesamtkosten von rund 65.000 Euro entgegen. Der fehlende Betrag muss über weitere Spenden finanziert werden, neben der eigentlichen Arbeit des LINDE e.V., der Wohnungslosenhilfe im Landkreis Göppingen, die ebenfalls auf Spenden angewiesen ist.

Die Vesperkirche Göppingen gibt es im 28. Jahr. Sie ist gleich nach der ersten Vesperkirche in der Leonhardskirche in Stuttgart eröffnet worden und damit die zweitälteste Vesperkirche. Es kommen pro Tag durchschnittlich 180 Gäste, die Organisation übernehmen insgesamt rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die an sieben Tagen pro Woche in den verschiedenen Arbeitsbereichen ihren Dienst mit hohem Engagement versehen. Sie findet statt in Kooperation des Haus LINDE e.V. (Einrichtung für ältere Menschen mit Behinderung), der Göppinger Verbundkirchengemeinde und dem Wilhelmshilfe e.V.

Im Herbst und Winter haben in Baden-Württemberg 38 Vesperkirchen ihre Türen geöffnet und bieten eine warme Mahlzeit, Gemeinschaft und Unterstützung. Es kommen immer noch neue Vesperkirchenorte dazu, zuletzt Sigmaringen, Balingen und Herrenberg.

Sammlung zum Karfreitag 2024

Diakonie und Evangelische Landeskirche in Württemberg rufen zu Spenden für „Hoffnung für Osteuropa“ am Karfreitag auf. Mit dieser Aktion unterstützen die Diakonie und Landeskirche in Württemberg die humanitäre Hilfen und Soziale Arbeit ihrer langjährigen Partner in insgesamt zehn Ländern.