21. Januar 2021 Pressemitteilung

Öffentliche Kritik an Pflegekräften: fragwürdig und undifferenziert

Diakonie Württemberg mahnt, das große Engagement von Pflegekräften zu würdigen

Stuttgart, 21. Januar 2021. Klatschen war gestern. Die Diakonie Württemberg macht auf den großen Wert der Arbeit in den Pflegeheimen aufmerksam und kritisiert undifferenzierte Schuldzuweisungen gegenüber Pflegekräften, von denen sie direkt berichten und die in den Medien geäußert wurden. „Uns fehlt jedes Verständnis dafür, dass sich gerade so viel Kritik gegen Pflegekräfte richtet“, sagt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. „Pflegende kommen täglich bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen an und über die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sie setzen sich mehrfachen Tests und einem hohen Ansteckungsrisiko aus, kompensieren den Ausfall erkrankter Kollegen, versuchen sehr oft vergeblich eine Impfung zu bekommen – und werden als Impfunwillige bezeichnet und für das Infektionsgeschehen in den Einrichtungen verantwortlich gemacht.“ Noller besorgt diese Entwicklung. Die Gesellschaft lade viel Verantwortung ab und reagiere zum Teil undifferenziert und uninformiert. Es gebe bisher keine belastbaren Zahlen dafür, dass Pflegekräfte nicht bereit seien, sich impfen zu lassen, so Noller. Pflegende werden für hohe Infektionszahlen in Heimen verantwortlich gemacht. Sie stehen aber selbst am Ende einer Kette von politischen Entscheidungen und pandemischen Prozessen insgesamt. Die Vorstandsvorsitzende der Diakonie Württemberg ruft zu mehr gesellschaftlicher und politischer Solidarität mit den sehr belasteten Mitarbeitenden auf.

Kirchenrätin Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg, ist besorgt über die Wirkung dieser breiten Kritik. „Schon jetzt beobachten wir Ausstiegsüberlegungen bei Mitarbeitenden. Wenn jetzt der Stellenwert des Pflegeberufs leidet, werden wir einen noch größeren Mangel an Personal haben. Die Folgen wären verheerend.“ In den Einrichtungen werde sorgfältig, kompetent und engagiert gearbeitet, die Hygienevorschriften streng eingehalten. Trotzdem sei die Verbreitung des Virus nicht immer aufzuhalten. Wenn Bewohnerinnen und Bewohner schwer erkranken und sterben, sei das Personal auch psychisch belastet. „Was Menschen, die in der Alten- und Behindertenhilfe tätig sind, jetzt brauchen, ist konkrete Unterstützung, Ermutigung und Respekt vor ihrer Arbeit.“