Passanten freundlich unterbrechen
Ausstellung „Wir schaffen was.“ zeigt geflüchtete Menschen bei der Arbeit
Stuttgart. Als Ausstellung, die sich Passanten „mit freundlichen Gesichtern in den Weg stellt und sie unterbricht“ bezeichnete Eva-Maria Armbruster, Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg die Schau „Wir schaffen was.“ Die Wanderausstellung zeigt geflüchtete Menschen mit einem Statement bei ihrer Arbeit. Prof. Birgit Locher-Finke vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg lobte bei der Vernissage in der Landesgeschäftsstelle des Diakonischen Werks Württemberg, dass die Beispiele gelingende Integration sehr kreativ präsentieren. Sie wünschte dem Projekt, dass es bei vielen Menschen ein Nach- und Umdenken bewirkt.
Diese „ermutigende Ausstellung“ mache den diakonischen Gedanken sichtbar, sagte Eva-Maria Armbruster: „Die Diakonie will die Aufmerksamkeit auf jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit lenken und gute Bedingungen für ihn als von Gott geliebtes Geschöpf erreichen.“ Zuwanderer sollen nicht als „gesichtslose Masse“, sondern als Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Talenten gesehen werden. Ein Drittel von ihnen sei gut auf dem Arbeitsmarkt angekommen – dazu hätten Arbeitgeber sowie Haupt- und Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit viel beigetragen. Armbruster betonte: „Integration in die Berufs- und Arbeitswelt braucht aufenthaltsrechtliche Sicherheit.“ Außerdem seien eine zügige Bearbeitung von Anträgen und flexible Module für Spracherwerb und Ausbildung notwendig.
Birgit Locher-Finke machte auf die vielfach belastenden Fluchtgründe und die nicht immer einfache Integration aufmerksam. „Flüchtlinge verdienen Respekt und Unterstützung.“ Dass die Ausstellung positive Beispiele so lebendig vermittle, sei „großartig“.
Die Ausstellung wurde zuerst in der Innenstadt von Nagold gezeigt – mit Erfolg. „Geschäftsleute haben ihre eigene Werbung aus dem Schaufenster geholt und unsere Plakate reingehängt, erzählte Marc Spies, Leiter der Diakonischen Bezirksstelle Nagold und Initiator der Ausstellung. Er berichtete von einem abgebildeten afghanischen Restaurantmitarbeiter, den die Nagolder als vermeintlichen Italiener in ihr Herz geschlossen hatten: „Das hat einen positiven Aha-Effekt ausgelöst“, so Spies.
Eindrücklich berichteten drei der porträtierten Menschen von den Gründen ihrer Flucht, der Bedeutung ihrer Arbeit und ihren Plänen für die Zukunft. Osman Idikj aus Mazedonien ist den Repressalien, die er und seine Familie als Roma erleiden mussten, entkommen und fand in der Ausbildung zum als Stuckateur seinen Traumberuf. In Berufsschule und Betrieb ist er hoch angesehen und bekommt die Chance zur Weiterqualifizierung. Gjejlane Xhemahli aus dem Kosovo ist jetzt ausgebildete Friseurin und hat vor, Psychologie zu studieren. Sie treibt die Sorge um, dass ihre Eltern abgeschoben werden, sobald ihr jüngster Bruder volljährig ist. Farhan Aleid aus Syrien wurde als christlicher Pastor von der IS verfolgt und kann nun für eine Freikirche in Altensteig arbeiten. Übereinstimmend berichteten sie von der gelingenden Integration ihrer Familien in Deutschland und stellten ihre guten Kenntnisse der deutschen Sprache unter Beweis.
Die Ausstellung „Wir schaffen was.“ ist ein Kooperationsprojekt von Diakonieverband Nördlicher Schwarzwald und Diakonischem Werk Württemberg. Auf insgesamt 20 großformatigen Fotos zeigen sich zehn aus unterschiedlichen Ländern geflüchtete Menschen an ihrem Arbeitsplatz und benennen die Bedeutung ihrer Berufe.
Die Wander-Ausstellung „Wir schaffen was.“ wurde vom Diakonieverband Nördlicher Schwarzwald zusammen mit der Fotografin Birgit Betzelt entwickelt. Die erste Station war die Innenstadt von Nagold. Die Ausstellung kann durch Fotos aus der eigenen Region erweitert und ausgeliehen werden, Telefon 0711 1656-280, E-Mail. mann.r@diakonie-wuerttemberg.de