30. Juli 2021 News

Häusliche Pflege braucht Entlastung

Podiumsdiskussion beim Fachtag „Wer kümmert sich? Häusliche Pflege wahrnehmen und stärken“

Wie es gelingen kann, pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörige zuhause zu unterstützen, war Thema des Fachtags „Wer kümmert sich? Häusliche Pflege wahrnehmen und stärken“.

Gabriele Hönes, Leiterin der Abteilung Gesundheit, Alter und Pflege im Diakonischen Werk Württemberg, betonte zu Beginn der Veranstaltung, zu der die Evangelische Akademie Bad Boll und die Diakonie Württemberg Vertreterinnen und Vertreter der pflegenden Angehörigen eingeladen.: „Angemessene passgenaue und individualisierte Dienstleistungen der Pflegebranche können einen Beitrag zur Aufrechterhaltung der familialen Pflege leisten. Der Zugang zu flexiblen Unterstützungs- und Entlastungsangeboten ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung, die auch bei der Diskussion zur Reform der Pflegeversicherung einen entsprechenden Stellenwert bekommen muss.“

Jochen Schnitzler, Vorsitzender des Evangelischen Landesverbands für Diakonie-Sozialstationen in Württemberg, berichtete: „Es gibt viel Beratungsbedarf bei der Leistungsbeantragung. Beispielsweise müssen die Zuschläge auf den Rechnungen oft erklärt werden.“ Komplizierte Verordnungs- und Genehmigungsverfahren und eine zunehmend schwierigere Personaldeckung gehören nach seinen Worten zu den grundlegenden Herausforderungen. Auch die Generalistik sorge oft erst einmal für Verunsicherung. „Bei kürzer werdenden Aufenthalten im Krankenhaus werden die Netzwerke und die Überleitung vom Krankenhaus in die häusliche Pflege immer wichtiger.“ Er fordert „ eine inter- und multiprofessionelle Zusammenarbeit sowie eine auskömmliche Finanzierung für eine gelingende Versorgung“.

Petra Krebs, MdL, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, und Kirchenrätin Eva Maria Armbruster Vorstand Sozialpolitik im Diakonischen Werk Württemberg, forderten beim Podiumsgespräch Komplexitätsreduktion und Entbürokratisierung hin zu einem durchschaubaren und verlässlichen System für pflegende Angehörige. Eva-Maria Armbruster betonte: „Es muss das gesamte System in den Blick genommen und vom Pflegebedürftigen her gedacht werden.“ Gebraucht werde eine „Gemeindeschwester 4.0“. Case Management, die Professionalisierung der Pflege und die Rolle der Kommune wurden als entscheidende Themen benannt.

Einigkeit bestand darüber, dass es zukunftsorientierte, mutige Handlungskonzepte braucht. Gute Lösungen, um auch in Zukunft möglichst vielen Menschen bei Hilfe- und Pflegebedürftigkeit ein Leben zu Hause zu ermöglichen, aber auch, dass das heutige Pflegesystem seine Grenzen hat.