Diakonie im Landkreis Esslingen zeigt sich handlungsstark – trotz knapper Kassen und wachsender Belastungen

Am 21. Mai tagte die Regionalversammlung der Diakonie im Landkreis, dem Zusammenschluss von 25 diakonischen Trägern im Landkreis Esslingen mit über 3.000 Beschäftigten und rund 950 Ehrenamtlichen. Die Diakonie im Landkreis ist unter anderem tätig in der Pflege, Behindertenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe und der Wohnungslosenarbeit. Sie betreibt Kitas, Diakonie- und Tafelläden und bietet vielfältige Beratungsleistungen für Menschen in schwierigen Lebenslagen.
Aus den Berichten zur Arbeit der einzelnen Träger wurde deutlich, was die Diakonie im Landkreis umtreibt: Knapper werdende Kassen für Sozialausgaben, ein angespanntes gesellschaftliches Klima und kaum bezahlbarer Wohnraum.
Tanja Herbrik, Geschäftsführerin der Diakonie im Landkreis Esslingen sprach für den Bereich Armut und Beschäftigung. Sie warnt vor einer angespannten Lage. Im Landkreis Esslingen werden zwar im Gegensatz zu vielen anderen Landkreisen weiterhin Plätze für Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsent-schädigung angeboten – ein Instrument zur Wiedereingliederung langzeitarbeitsloser Menschen in den Arbeitsmarkt. Doch andere Förderinstrumente laufen aus und fehlen damit langfristig. Viele Fördermaßnahmen stehen zudem noch unter Haushaltsvorbehalt. Was Tanja Herbrik besonders schmerzt: „Die Debatte um die Arbeitsmotivation Betroffener erschwert zusätzlich die Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Hier ist das Bild häufig von Vorurteilen geprägt und wenig hilfreich“, betont sie, „denn die Menschen wollen in der Regel gerne arbeiten und bemühen sich nach Kräften.“
Aus der Jugendhilfe berichtete Michael Müller von der Stiftung Jugendhilfe aktiv. Man reagiere auf momentan stark rückläufige Zahlen unbegleiteter, minderjähriger Geflüchteter. „Man merkt, dass die Grenzen gerade recht dicht sind“, so Müller. Das müsse jedoch nicht so bleiben, so Müller weiter, weil die Erfahrung zeige, dass nach einigen Monaten neue Routen gefunden würden. Die Herkunftsländer reichten zuletzt von der Ukraine, Syrien, Ägypten bis Afghanistan. Gerade bei syrischen Geflüchteten gewinnen neue Aufgaben wie Rückkehrberatung und Einzelfallentscheidungen an Bedeutung.
Dass immer Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung in die Pflegeberufe drängen sei zwar positiv, so Petra Simon, Leitung der Region Neckar-Fils bei Dienste für Menschen (DfM). „Ohne diese Menschen geht es nicht“, so Simon. Doch das bringe auch neue Schwierigkeiten mit sich: „Unsere Ausbildungsplätze sind momentan ausschließlich von Menschen mit Migrationshintergrund oder mit Fluchterfahrung besetzt“, freut sich Marianne Käpsele, „aber die Durchfallquote ist extrem hoch, was an den sprachlichen Anforderungen der generalistischen Ausbildung liegt, nicht an der fachlichen Qualifikation. Die Leute verstehen einfach oft die komplizierten Textaufgaben nicht und beantworten sie somit falsch.“ Das sei ein großes Problem, weil sich dadurch die Ausbildungszeit verlängere.
Janina Baaken, Geschäftsführerin von Heimstatt berichtete für die Wohnungslosenhilfe und überschreibt die Situation mit „mehr Belastungen, aber auch neue Wege“. Sie meint damit einerseits eine Zunahme psychischer Auffälligkeiten und Sachbeschädigungen in der Wohnungslosenhilfe. Andererseits aber auch hoffnungsvolle Entwicklungen mit „Housing First“ in Esslingen sowie einem erst kürzlich fertig gestellten Haus mit Wohnungen in Ostfildern, das von Heimstatt gebaut und betrieben wird. „Doch die größte Herausforderung bleibt der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum“, sagt Janina Baaken und spricht damit ein Problem an, das viele Bereiche der sozialen Arbeit berührt.
Christian Tsalos, Dekan des Kirchenbezirks Kirchheim unter Teck und Vorsitzender der Diakonie im Landkreis Esslingen fasst zusammen: „Die Diakonie im Landkreis Esslingen zeigt sich handlungsstark – trotz knapper Kassen und wachsender Belastungen. Ihre Arbeit bleibt unverzichtbar für den sozialen Zusammenhalt in unseren Kommunen.“