Gedenkfeier für die Opfer von Grafeneck
Bei der Feier zum Gedenken an die Opfer von Grafeneck rief Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, dazu auf, alle Menschen als gleich würdig anzusehen. „Dass Menschen, die anders sind, ihr Lebensrecht abgesprochen bekommen, hat eine lange Tradition in der Menschheitsgeschichte. Sie reicht bis in unsere Zeit. Die Ermordung von Menschen, die von der nationalsozialistischen Ideologie als lebensunwert eingestuft wurden, reiht sich in diese Geschichte ein, die damit aber noch lange nicht endet. In Grafeneck und anderswo wurden diese menschenverachtenden Gedanken grausige Realität.“
Während der NS-Zeit wurden Menschen mit Behinderung im Rahmen der „Aktion T4“ mit Bussen auf Schloss Grafeneck gebracht und dort „behandelt“ – wie man den Angehörigen erzählte. 10.654 Menschen wurden dort umgebracht.
Die Diakonie verstehe sich vor allem als Anwältin für arme und auf andere Weise benachteiligte Menschen, die selbstbestimmt leben sollen. Sie zu befähigen, für ihre Rechte einzutreten, sei diakonische Aufgabe, so Noller.
Anschließend an den inklusiven Gottesdienst hielt Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, einen Vortrag über den Umgang nach 1945 mit der nationalsozialistischen Euthanasie. 50 Jahre habe es gedauert, bis die Gedenkstätte in Grafeneck errichtet wurde. Stöckle mahnte an, dass Geschichte nicht vergehe und je weiter sie zurückliege, desto näher komme sie uns.
In seiner Ausstellung „Grafeneck 10654“ thematisierte der Künstler Jochen Meyder in 10.654 Tonfiguren mit individuellen Gesichtern die Opfer von Grafeneck und machte so die Zahl der Getöteten begreifbar. Die Figuren können von der Gedenkstätte mitgenommen werden und sollen so die Botschaft in die Welt tragen. Sie stehen für Menschenrechte, Toleranz und friedliches Zusammenleben. Ziel solle es sein, statt Defizite aufzulisten, die individuellen Fähigkeiten zu erkennen und in die Gesellschaft einzubringen.