Hoffnungsprojekte in Russland

Im Jahr 2008 hat unser Kooperationspartner, die Ev.-Luth. Gemeinde Togliatti die sozialdiakonische Arbeit für Jugendliche mit Behinderungen „Klub Initiative Togliatti“ (KIT) begonnen. In Gruppen werden Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderungen im Haus der Gemeinde mehrfach wöchentlich betreut. KIT ist ökumenisch ausgerichtet. Mehrere Familien sind finanziell schwach und darauf angewiesen, dass beide Elternteile arbeiten, dasselbe gilt für alleinerziehende Mütter und Großmütter der verwaisten Jugendlichen mit Behinderung. Unser Angebot bietet kreative Beschäftigung, Bildung und soziale Kontakte.
Nur durch Ihre Spende können die folgenden Projekte in nächster Zeit realisiert werden!
- der Betrieb der künstlerischen, musikalisch-theatralischen, kulinarischen und Gartenbaulichen Werkstätten;
- Mitwirkung und Fahrt zum Theater -Festival in der Stadt Samara, Sommerfreizeit im Freien;
- regelmäßige psychologische Beratung von Familien;
- Förderung von Eltern- und Ehrenamtlichen Helfern
Das Projekt bestrebt in der Zukunft nicht nur der Aufbau von Werkstätten, sondern auch Kindergärten für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, sowie die Ausbildung von Ehrenamtlichen aus der Ev.-Lutherischen Gemeinde.
Vor Ort leiten zwei Pfarrerinnen die Arbeit. Seit 2008 steht Dr. Olga Temirbulatowa als erste einheimische Pastorin der St. Georgs-Gemeinde Samara vor, die u.A. in der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach ihre Ausbildung fand. Ihr zur Seite und hauptverantwortlich in Togliatti steht Pfarrerin Tatjana Zhiderova.
Seit 1991 unterhält der Kirchenkreis Stuttgart partnerschaftliche Beziehungen zur Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Sankt Georg in Samara. Viele Menschen aus Württemberg fördern seither die Arbeit vor Ort, auch seit Jahren in Togliatti, die zur Probstei gehört. Ihre Spende trägt dazu bei, das Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Togliatti, an einem sinnstiftendem Alltag teilnehmen können.

Seit Ende 1991 unterhält die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart partnerschaftliche Beziehungen zur Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sankt Georg in Samara. Viele Menschen aus Stuttgart und anderen Teilen Württembergs, die Hilfswerke Gustav-Adolf-Werk, Martin-Luther-Bund und das Diakonische Werk Württemberg (Hoffnung für Osteuropa) fördern die kirchliche Aufbauarbeit in Samara.
Pröbstin Olga Temirbulatova schreibt über die Evangelisch-Lutherische Kirche im Europäischen Russland und die Kirchengemeinde St. Georg zu Samara:
Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Georg zu Samara gehört zur Propstei Samara, einer der 12 Propsteien der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Europäischen Russland. Samara liegt an der Wolga, in ihren mittleren Teil, 1000 km östlich von Moskau.
Die Ev.-Luth. Kirche im Russischen Reich, Sowjetunion, dem heutigen Russland und den Nachbarstaaten war und ist seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der religiösen und kulturellen Landschaft der russischen Gesellschaft. Schon unmittelbar nach den Ereignissen der Reformation in Deutschland kommt der evangelische Glaube mit seinen Trägern nach Russland. Das war nicht zuletzt den intensiven wirtschaftlichen Beziehungen und der Offenheit der Regierenden gegenüber den Deutschen zu verdanken.
Viele evangelische Russlanddeutsche haben für die Kultur, Politik, Wirtschaft und die Wissenschaft Russlands und der Nachfolgestaaten der Sowjetunion eine außerordentlich wichtige Rolle gespielt.
Das XX. Jahrhundert ist für alle Religionsgemeinschaften der ehemaligen Sowjetunion durch die rotten Töne des Martyriums gekennzeichnet. Noch vor dem II. Weltkrieg wurden Kirchen geschlossen und Eigentum nationalisiert. Bibeln, Gesangbücher und sonstige geistliche Literatur konfisziert. Samt den Gotteshäusern wurden auch Schulen und soziale Einrichtungen zerstört oder geschändet und für sogenannte „sozialistische Notwendigkeiten“ umgestaltet.
In der Zeit des „großen Terrors“ wurden Gläubige aller historischen Konfessionen inklusive Evangelische zu Klassen- und Volksfeinden erklärt. Geistliche und auch aktive Laien wurden festgenommen, zu Zwangsarbeit geschickt und hingerichtet.
Mit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges 1941 kamen dazu wie bekannt noch neue grausame massenhafte Repressalien und Deportationen.
Nach dem Krieg existierten die Gemeinden als eine Untergrundkirche, Gebetskreisen, Hausgruppen weiter. Die erste nach 1953 und lange Zeit die einzige legale Gemeinde in der Sowjetunion (abgesehen von den baltischen Kirchen) war die Gemeinde in Zelenograd in Kasachstan. Dieser Zustand verzögerte die Möglichkeit einer vollständigen Wiederbelebung der Evangelisch-Lutherischen Kirche und ihrer Strukturen.
Seit dem Zerfall der Sowjetunion sind mehrere Kirchen in den unabhängig gewordenen Staaten entstanden und staatlich registriert. 2015 wurde der zwischenkirchliche Vertrag unterschrieben und der Bund der Evangelisch-Lutherischen Kirchen Russlands und anderer Staaten konstituiert. Der Bund agiert gemeinsam auf mehreren Feldern, im Bereich der Ausbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Jugendarbeit u.a.
Die Ev.-Luth. Kirche Russlands hat heute feste Beziehungen mit den Partnerkirchen und Gemeinden in Deutschland. Sie besteht aus zwei Regionen: Europäisches Russland und Ural, Sibirien, Ferner Osten. Sie zählt etwa 200 Gemeinden und Gemeindegruppen und hat etwa 17.000 konfirmierte Mitglieder.
Die Gemeinde in Samara entstand 1854. 1930 wurde sie aufgelöst und die Kirche zweckentfremdet. Ein Neuanfang wurde 1991 (in der Zeit der Wende) möglich. Die Gemeinde wurde neu gesammelt und registriert. Zurzeit hat sie ca. 300 Gemeindeglieder und besitzt den historischen Kirchenkomplex in Samara, der ihr 2010 vom russischen Staat ins Eigentum zurückgegeben wurde.