02. Juni 2025

Starke Stimmen, starke Welt

Eine große Bühne in einem Kino mit Zuschauern im Saal davor.

„Wacht auf und singt mit!“, riefen Yi Yi Prue und Patrick Bopp. Und das Publikum hat sich darauf eingelassen. Das Scala hat zusammen mit Patrick Bopp und Brot für die Welt zu diesem Abend der besonderen Art eingeladen. 

Die Stimmung schwankte zwischen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit. So gab es sehr persönliche Einblicke in das Leben der eingeladenen internationalen Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten. Und dazwischen immer wieder die schönsten, einander verbindenden Lieder: von Imagine (John Lennon) bis Freiheit (Westernhagen).

Yi Yi Prue ist Klimaanwältin aus Bangladesch und ermutigte das Publikum von der Bühne aus, die Klimakrise in Verbindung zu Menschenrechten zu setzen. „Kümmern wir uns nicht um den Klimawandel, dann verlieren wir unsere ganze Lebensgrundlage, wie unsere Sprache und unsere Kultur. Deshalb sollen die, die können ihre Stimme erheben und ihre Rechte für Einmischung nutzen. Von der Politik können wir nicht viel erwarten, daher braucht es uns alle. “

Kai Schächtele moderierte durch den Abend und gibt dem Publikum mit: "Gerade jetzt ist es wichtig, auch dann in Verbindung zu bleiben und sich nicht an einzelnen Begriffen festzusaugen, wenn Meinungen und Weltbilder auseinandergehen und Schmerzen aufeinanderprallen.  Wenn die Fassungslosigkeit, der Zorn oder die Verzweiflung zu groß zu werden drohen- einfach mal den Geruch von frischem Regen genießen". 

Kenneth Mtata, per Online-Schalte Teil des Abends, ist Programmleiter im Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf und kommt aus Simbabwe. In der Zuschaltung appelliert er an das Publikum: „Für Menschen, die privilegiert sind, ist es sehr schwer anzuerkennen, dass sie privilegiert sind. Privilegien aufzugeben ist eine große, manchmal überfordernde Aufgabe - gerade für die, die so lange davon profitiert haben, ohne sich derer bewusst zu sein. Wir werden nur dann Zufriedenheit, Schutz und nachhaltige Entwicklung finden, wenn wir solidarisch mit anderen arbeiten. Nur so können wir das, was andere erleben, bewältigen. Und wenn wir selbst vor Herausforderungen stehen, brauchen wir diese Art von Solidarität selbst.“ Kai Schächtele ergänzte, dass jetzt die Zeit beginnt, Gewissheiten hinter sich zu lassen wie „Es ist gut, nur auf sich selbst zu achten - wenn es mir gut geht, geht es allen gut.“

Mit Liedern, wie Chosen Family von Rina Sawayama und Elton John sang das Publikum, angeleitet durch Patrick Bopp passende Zeilen. Darin heißt es: „Erzähl mir deine Geschichte und ich erzähl dir meine; Ich bin ganz Ohr, lass dir Zeit, wir haben die ganze Nacht; Zeig mir die überquerten Flüsse, die erklommenen Berge; Zeig mir, wer dich den ganzen Weg hierher gehen ließ.“ Und mit diesen Worten im Ohr und Herzen, wurde der dritte Gast dazugeschaltet.

Maria Luisa Aguilar Rodriguez, Direktorin der Organisation Centro ProDH, unterstützt Menschen in Mexiko in ihrem Kampf für Gerechtigkeit und Menschenrechte. Sie zeigt, welchen Mehrwert Organisationen wie ihre haben, um Menschenrechtsverstöße aufzudecken und Menschen juristisch zu befähigen. Sie beschreibt dem Publikum, was ihre Quelle von Mut ist: „Ich fühle mich jeden Tag sehr privilegiert, wenn ich die Widerstandsfähigkeit derjenigen beobachte, die trotz der schwierigsten Ereignisse in ihrem Leben die Kraft haben ihre Stimmen zu erheben und die Veränderungen fordern.“  

Patrick Bopp fügte die Kraft der Musik und darüber hinaus hinzu: „Wenn wir uns berühren lassen, statt gelähmt sind, dann entwickelt sich Mitgefühl statt Mitleid. Und wenn wir selbst im Mitgefühl mit uns selbst sind, dann können wir das auch zu andern hin sein.“ Das spürte auch das Publikum, dass den Saal anders verließ, als sie ihn betreten hatten.

Engagierte und Organisationen aus dem Ludwigsburger Raum begleiten den Abend mit Infoständen, gaben Einblicken in ihr Engagement und ermutigten sich für eine starke Zivilgesellschaft hier einzusetzen. Darunter Tragwerk e.V., für die die wunderbare Kombination von Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit begeistert hat und sie total beseelt nach Hause gefahren sind. Außerdem die Tanz und Theaterwerkstatt, Foodsharing e.V., Brotbotschafter bei Brot für die Welt, Tafel e.V., wellcome und TAF.

Kai Schächtele macht dem Publikum zum Abschluss Mut. Es sei wichtig, unbedingt an der Vorstellung von einer anderen Zukunft festzuhalten, auch und gerade dann, wenn man sich selbst sagen muss: Das ist doch nur ein ferner Traum. Nicht wer Visionen hat, muss zum Arzt gehen. Sondern wer aufhört, zu träumen, zu singen und zu lachen.