Ein erster Schritt zum Neuanfang

„Frau Weisbrod, könnten Sie mir bitte helfen und den Stuhl vom Tisch wegrücken, damit ich mich an den Tisch setzen kann?“, sagt Frau W. zu Kerstin, die sofort aufsteht und der alten Dame liebevoll hilft. Die 33-Jährige macht eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin im Altenheim „Haus am Brunnen“ in Maichingen. Den Stuhl vom Tisch wegzurücken, Essen zu bringen oder jemanden in sein Zimmer zu begleiten gehören zu den alltäglichen Aufgaben von Kerstin Weisbrod.

Die Auszubildende ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von fünf und zwölf Jahren. Zu ihrem Ausbildungsplatz kam sie über den Bundefreiwilligendienst Ü27, für sie ein erster Schritt zum Neuanfang. Um sich beruflich neu zu orientieren, nutzte Kerstin die Möglichkeit einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) im Altenheim in Maichingen (ev. Diakonieverein Sindelfingen) zu machen. Der BFD in Teilzeit ermöglichte ihr es, den Freiwilligendienst und die Familie unter einen Hut zu bringen.

Während ihres BFDs betreute Kerstin Weisbrod täglich dieselben drei Bewohner mit Demenzerkrankung. „Als Bufdi hatte ich mehr Zeit mich mit den einzelnen Menschen zu beschäftigen und die Arbeit im Altenheim kennen zu lernen, dass ich überfordert wurde.“ Die junge Mutter versuchte durch die Begleitung im Alltag, den Senioren das Leben zu bereichern und ihnen mehr Lebensqualität zu bieten. „Der Einstieg in die Arbeit im Pflegewesen ist in der Demenzbetreuung nicht einfach“, sagt Kerstin. Spaziergänge, spielen, lesen, Musik hören, all das war für sie mit älteren demenzkranken Menschen am Anfang ihres BFDs eine große Herausforderung. Durch sie haben die Senioren die geregelte Struktur im Tagesablauf erhalten, die bei einer Demenzerkrankung nötig ist.

Die negative Seite dieser Arbeit lernte Kerstin schon in der ersten Woche ihres Freiwilligendienstes kennen, in der eine Bewohnerin aufgrund ihrer Krankheit verstarb. „Der Umgang mit dieser Situation war schwierig für mich, doch meine Kolleginnen hatten immer ein offenes Ohr für mich.“

Natürlich gab es für sie auch viele schöne Momente in dieser Zeit. „Das besondere Highlight während meiner Bufdi-Zeit waren die Seminartage in Berlin.“ Insgesamt verbringen die Bufdis zwölf Seminartage zusammen, auf denen sie ganz unterschiedliche Leute kennenlernen. Vor allem die Begleittage in der Suchtklinik und im Frauengefängnis sind ihr in Erinnerung geblieben.

Zusätzlich zu ihrer Arbeit musste sie ihre Kinder jeden Tag zur Schule oder zum Kindergarten bringen und wieder abholen. Durch die Arbeitszeit von 8 bis 12 Uhr konnte sie ihren Freiwilligendienst  auch mit zwei Kindern meistern. Ohne die Rücksicht und die große Unterstützung des Hauses und der Mitarbeiter wäre es für sie jedoch nicht möglich gewesen, diesen Freiwilligendienst zu machen. Ihre Kollegen und Kolleginnen übernahmen ihren Wochenenddienst, so dass sie bei ihren Kindern sein konnte.

Durch ihren Einsatz im Pflegebereich stellte Kerstin Weisbrod fest, dass es genau die Arbeit ist, die sie gerne in Zukunft machen möchte. Es gab auch einige andere  Momente, die die junge Frau davon überzeugten, eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin zu machen. Einer davon war der Besuch mit zwei Bewohnerinnen auf dem Weihnachtsmarkt in Stuttgart. Die Freude in den Augen der Frauen zu sehen, war für Kerstin sehr erfüllend. Menschen solche Momente ermöglichen zu können, überzeugte sie von der Arbeit im Altenheim.

Zurzeit steht Kerstin Weisbrod kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Pflegehelferin. Manche Mitarbeiter waren am Anfang kritisch, ob die Alleinerziehende die Ausbildung überhaupt bewältigen wird. Doch die Einrichtung kam ihr entgegen, was die Arbeitszeiten angeht, und auch Dank tatkräftiger Unterstützung durch ihre Mutter in Sachen Kinderbetreuung hat sie es geschafft.

Ihr nächstes Ziel ist es die Ausbildung zur Altenpflegerin anzuschließen. Durch ihre große Motivation und des guten Notendurchschnitts in der Berufsschule bekommt sie diese Chance. Drei weitere Jahre Ausbildung sind es ihr wert, um in Zukunft den Beruf als Altenpflegerin ausüben zu können.

Das Diakonische Werk Württemberg bietet über 800 Bufdi-Stellen in den unterschiedlichsten sozialen Bereichen an. Unter anderem gehört dazu auch der evangelische Diakonieverein Sindelfingen. Er bietet in allen seinen Häusern, im Altenpflegeheim „Burghalden“ in Sindelfingen, im „Haus an der Schwippe“ in Darmsheim, im Pflegezentrum Maichingen sowie im „Haus am Brunnen“ in Maichingen, Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr und den Bundesfreiwilligendienst an.

Sammlung zum Karfreitag 2024

Diakonie und Evangelische Landeskirche in Württemberg rufen zu Spenden für „Hoffnung für Osteuropa“ am Karfreitag auf. Mit dieser Aktion unterstützen die Diakonie und Landeskirche in Württemberg die humanitäre Hilfen und Soziale Arbeit ihrer langjährigen Partner in insgesamt zehn Ländern.