Soziale Arbeit spart der Kommune Geld

Soziale Leistungen kosten Geld – aber sie zahlen sich langfristig aus. Jeder eingesetzte Euro in der Prävention ist eine wirtschaftliche rentable Investition im Kommunalen Haushalt, so das Ergebnis einer Analyse des IEGUS Instituts für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft in Berlin.
Im Auftrag der Evangelischen Gesellschaft eva hat Benjamin Herten, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler und Mitglied der Geschäftsleitung von IEGUS, drei Angebote der eva auf ihre langfristige Rentabilität untersucht. Jetzt hat er die Studie präsentiert. In den Blick genommen hat Herten das „Haus der Lebenschance“, in dem junge Erwachsene ihren Hauptschulabschluss nachholen können. Bei „Cambio“ werden junge Menschen begleitet, die Unterstützung in der Ausbildung benötigen. „Aufwind“ kümmert sich um Kinder und Familien, in denen ein Elternteil psychisch erkrankt ist.
Als wissenschaftlichen Bezugsrahmen hat Herter den „Social Return of Investment“ (SROI) herangezogen, also die Sozialrendite. Der SROI vergleicht die eingesetzten Mittel mit den langfristigen finanziellen Rückflüssen und den vermiedenen Kosten. So lässt sich berechnen, zu welchem Zeitpunkt der monetäre Nutzen die eingesetzten Mittel übersteigt und wie sich die Sozialrendite im Lauf der Jahre entwickelt. „Meine Berechnungen fokussieren sich auf den kommunalen Haushalt. Wenn durch präventive soziale Angebote für junge Menschen der Bezug von Transferleistungen wie Bürgergeld vermieden wird, kommt das direkt der Kommune zugute“, sagt Herten.
Drei Beispiele: Die Mittel, mit denen die Stadt Stuttgart das Haus der Lebenschance mitfinanziert, erreichen den „Break-Even-Point“ nach neun Jahren – unter der realistischen Annahme, dass von den durchschnittlich 12 Teilnehmenden pro Jahrgang fünf in Ausbildung und Arbeit kommen. Nach zehn Jahren erzielt die Kommune einen Ertrag, der dem 1,2-fachen der Investition entspricht, nach zwanzig Jahren sogar dem Dreifachen. „Soziale Arbeit lohnt sich also nicht nur für die Menschen, sondern auch für den städtischen Geldbeutel“, sagt Silke Banning, Abteilungsleiterin der Dienste für junge Menschen bei der eva.
Bei „Cambio“ werden im Jahr rund 35 junge Menschen in der Ausbildung oder bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz begleitet. Hier ergeben die Modellrechnungen: Die Investition der Kommune erreicht den Break-Even-Point nach vier Jahren, selbst wenn nur zehn junge Erwachsene durch die Teilnahme langfristig kein Bürgergeld beziehen. Bei dem Angebot „Aufwind“ ist die Berechnung der Sozialrendite besonders eindrucksvoll. Wenn fünf Kinder und ihre Familien durch die sozialpsychiatrische Beratung so stabilisiert werden, dass keine Unterbringung in einer Wohngruppe nötig wird, spart das der Kommune innerhalb eines Jahres Kosten in Höhe von mehr als dem Dreifachen der eingesetzten Mittel.
„Die Studie zeigt: Prävention ist kein Kostenfaktor, sondern wirtschaftlich rentabel für Stuttgart“, sagte Klausjürgen Mauch, eva-Abteilungsleiter bei der Vorstellung der Studie. Denn durch vermiedene Transferleistungen fließt ein Vielfaches der Anfangsinvestition an die Kommune zurück. Das Fazit von Studienautor Benjamin Herter lautet entsprechend: „Kommunen, die Prävention strategisch als Renditequelle begreifen, handeln ökonomisch vorausschauend: Sie investieren heute, um morgen Kosten zu vermeiden und soziale wie fiskalische Stabilität nachhaltig zu sichern.“