17. Dezember 2020 Pressemitteilung

Weihnachten in der Diakonie in Württemberg

Weihnachtsfeier im Gustav-Werner-Stift in Friedrichshafen

Vielfältige Angebote unter Corona-Bedingungen – „Fürchtet euch nicht“ bleibt die Botschaft

Stuttgart, 17. Dezember 2020. Die Diakonie in Württemberg feiert Weihnachten – auch in diesem Jahr. „Wir freuen uns, dass Bewohnerinnen und Bewohner im weihnachtlich geschmückten Pflegeheim in Gruppen zusammen feiern können. Oder dass Menschen ohne Wohnung ein Essen und eine Geschenktüte bekommen“, sagt Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg. Die Mitarbeitenden der diakonischen Einrichtungen, auch der Hauswirtschaft, machten dies möglich, auch wenn sie in dieser Zeit in Pflege und Betreuung besonders herausgefordert seien. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen einen tollen Job, durch sie wird erlebbar, was Diakonie meint: sich dem Nächsten zuwenden, auf die Bedürfnisse derer eingehen, die Unterstützung brauchen und schwere Zeiten miteinander bestehen.“

Es werde keine Weihnacht wie die Jahre zuvor, so Noller: „Wir wollen aber so viel Raum für Nähe schaffen wie möglich – und so viel Sicherheit wie nötig und vorgeschrieben gewährleisten.“. Diese Situation sei eine große Herausforderung für die Einrichtungen und Dienste. „Dieses Jahr hat unsere Mitarbeitenden viel Kraft gekostet. Sie haben hohen Einsatz gezeigt – und mancher hat in seinem Dienst auch seine Gesundheit riskiert. Das wollen wir nicht vergessen und sind dankbar dafür. Auch die Menschen, die in der Diakonie betreut und gepflegt werden, haben ein Jahr mit Beschränkungen und gesundheitlichen Gefährdungen hinter sich. Wir wollen für die Weihnachtstage Kraft schöpfen aus dem Geist, der uns trägt. In der Bibel wird erzählt, dass die Engel an Weihnachten zu den Menschen kommen und sagen: `Fürchtet euch nicht!´“

„Unsere Mitarbeitenden finden Wege, um trotz widriger Umstände weihnachtliche Stimmung zu ermöglichen“, sagt die Vorstandsvorsitzende der württembergischen Diakonie.. In den meisten Einrichtungen gibt es für kleine Gruppen kleine Feiern mit Gebäck an geschmückten Tischen und Angebote über die Wehnachtstage. Ambulante Dienste verteilen Geschenktüten oder geben ein Essen zum Mitnehmen aus. Besuche darf es geben, Regelungen vermeiden es, dass sich zu viele Menschen in den Heimen aufhalten, auch Tests sollen ein wenig Sicherheit geben.

Einige Blitzlichter aus der Praxis:

Altenhilfe

Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Pflegeheime und anderer Wohnangebote, wie betreutes Wohnen oder Pflege-Wohngemeinschaften gibt es Feiern und Gottesdienste, die in Kleingruppen besucht oder über Fernsehe oder Laptop in die Zimmer übertragen werden. Wer über Weihnachten zu Angehörigen gehen will, wird bei Rückkehr ins Pflegeheim getestet.

Beispiele für Angebote während der Weihnachtszeit:

  • wöchentliches Weihnachtskino bei Punsch, Glühwein, Lebkuchen
  • Heiligabend: Bewohner backen morgens für die Feier am Nachmittag Plätzchen
  • Würfelspiel, Adventsrätsel, Geschichten mit Bildern in Großformat und ein Kegelspiel. Bastelvorlagen für weihnachtliche Fensterbilder
  • weihnachtliche Erinnerungen und Düfte werden an Tische und in Bewohnerzimmer gebracht.
  • Musik mit Veeh-Harfe, kleinem Glockenspiel, Gitarre und E-Pianos
  • kleine adventliche „Stationen“ in den Wohnbereichen
  • Schülerinnen und Schüler vom örtlichen Gymnasium bastelten Windlichter. „Grüße vom GYMI“ erleuchten abends den Garten, die Aufenthaltsräumen und das Treppenhaus. Auch Adventssterne und kleine Grußbotschaften brachten eine Lehrerin und die Jungschar der Kirchengemeinde vorbei.
  • Mitglieder des Posaunenchors spielen draußen Weihnachtslieder.
  • Schneeaktion: aus dem ersten Schnee wurde eine „Schneefrau“ geknetet, dann mit über die Tische flitzenden Schneebällen „gekegelt“
  • Trompeten-Duo spielte in den beiden Gartenbereichen in der Abenddämmerung mit einer übergroßen Laterne war dies eine sehr stimmungsvolle halbe Stunde.
  • Besuch vom Kindergarten: 23 Kinder kamen mit drei Erzieherinnen, Leiterwagen, einer Gitarre und einer Bluetooth-Box in den Garten und sangen lautstark und begeistert adventliche Lieder. Sogar die Geschichte vom Heiligen Martin wurde aufgeführt.  Die Bewohner/-innen saßen an den Fenstern, mit Decken an den geöffneten Terrassentüren. Diese Vorführung machten die Kinder zweimal, für jeden Wohnbereich jeweils von einem anderen Garten aus.
  • Kindergartenkinder brachten 100 selbstgebastelte Kostbarkeiten, jedes Geschenk einzeln eingepackt. Diese wurden unter den Bewohnern verteilt und schmücken und erfreuen jetzt in den Zimmern und
  • Eine Ehrenamtliche brachte für jeden der Bewohner ein Adventsgesteck – alle selbst gemacht, mit Reisig aus ihrem Garten und individuell gestaltet
  • Weihnachtsmarkt im Heim mit Punsch, Waffeln und kleinem Geschenk für jeden Bewohner. Ein Klavierspieler spielt Weihnachtslieder.

