09. Juni 2021 News

Auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft

Großbottwar/Stuttgart, 9. Juni 2021. Nach der Hochphase der Corona-Pandemie müssten vor allem schon zuvor benachteiligte Menschen stark unterstützt werden. Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, mahnte vor dem Beginn Woche der Diakonie an, dass auch politische Rahmenbedingungen und eine verlässliche Finanzierung diakonischer Dienste für gelebte Inklusion notwendig seien.

Gegen Ende des Jahre erwarteten die diakonischen Beratungsstellen eine Verschärfung der Situation für diese Menschen. Wenn das Ende der Kurzarbeit auch den Verlust der Arbeitsstelle bedeutet, wenn staatliche Corona-Hilfen und der Pfändungsverzicht enden, wenn psychisch kranke Menschen sich keine Hilfe holen und schulische Defizite sich nach dem Homeschooling zeigten, dann seien die Folgen gravierend, so Noller.

Unter dem Motto „Dranbleiben“ rief sie zusammen mit der Diakonie Marbach, den Theo-Lorch-Werkstätten und dem Kirchenbezirk in Großbottwar dazu auf, sich für Menschen mit Behinderung, einer psychischen Erkrankung, mit Fluchterfahrung oder in Existenznot einzusetzen: „Inklusion ist grundsätzlich ein Thema der Teilhabe und Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen für alle Bürgerinnen und Bürger. Im Mittelpunkt steht das Miteinander, unabhängig von Behinderung, Sprache, Herkunft oder Bankguthaben.“

Noller nannte den Corona-Soforthilfefonds „Mutmacher“ der Diakonie Württemberg, aus dem die diakonischen Beratungsstellen und Einrichtungen Geld für Klientinnen und Klienten in coronabedingter Not abrufen können, außerdem gebe es in der Diakonie Aktionen für den Schulbedarf oder Diakonieläden, Tafeln und Unterstützung bei Beantragungen bei Ämtern.

Zwar sei vor der Pandemie die Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes mit verschiedenen Projekten gut angelaufen. Jetzt müsse die Politik die Eingliederungshilfe wieder mehr in den Fokus rücken, betonte Stefan Wegner, Geschäftsführer der Theo-Lorch-Werkstätten gGmbH. Er kritisierte das zögerliche Verhalten vom Land und den Kommunen, das noch immer keine Refinanzierung biete: „Für die Beschäftigten der Theo-Lorch-Werkstätten brach die Tagesstruktur vollständig weg, finanziell gab es Schwierigkeiten durch erhöhten Betreuungs- und Dokumentationsaufwand, das Hygieneschutzkonzept und nicht zuletzt Umsatzeinbrüche in der Produktion.“ Im Moment sei die finanzielle Situation des Trägers mehr als kritisch.

Rainer Bauer, Geschäftsführer der Diakonischen Bezirksstelle Marbach, beklagte die hohen Hürden für Menschen in existenzieller Not: „Für einen Antrag auf Arbeitslosengeld II sind 15 Bescheinigungen einzureichen, das überfordert viele Menschen. Bei Schulden ist sogar Familien mit kleinen Kindern der Strom abgeschaltet worden. Und dann sind die Behörden geschlossen, da verzweifeln die Menschen.“ Seine Beratungsstelle habe immer beraten, „auch zum Fenster hinaus oder beim Spaziergang“, sogar eine Online-Beratung sei geschaffen worden. Außerdem seien reparierte Laptops an bedürftige Menschen ausgegeben worden.

Drei Beschäftigte der Theo-Lorch-Werkstätte berichteten, dass sie sehr froh darüber sind, nun ihre Kolleginnen und Kollegen wieder treffen und arbeiten zu können. Dies zwar nur in Wechselschichten, aber dennoch eine „gute Abwechslung“ vom eher isolierten Leben zuhause oder im Wohnheim.

Die Diakonie Württemberg unterstützt Menschen in allen Lebenslagen. Mit der Woche der Diakonie als größte Spendensammelaktion in Baden-Württemberg präsentiert sie ihr vielfältiges Angebot und macht auf den Stellenwert diakonischer Arbeit aufmerksam.

Der festliche Eröffnungsgottesdienst ist am 13. Juni um 11.15 Uhr in der Martinskirche in Großbottwar und ist auch im Livestream auf der Homepage der Diakonie Württemberg unter https://youtu.be/zVJh51Hn9P4 abrufbar.