10. Oktober 2022

Sabine Bayreuther leitet Berneuchener Dienst

Foto: Helmut Knapp, Berneuchener Haus Kloster Kirchberg (Dr. Sabine Bayreuther (links) mit der früheren Geistlichen Leiterin Suse Rieber)

Der Berneuchener Dienst ist eine der drei geistlichen Gemeinschaften, die gemeinsam mit dem Verein Berneuchener Haus die Geschicke des Tagungs- und Einkehrhauses im Kloster Kirchberg in Sulz am Neckar lenken. Ende September wurde die neue Geistliche Leiterin des Berneuchener Dienstes (BD), Dr. Sabine Bayreuther, in der Kirchberger Johanniskirche in ihr Amt eingesetzt.

„Ich kenne den Berneuchener Dienst so lange wie ich den Kirchberg kenne“, erzählt Sabine Bayreuther, „also seit mehr als 30 Jahren. Aber als die Anfrage kam, ob ich mir vorstellen könnte, den Berneuchener Dienst zu leiten, habe ich erst einmal ganz klar nein gesagt.“ Warum sie ihre Meinung schließlich änderte – dazu gleich mehr.

Geboren wurde Sabine Bayreuther 1971 in Göppingen, nach dem Abitur wollte sie Theologie studieren, doch die Evangelische Landeskirche in Württemberg schrieb damals vor, dass alle Studierenden zuvor ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren müssen. „Ich hatte schon immer ein Faible für geistliche Gemeinschaften und mir deshalb überlegt, ob ich mein FSJ bei der Communität Christusbruderschaft im bayerischen Selbitz machen könnte, aber das war mir dann doch zu weit weg.“ Bei einer FSJ-Beratung im Diakonischen Werk in Stuttgart erklärte sie dem etwas verdutzten Mitarbeiter, dass sie auf keinen Fall ihr FSJ in einem Altersheim oder einem Kindergarten machen, sondern sich mit Theologie und Musik beschäftigen wollte. Zuerst war der Berater ratlos, dann verwies er die junge Frau ans Berneuchener Haus Kloster Kirchberg. Bereits der erste Besuch eines Stundengebetes überzeugte Sabine Bayreuther. Ja, das ist es, dachte sie sich. Die Feier der Osternacht kurze Zeit später überzeugte sie vollends. „Früher waren noch viel mehr junge Menschen auf dem Kirchberg, alle so im Alter 20 plus/minus und die Stundengebete waren fest in der Hand der Zivis und der FSJ´ler.“ Sabine Bayreuther konnte hier also ihre beiden Leidenschaften ausleben.
Das Theologiestudium absolvierte Sabine Bayreuther in Bethel und Heidelberg, war während der Studienzeit Mitglied der Jungbruderschaft der Evangelischen Michaelsbruderschaft, kurz EMB –Nach dem Studium entschloss sich Sabine Bayreuther, als Schwester der Communität Casteller Ring beizutreten, einer geistlichen evangelischen Frauengemeinschaft, die nach der Regel des Heiligen Benedikt lebt und ihren Sitz in Bayern auf dem Schwanberg hat.
Nach drei Jahren trat sie jedoch wieder aus ging zurück nach Heidelberg, wo sie zum Thema Meditation promovierte, ein Thema, das ihr eine Herzensangelegenheit ist und in dem sie nach zahlreichen Aus- und Fortbildungen mittlerweile eine echte Koryphäe ist. In Donzdorf absolvierte Sabine Bayreuther ihr Vikariat und ging danach zurück in die Kurpfalz, wo sie seit 2009 Leiterin des Geistlichen Zentrums Klosterkirche Lobenfeld und seit 2014 Pfarrerin in der Kirchengemeinde Dilsberg war. Ende 2016 wurde sie schließlich zur Schuldekanin für den Kirchenbezirk Neckar-Bergstraße mit Dekanatssitz in Weinheim gewählt.

Dem Kirchberg hat sie sich über all die Jahre verbunden gefühlt. „Die Berneuchener Tradition“, sagt sie, „ist meine geistliche Heimat.“ Sabine Bayreuther leitete in dem Tagungs- und Einkehrhaus Meditationskurse, rief die beliebten Meditationen für Eltern und Kinder ins Leben und war seit 2012 im Verwaltungsrat des Vereins Berneuchener Haus.
Was Sabine Bayreuther in den frühen Jahren auf dem Kirchberg „schwer beeindruckt“ hatte, waren insbesondere zwei Frauen: Suse Rieber und Waltraut von Lamezan, die beide Leitungspositionen im Berneuchener Dienst innehatten.
Dann kam im vergangenen Jahr, nach dem plötzlichen Tod der damaligen Geistlichen Leiterin Sabine Zorn, die Anfrage, ob sie sich vorstellen könne, ihre Nachfolgerin zu werden. Auf das strikte „Nein“ setzte bei Sabine Bayreuther jedoch ein Denkprozess ein. „Man hatte mir einen großen Vertrauensvorschuss entgegengebracht, ich war ja nicht einmal Mitglied im BD. Und die Idee, mehr geistliche Aufgaben zu übernehmen, statt als Verwaltungsrätin dicke Finanzkolonnen zu wälzen, gefiel mir.“

So nahm Sabine Bayreuther die Herausforderung an und ist nun die Geistliche Leiterin des Berneuchener Dienstes mit seinen knapp 90 Schwestern und Brüdern sowie den rund 20 35 sogenannten Freundinnen und Freunden. Fast alle Geschwister im BD sind älter als Sabine Bayreuther. Ist deshalb eine „Verjüngung“ etwas, das sie vorantreiben möchte in ihrem neuen Amt? „Das habe ich nur bedingt in der Hand“, meint sie. „Wir sind eine lebendige Gemeinschaft, die ein wirklich lebendiges Konventleben führt. Die Mitglieder sind eng miteinander verbunden und begleiten sich durchs Leben. Wie sich das weiter entwickeln wird, kann nicht nur von mir abhängen.“ Sabine Bayreuther sieht es als ihre Aufgabe an, „die Gemeinschaft präsent zu halten und zu pflegen, was da ist. Zu schauen, was sich entwickelt und wie es sich entwickeln lässt.“ Sie setzt auf „Gottvertrauen, und wenn das, was wir ausmachen, entsprechend gelebt wird und nach außen Wirkung zeigt, dann können wir auch wachsen und uns verjüngen. Aber nicht die Menge macht es, sondern die Qualität.“ Sechs Sätze bilden die Grundlage der Lebensordnung des Berneuchener Dienstes. Dazu gehören Zeiten der Stille, die Bibel als Grundlage christlichen Glaubens und Lebens, regelmäßige Gebete, die Beteiligung am Leben der Gemeinde vor Ort, sich in allem Tun Gott verantwortlich zu wissen und die Gemeinschaft. „Das ist ein Super Programm, an dem viele Menschen anknüpfen können, eine attraktive Lebensordnung“, wie Sabine Bayreuther findet.