Behindertenhilfe

Die Einrichtungen der Behindertenhilfe sind der Lebensort für Menschen mit Behinderung. Daher sind die Wohngruppen geöffnet. Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, empfehlen sie den Menschen mit Behinderung, über Weihnachten in den Einrichtungen zu bleiben. Familienbesuche werden dennoch nicht untersagt. Für die Rückkehr vom Familienbesuch gibt es klare Verabredungen und Koordination, so dass Testungen strukturiert erfolgen können. Bei Besuchen in den Einrichtungen ist gewünscht, dass die Familienmitglieder zuvor einen Test machen.

Die Weihnachtstage festlich zu gestalten, ist auch hier nur in kleineren Gruppen möglich. Der Personaleinsatz über die Weihnachtstage wird deutlich höher sein als jetzt schon. Angehörige sind sehr dankbar für den sorgfältigen Umgang mit dem Infektionsschutz.

Gemeinschaftliche Weihnachtsfeiern, an denen mehr Personen als die der einzelnen Wohngruppe teilnehmen, können nicht veranstaltet werden.

Ambulant betreute Klienten sind allerdings stark von Isolation bedroht, weil sie sich nicht – wie häufig zuvor –in eine Wohngruppe einladen können. Für sie wird Weihnachten in deren Haushaltsgemeinschaften gestaltet und begleitet.

Beispiele für Angebote während der Weihnachtszeit:

  • In Wohngruppen gibt es ein gemeinsames  Essen und Geschenke.
  • Programm mit Besinnung und Aktivitäten

Wohnungslosenhilfe/bedürftige und einsame Menschen

Neben dem Kälteschutz braucht es Infektionsschutz. Die Anzahl der Schlafplätze muss aber wegen Abstand und Quarantänemöglichkeiten reduziert werden. Wie diese Personengruppe getestet werden soll, ist noch ungeklärt,

Es ist gut, dass es einen Rechtsanspruch auf Unterbringungen bei der Kommune gibt.

Beispiele für Angebote während der Weihnachtszeit

  • In den Wohngruppen gibt es ein gemeinsames  Essen, Besinnung und Geschenke.
  • Weihnachtsessen für Bedürftige gibt es in diesem Jahr an vielen Orten zum Mitnehmen. Eine Tüte mit guten Lebensmitteln (Markenprodukte) im Wert von ca. 20 Euro.. Manche Tafeln bringen Weihnachtsgrüße vorbei. Auch gibt es Gutscheine für den Einkauf von Lebensmitteln.
  • Lebensmittelspendenaktion einer Schule: In den Einkaufsläden der Gemeinden werden für die Wohnungslosen Lebensmittel gesammelt. Die Schülerinnen sind diesmal j nicht von Ort, sondern machen mit Plakaten und Flyern vor und in den Supermärkten darauf aufmerksam. In den Tagen vor Weihnachten werden mit einem Teil dieser Spenden über 100 Weihnachtstüten gepackt und an die Klienten verschenkt.  Die traditionelle Weihnachtsfeier (mit Essen) in der Tagesstätte fällt diesmal aus. In den Tüten ist jedoch ein Gutschein für ein Essen in der Tagesstätte.
  • Plaudertelefone laden an einigen Orten zum Gespräch auch an Heiligabend ein
  • Weihnachtsbesuchen auf Bestellung mit Abstand

