19. Juli 2022 Aus den Einrichtungen

Mut zum Amt: zur Mitbestimmung befähigen

Aktion Mensch fördert Projekt für Mariaberger Bewohnerbeiräte

Gammertingen-Mariaberg (vea). Als Mariaberger Bewohnerbeirat oder -beirätin vertreten Menschen mit Behinderung ihr jeweiliges Wohnangebot gegenüber der Einrichtung. Sie sind Anlaufstelle für die Sorgen und Wünsche ihrer Mitbewohner*innen und stehen im Austausch mit den Standortleitungen und der Geschäftsführung. Zum Amt gehört auch der Umgang mit vertraulichen Informationen, Konfliktbewältigung und Networking mit anderen Beiräten und Beirätinnen.

Für manche Bewohner*innen des diakonischen Trägers ist es eine große Herausforderung, die eigenen Bedürfnisse und Meinungen in Worten auszudrücken. Um das Amt im Bewohnerbeirat als Teilhabemöglichkeit nutzen zu können, ist das aber essentiell. Der Mariaberg e.V. möchte deshalb mit dem Projekt „Mut zum Amt – zur Mitbestimmung befähigen“ den betreffenden Personenkreis beraten, begleiten und darin stärken, die eigenen Interessen mitteilen und anbringen zu können. Aktion Mensch fördert das Projekt nun mit rund 272.000 Euro. Davon sollen vor allen Dingen die Personalkosten für eine engmaschige Betreuung in den verschiedenen Wohnangebotsstandorten Mariabergs in der Region finanziert werden. Zwei Mentor*innen entwickeln in enger Zusammenarbeit mit den Fachkräften der Wohngruppen vor Ort dann Strategien, wie sie die Bewohner*innen in der Ausübung ihres Amtes unterstützen können. Hinzu kommen Kosten für Lernmaterialien der Bildungsworkshops. Hier sollen 20 erwachsene Bewohnerbeiräte und –rätinnen sowie am Amt interessierte Menschen mit Behinderung aus den stationären Wohnangeboten Mariabergs teilnehmen können. Der Fokus liegt dabei auf denjenigen Personen, die einen sehr hohen und komplexen Unterstützungsbedarf haben und häufig kommunikativ sehr eingeschränkt sind. Sie haben sich zwar bereits für das Amt zur Verfügung gestellt, können es aber bislang nur eingeschränkt ausüben. Durch Bildungsmaßnahmen, Schaffung von Strukturen, kleinteiligem Herunterbrechen von Inhalten und deren Wiederholung sollen sie zur Teilhabe befähigt werden und Selbstwirksamkeit erfahren.

Das Projekt wird aber auch für fünf weitere Beiräte und Beirätinnen von anderen Trägern der Behindertenhilfe geöffnet. Auch soll der Austausch auf fachlichen Plattformen wie z.B. den überregionalen Bewohnerbeiratstreffen des Diakonischen Werks Württemberg (DWW) oder des Bundesverbandes Evangelische Behindertenhilfe e.V. (BeB) erfolgen, um auch externe Beiräte von den Lerngewinnen profitieren zu lassen. Weiterhin wird das Projekt von Professor Jo Jerg, Leiter des Campus Reutlingen der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg und Spezialist im Bereich Inklusive Soziale Arbeit, wissenschaftlich betreut und evaluiert.