Gelungene Auftaktveranstaltung „Suchet der Stadt Bestes – Nachbarschaft gemeinsam gestalten“

„Suchet der Stadt Bestes“, unter diesem Leitwort aus Jeremia 29,7 fand – in stimmiger Weise am Europäischen Nachbarschaftstag – ein Fachtag zum Thema Quartiersentwicklung statt, zu dem das Diakoni­sche Werk Württemberg ins Kultur- und Bürgerhaus Stuttgart-Feuer­bach eingeladen hatte.

Welche Grundlagen braucht eine gesunde Quartiersentwick­lung? Welchen Weg dorthin beschreitet Baden-Württemberg in den nächsten Jahren? Mit diesen Fragen beschäftigten sich die 80 Teilnehmer, die von Eva-Maria Armbruster, Stellvertreterin des Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg, begrüßt wurden. Sie zeigte sich erfreut, dass neben einer Vielzahl von Mitarbeitenden diakonischer Ein­richtungen auch die Landtagsabgeordneten Rainer Hinderer, Vorsitzender des Sozial- und Integrationsausschusses des Landtags, und Thomas Poreski, Vorsitzender des AK Soziales/Integration der Fraktion der Grünen, gekommen waren.

Letztere brächten damit den „politischen Willen zum Ausdruck, dass die Quartiersentwicklung in unserem Land weitergeht und Formen findet“, so Armbruster. Denn: „Wenn es gut werden soll, dann sind wir nicht nur aufeinander angewiesen, sondern: Eine aktive Gestaltung der Kooperation ist die Voraussetzung schlechthin für gutes Gelingen.“ Das kürzlich aufgelegte Programm Quartier 2020 – Gemein­sam. Gestalten. der Landesregierung begrüßte Armbruster, fragte jedoch: „Das Sozialministerium hat die Perspektive `Kommunen als Motor des Sozialraums´ – welche Rolle hat dann die freie Wohlfahrtspflege? Wir hätten es uns als Diakonie sehr gut vorstellen können, dass wir von vornherein bei der Entwicklung des Programms mitgewirkt hätten und Bewerbungen auch direkt aus der freien Wohlfahrtspflege eingehen können – nicht nur mittelbar über die Kommunen. Denn Quartiere sind auf Impulse und Schrittmacher aus allen gesellschaftlichen Gruppierungen angewiesen.“ Es sei das Anliegen der Diakonie, die Verantwortung für eine gerechte und solidarische Gesell­schaft ernst zu nehmen, Frieden zu stiften, ihn mit allen Nachbarn im Ge­meinwesen gemeinsam zu gestalten und zu erarbeiten.

Die Aktualität der Quartiers- oder Gemeinwesenarbeit betonte Prof. Dr. Maria Bitzan von der Hochschule Esslingen in ihrem Vortrag. Das Thema sei wieder angekommen im „Mainstream der Sozialarbeit“. Insgesamt habe ein Umdenken stattgefunden, die Akteure vor Ort mehr einzubinden: „Ge­meinwesen sind stets plural, heterogen und zudem auch oft sehr wider­sprüchlich“, stellte Bitzan fest.

Die Podiumsdiskussion eröffneten Simone Fischer von der Fachberatung Inklusion im Städtetag Baden-Württemberg sowie der Bürgermeister von Neuhausen auf den Fildern Ingo Hacker. Dieser appellierte an die politisch Verantwortlichen, sich von der Angst vor den Bürgern zu verabschieden. Das Feedback aus Bürgerbeteiligung sei unabdingbar, zur Not müsse man die Menschen auch „dazu zwingen, das Interesse nicht zu verlieren“, aber man müsse auch klar kommunizieren, wer schließlich die Entscheidung habe, so Hacker. Für Simone Fischer stellt sich die Frage: „Wie können sich Menschen im Quartier zurechtfinden, wie können sie ein barrierefreies Umfeld vorfinden? Denn davon profitieren nicht nur Menschen mit Behinde­rung.“

Pfarrer Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung, die im Land mehrere Stellen für Quartiersmanager finanziert, antwortete auf die Publikums-Frage, warum ein kirchlicher Träger diese Aufgabe übernimmt, wenn doch die Kommunen dafür zuständig seien: „Das hat mit dem Ver­ständnis unserer Arbeit zu tun, wir wollen nicht warten, sondern uns ein­bringen mit dem, was wir können und auch zeigen, was wir können.“ Dem pflichtete auch Dekan Klaus Käpplinger vom Fachverband Diakonische Dienste bei und betonte die enge Partnerschaft aller Beteiligten in der Quartiersarbeit, damit die Menschen „einen mit Infrastruktur versehenen Bereich haben, in dem sie sich beheimatet finden“.

In der Entwicklung gemischter Quartiere dürfe man „keine Denkverbote aussprechen“, formulierte Alexander Kentsch vom Siedlungswerk. „Kom­munizieren ist das Wichtigste. Man muss Ideen und Bedürfnisse sammeln und daraus in städtebaulichen Wettbewerben kreative Lösungen erarbei­ten.“ Der Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg, Markus Müller, gab zu bedenken: „Die Identifikation mit dem Quartier entsteht nur, wenn man individuelle Lösungen möglich macht.“ Ulrich Schmolz, Ministerium für Soziales und Integration Baden-Würt­temberg, thematisierte den Wettbewerb „Quartier 2020“ für Kommunen. Damit wolle man „Impulse setzen, dass sich alle auf den Weg machen, ihre lokalen Lebenswelten zu gestalten.“ Die hohe Priorität der Bürgerbeteiligung im Bereich Städtebau und Sanie­rung betonte auch Ralph König vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau: „Wir müssen künftig noch stärker als bisher die Betroffenen ansprechen und einbinden.“

Eva-Maria Armbruster fasste zusammen: „Mir scheint, als wäre der Mensch wieder bedeutsamer geworden und dass das gemeinsame Gestalten mehr im Mittelpunkt steht. Die Diakonie steht dafür, den Menschen in den Blick zu nehmen und die Gemeinschaft zu gestalten. Die Entwicklung macht richtig Arbeit, es muss jemand da sein, die Räume müssen bespielt werden und dazu braucht es Professionalität, Kompetenz und Know-how der Menschen vor Ort. Wir wün­schen uns, dass auf Landesebene konzeptionelle Leitlinien entstehen und wir brauchen verlässliche, kontinu­ierliche Rahmenbedingungen.“ Den Trägern machte sie Mut zum Selbstbewusstsein: „Gehen Sie auf die Gemeinden zu und bieten Sie Ihre Unterstützung an. Als Diakonie ha­ben wir ein ganz großes Pfund, das wir einbringen können.“ Drei Projekte der gelungenen Quartiersarbeit und -entwicklung im Stadtteil Feuerbach präsentierten sich: die mobile Jugendarbeit, der „Feuerbacher Balkon“ der Samariterstiftung sowie ein Wohnprojekt des bhz Stuttgart.

Dagmar Kötting für die Diakonie Württemberg


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