28. September 2022

Samariterstiftung verabschiedet langjährigen Vorstand Altenhilfe und Pflege

Dr. Eberhard Goll geht nach 28 Jahren Vorstandstätigkeit bei der Samariterstiftung Ende September in den Ruhestand

Nürtingen.   „Netzwerker“ – dieses Wort hatte sich 1994, als Dr. Eberhard Goll seine Vorstandstätigkeit bei der Samariterstiftung aufnahm, im deutschen Sprachgebrauch noch nicht etabliert. Doch genau das war der Vorstand für Altenhilfe und Pflege während seiner gesamten 28 Jahre bei der Samariterstiftung, die ihren Hauptsitz in Nürtingen hat und als kirchliche Stiftung in der Alten- und Eingliederungshilfe tätig ist. Schon kurz nach seinem Start vernetzte sich Dr. Goll durch ehrenamtliche Gremienarbeit mit anderen Trägern, um Einfluss auf die Rahmenbedingungen in der Pflege nehmen zu können. Und so wundert es nicht, dass ihm heute der Abschied von den Menschen, die ihm in all den Jahren ans Herz gewachsen sind, von der „diakonischen Familie“, wie er sagt, nicht leichtfällt.

Ein hoher Qualitätsanspruch und wirtschaftliches Denken, Verlässlichkeit und Transparenz, Ausdauer und Humor: Damit trug Dr. Goll zur Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit der Samariterstiftung und der gesamten Pflegebranche bei. Unter seiner Führung entwickelte sich der Bereich Altenhilfe und Pflege der Samariterstiftung beträchtlich weiter: Bei seinem Start im Jahr 1994 betrieb die Stiftung elf Alten- und Pflegeheime mit rund 1.400 Plätzen. Heute ist sie Trägerin von 29 Pflegehäusern, zwei Pflege-WGs und zwei Hospizen und bietet rund 1.750 Plätze in der stationären Pflege. Zudem betreut sie über 2.100 Menschen durch acht ambulante Pflegedienste zuhause.

Die Samariterstiftung insgesamt wuchs seit 1994 von 18 auf 60 Häuser, Einrichtungen und Dienste an. Während sie 1994 noch 1.770 Mitarbeitende hatte, kümmern sich heute rund 3.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 5.400 betreute Menschen. Die Stiftung ist an über 30 Standorten in neun Landkreisen vertreten.

Mit ihrem damals 37-jährigen neuen Vorstand Altenhilfe und Pflege gewann die Samariterstiftung einen Wirtschaftswissenschaftler mit profunden Kenntnissen der Sozialwirtschaft. Die wissenschaftliche Basis legte Dr. Goll in seiner Promotion zum Thema „Die freie Wohlfahrtspflege als eigener Wirtschaftssektor – Theorie und Empirie ihrer Verbände und Einrichtungen“. Während seiner anschließenden 5-jährigen Beratertätigkeit bei der Beratungsgesellschaft für soziale Unternehmen BSU tauchte er dann tief in die Praxis sowohl der Alten- als auch der Eingliederungshilfe ein.

„Das Wohl der betreuten Menschen stand für mich immer im Vordergrund“, sagt der scheidende Vorstand. Er setzte sich für gute Rahmenbedingungen in der Pflege und für Innovationen ein, die diesem Ziel dienten. So begann die Stiftung beispielsweise bereits 2007 mit der Einführung des Hausgemeinschafts-Modells, bei dem Menschen in kleinen, überschaubaren Wohngruppen zusammenleben, in denen sie entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten an der Tagesgestaltung mitwirken können. Dazu gehörte auch, gemeinsam mit der IHK ein Konzept für die Qualifizierung von Alltagsbegleiterinnen und -begleitern zu entwickeln. Zudem unterstützte Dr. Goll die stärkere Einbindung der Pflegehäuser in die Quartiere. Mit der Schaffung von zehn kleineren Pflegehäusern für bis zu 40 Bewohnerinnen und Bewohner förderte er die wohnortnahe Versorgung im ländlichen Bereich – und bewies zugleich, dass auch Pflegehäuser in dieser Größe wirtschaftlich betrieben werden können.

Sein Antrieb, Qualität und Wirtschaftlichkeit zu vereinbaren, kam durch Dr. Golls ehrenamtliche Tätigkeit auch anderen Trägern zugute. Von 1994 bis Juli 2022 war er Mitglied im Württembergischen Evangelischen Fachverband für Altenhilfe (WEFA), der für die Belange alter und pflegebedürftiger Menschen eintritt. Ab Dezember 2003 hatte Dr. Goll den Vorsitz des WEFA inne. In dieser Funktion war er seit 2004 zugleich Mitglied im Verbandsrat des Diakonischen Werks Württemberg (DWW) und Mitglied im Finanzausschuss des Verbandsrats, dessen Vorsitz er 2010 übernahm. Dr. Golls Motivation war auch hier, Risiken zu erkennen und zu minimieren, um die Leistungsfähigkeit des Diakonischen Werks Württemberg als Interessenvertretung der diakonischen Träger zu sichern.

Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung, betont die große Zielstrebigkeit und das hohe Durchhaltevermögen seines Vorstandskollegen, mit denen er Themen begleitete und vorantrieb – von der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 über zahlreiche Änderungs- und Reformgesetze bis zum Zweiten Pflegestärkungsgesetz, mit dem zum 1. Januar 2017 die bis dahin geltenden drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ersetzt wurden. „Neues zu etablieren bedarf Ausdauer und, angesichts der hohen Dynamik der Veränderungen, auch ein gehöriges Maß an Flexibilität“, so Wößner. Eigenschaften, die Dr. Goll auch bei seinen Hobbies Tischtennisspielen und Wandern zugutekommen.

Die Mitarbeitenden der Samariterstiftung erlebten ihre Führungskraft als nahbar und zugewandt. Die Nähe zu den Menschen und zur Praxis lag ihm sehr am Herzen. „In den 28 Jahren als Vorstand gab es natürlich auch schwierige Themen, auch außerhalb von Corona“, erklärt Dr. Goll. „Wichtig war mir aber immer, den Humor nicht zu verlieren und dies auch an die Mitarbeitenden weiterzugeben.“

Am 29. September verabschiedet die Samariterstiftung ihr langjähriges Vorstandsmitglied mit einem Fest auf dem Hofgut Hopfenburg in Münsingen. Zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter blicken an diesem Tag gemeinsam mit Dr. Goll auf sein Wirken in der Samariterstiftung und in seinen Ehrenämtern zurück.

Dr. Golls Nachfolgerin Karin Ammann ist bereits seit 1. Juli in der Samariterstiftung. Die 48-jährige Betriebswirtin und langjährige Führungskraft ist auch ausgebildete Krankenschwester und Case Managerin. Beste Voraussetzungen also, um Dr. Golls Herzensthema, die Vereinbarkeit von Qualität und Wirtschaftlichkeit, fortzuführen.

Über die Samariterstiftung

Die Samariterstiftung betreut an mehr als 30 Standorten in Württemberg über 5.000 Menschen im Alter, mit Behinderung oder psychischer Erkrankung. Rund 3.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in den mehr als 60 Häusern, Einrichtungen und Diensten in den Regionen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Heidenheim, Ostalb, Reutlingen, Schwäbisch Hall, Stuttgart und Tübingen. Rund zwei Drittel der Mitarbeitenden sind in der Altenhilfe tätig, knapp ein Drittel in der Eingliederungshilfe/Sozialpsychiatrie. Die Hauptverwaltung der Samariterstiftung ist in Nürtingen.