Junge Menschen systematisch unterstützen in Krisenzeiten
Stuttgart, 18. Oktober 2023 – Ein Jahr nach dem Startschuss scheint die Stuttgarter Initiative „schools for future“ notwendiger denn je zu sein. Dies zeigte sich in dieser Woche bei der Kickoff-Veranstaltung für die zweite Runde des Modellprojekts. Die Beteiligten konnten nicht nur eine erfolgreiche Bilanz ziehen, sondern auch gestärkt die zweite Etappe des bis 2025 laufenden und von der Stadt Stuttgart finanziell geförderten Pilotprojekts angehen. Es bietet eine systematische Herangehensweise bei der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen.
Bestärkt haben die Verantwortlichen positive Signale aus dem Stuttgarter Gemeinderat und dem baden-württembergischen Landtag. Als Sprecherin der Initiative hofft Britta Schilhanek, dass sich dem Modellprojekt weitere Kommunen anschließen. Die Soziologin, die sich bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (eva) um das Thema „Prävention seelische Gesundheit“ kümmert, erinnerte daran, wie belastend sich die Corona-Pandemie und die folgenden Krisen wie der Ukrainekrieg auf Kinder und Jugendliche auswirken, die sich ohnehin in einer kritischen psychischen und sozialen Lebensphase befinden.
Nicht nur für Schilhanek ist klar, „dass dringend umfangreiche Unterstützung und Begleitung in dieser Zeit vielfältiger Krisen geleistet werden muss“. Deshalb haben sich mehrere Träger sozialer Arbeit in Stuttgart entschlossen, ihre Kräfte zu bündeln, um Kinder und Jugendliche zu bestärken. Daraus ist laut Schilhanek „ein bisher einzigartiges Konzept der Präventionsarbeit in Stuttgart und Baden-Württemberg“ entstanden. Ziel ist, dass Schule als Lebensraum gesundheitsfördernd ist. Die vier Träger kooperieren und stehen in engem Austausch mit den Schulen, um das Konzept weiterzuentwickeln. Zuständig für das Thema seelische und psychische Gesundheit ist die eva, für Gewaltprävention ist die Sozialberatung Stuttgart e.V. verantwortlich, das Thema Regenbogenbildung behandeln die Vereine fetz und Weißenburg und Einzelberatung bieten der Mädchengesundheitsladen bzw. Jungen im Blick an. Zielgruppe der Initiative „schools for future“ sind nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Fachkräfte an Schulen und Eltern.
Die Angebote der Träger stehen neun ausgewählten Schulen aller Schularten kostenfrei zur Verfügung. Ob das Modellprojekt unter Federführung des Stuttgarter Jugendamts entlastend und unterstützend wirkt, soll eine Evaluation der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg im Laufe des Schuljahrs 23/24 zeigen.
Dass sich das Modellprojekt inzwischen etabliert hat, ist bei der Kick-Off-Veranstaltung deutlich geworden. So hat das Stuttgarter Hölderlin-Gymnasium nach Auskunft von Heike Meyer-Siemers von der Schulleitung und Iris Hauf von der Schulsozialarbeit inzwischen alle Beratungsträger genutzt. Gut gefallen hat Hauf, wie stark sich die neunte Klasse beim Präventionsprojekt „Verrückt? – Na und! – Es ist normal, verschieden zu sein“ der eva geöffnet hat.
Koordinatorin Schilhanek kam zum Schulbesuch im Tandem mit einer jungen Frau, die erzählt hat, wie sie ihre psychische Erkrankung überwunden hat, berichtete Hauf. Aus der Klasse seien dazu viele persönliche Fragen gekommen. „Was mache ich, wenn meine Freundin betroffen ist?“ oder „Wie ist es mit Medikamenten?“ wurde beispielsweise gefragt. „Wir sind sehr dankbar, dass wir im Projekt sind, das auch finanziell unterstützt wird“, betonte die für Prävention zuständige Biologie-Lehrerin Meyer-Siemers.