03. Juni 2025

Diakonie Württemberg zieht Bilanz zur gemeinsamen Hilfe mit Diakonie Katastrophenhilfe

Werner Diggelmann zeigt, bis wohin das Hochwasser vor einem Jahr gestiegen ist
© Rainer Lang

Ein Jahr nach der Flut in Baden-Württemberg konnten die Diakonie Württemberg und die Diakonie Katastrophenhilfe mehr als 800 Haushalte unterstützen, um Schäden und Verluste zu überwinden. Die Katastrophenvorsorge soll in Zukunft gemeinsam gestärkt werden. „Wir begrüßen eine verstärkte Kooperation sehr, denn wir müssen auch künftig auf solche oder ähnliche Vorkommnisse schnell und professionell reagieren können“, Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg 

Wenn Werner Diggelmann aus dem Fenster blickt, vermisst er die Bäume, die jahrzehntelang den Bach säumten. Nie hätte er gedacht, dass das Wasser einmal so ansteigen könnte, dass die Fluten Bäume entwurzeln und sein Gartenhaus wegspülen. In Klaffenbach, einem Teilort der im Remstal gelegenen Gemeinde Rudersberg, ist Realität geworden, was die Bewohner bisher nur aus Fernsehbildern von fernen Katastrophen kannten. Angesichts der Zerstörungen im eigenen Land hat auch die Diakonie Katastrophenhilfe reagiert und mehr als 500.000 Euro Soforthilfe für die Region bereitgestellt. Dabei hat die Familie von Werner Diggelmann von der Soforthilfe profitiert. „Wir haben damals jede Unterstützung dringend gebraucht“, sagt er.

Ein Jahr nach der Katastrophe steckt Werner Diggelmann immer noch der Schreck in den Gliedern. Der Wasserpegel im Haus, das seine Frau Heidi Nowak und er seit 35 Jahren bewohnen, stieg Anfang Juni 2024 Minute für Minute höher bis zum ersten Stock, in den sich die beiden geflüchtet hatten. Sie mussten zusehen, wie gegenüber ein Schuppen mitsamt Traktor weggespült wurde. Monate hat es gedauert, bis die Trümmer im Ort beseitigt wurden. Das Paar, das mit ihrer Tochter Christine im Haus lebt, hatte Soforthilfe erhalten, um sich das Nötigste zu kaufen und im Haus weiterleben zu können. Schließlich waren nicht nur alle persönlichen Dokumente dem Wasser zum Opfer gefallen, sondern auch das Auto, die Vorräte und der Kühlschrank wurden zerstört.

Nach dem verheerenden Hochwasser hat die Diakonie in Württemberg gemeinsam mit der Diakonie Katastrophenhilfe umfangreiche Hilfemaßnahmen für ähnlich betroffene Haushalte – auch im Bodenseekreis – organisiert. Insgesamt wurden knapp 250 Bautrockner zur schnellen Trocknung der beschädigten Wohnräume verteilt – 195 davon allein im stark betroffenen Rems-Murr-Kreis (RMK). Die Verteilung erfolgte über die lokalen diakonischen Träger, die auch schnell den Bedarf vor Ort ermitteln konnten.

Zusätzlich wurden Soforthilfen an über 550 Haushalte ausgezahlt. Im Rems-Murr-Kreis erhielten Betroffene im Durchschnitt knapp 500 Euro pro Haushalt. Die Mittel stammten von Spenderinnen und Spendern, die auf einen Aufruf der Diakonie Katastrophenhilfe reagierten. Mehr als 40 stark betroffene Haushalte erhielten ergänzende Härtefallhilfen von bis zu 5.000 Euro über die lokalen Diakonischen Bezirksstellen und das Diakonische Werk Württemberg.

„Unsere Stärke als Kirche und Diakonie liegt in unseren dezentralen Netzwerkstrukturen der regionalen Kirchenbezirke und Diakonischen Bezirksstellen und Kreisdiakonieverbände. So sind wir schnell nah bei den Menschen. Kirche und Diakonie sind vor der Krise für die Menschen da, während der Krise und bleiben auch danach ansprechbar“, betont Annette Noller.

Auf diese lokale Präsenz setzt künftig die Diakonie Katastrophenhilfe. „Auch bei unseren internationalen Einsätzen sind lokale Partner vor Ort entscheidend“, erläutert Markus Koth, Fluthilfe-Koordinator der Diakonie Katastrophenhilfe. „Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels erleben wir immer mehr Katastrophen, die auch in Deutschland hohe Schäden anrichten. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Katastrophenvorsorge auf lokaler Ebene zu stärken.“ Lokale Strukturen spielen dafür eine wichtige Rolle. In den kommenden zwei Jahren sollen unter anderem Bautrockner bevorratet und Katastrophenhilfebeauftragte ausgebildet werden.