Jugendhilfe

Die Coronakrise verlangt auch den Menschen an Weihnachten besonders viel ab, die schon vor der Krise in schwierigen Situationen waren. Familien, die mit Arbeitslosigkeit, psychischen Erkrankungen oder Konflikten kämpfen, werden durch die Begrenzung auf engen Raum sowie Kontakt- und Bewegungsbeschränkungen zusätzlich belastet. Junge Menschen, die zudem kaum Möglichkeiten zum Zusammensein mit der für sie elementaren Peer-Group und zu sportlichen Aktivitäten haben, reagieren mit sozialem Rückzug und Isolation. Ihre psychosoziale Entwicklung wird dadurch erschwert bzw. behindert, der innerfamiliäre Druck und damit das Risiko für Kindeswohlgefährdungen steigen. Oberstes Ziel der diakonischen Jugendhilfe bleibt deshalb, Hilfen auch während des Lockdowns mindestens in Form von Notbetreuungs- und -beratungsangeboten weiter zu erbringen.

Die Diakonie Württemberg fordert die verantwortlichen Institutionen und Personen vor Ort, die Kinder und Jugendliche üblicherweise im Alltag begleiten, beraten oder betreuen, auf, Netzwerke und Angebote für Kontakt und zur Entlastung ausreichend sicherzustellen oder den Bedarf umgehend weiterzugeben. Die betroffenen Familien selbst sind in der aktuellen Situation am wenigsten in der Lage, für ihre Bedarfe und auch Schutz zu kämpfen und die notwendigen Schritte zu gehen.

Kinder und Jugendliche, die ihren Alltag in Einrichtungen der diakonischen Jugendhilfe meistern, verbringen Weihnachten wie alle anderen Kinder und Jugendlichen mit ihren wichtigsten familiären Bezugspersonen. Die  Einrichtungen der stationären diakonischen Jugendhilfe gestalten die Wechselsituationen mit großem Aufwand so, dass daraus kein erhöhtes Infektionsrisiko für Familienmitglieder und Einrichtungen entsteht.

Diejenigen, deren familiäre Situation ein gemeinsames Feiern momentan nicht zulässt, verbringen Weihnachten mit der Wohngruppe, in der sie vorübergehend leben. Dort wird großen Wert auf ein vertrautes und geborgenes Miteinander gelegt und Weihnachten mit den Kindern und Jugendlichen feierlich gestaltet. Dazu gehört natürlich auch, in den Weihnachtsferien Aktivitäten im Freien durchzuführen. Wohngruppen werden hier von den Coronaregelungen wie Familien behandelt. Als häusliche Gemeinschaft können sie also ihre Freizeit auch gemeinsam im Freien verbringen.

Suchthilfe

Die Suchtberatungsstellen werden die meiste Zeit geöffnet sein. Gerade um die Weihnachtszeit und Neujahr brauchen Betroffene und Angehörige die Möglichkeit, sich Rat und Unterstützung zu holen. Konflikte, Einsamkeit, (Zukunfts-)Ängste lassen in dieser Zeit auch schon ohne Corona Suchtdynamiken und deren Folgen verstärkt auftreten.

Die Suchtrehabilitationskliniken behandeln ebenfalls weiter. Die Patienten werden in der Regel in der Klinik bleiben. Viele empfinden das Klinikumfeld in der Pandemiesituation als Schutzraum.

Beispiele für Angebote während der Weihnachtszeit:

  • Besinnungen/Andachten
  • Geschenktütchen
  • Beteiligung der Klienten bei der Dekoration für Klinik bzw. Beratungsstelle
  • Bastelangebote
  • Besinnungsspaziergänge, Gottesdienst draußen oder digital

Schutzmaterial wie Masken, Trennwände, Desinfektionsmittel, etc. sind mittlerweile Standard. Regelungsbedarf gibt es bei der Möglichkeit von Testungen und der Priorität in der Impfstrategie. Schwierige Situationen entstehen, wenn Home-Office aufgrund fehlender technischer Ausstattung nicht möglich ist, wenn Telefonberatung und Videoberatung aufgrund technischer Ausstattung nur ungenügend möglich ist (Laptops, Telefonleitungen, Netzkapazitäten für Internet, etc.), wenn Personal nicht zur Verfügung stehen kann (Versorgung von Kindern, selbst Risikogruppe, erkrankt).

Migrations- und Flüchtlingsdienste

An geflüchtete Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften, Anschlussunterbringungen oder weiteren Unterbringungsformen leben, werden in diesen Weihnachtstagen und in den Tagen danach kleine sichtbare Zeichen der Verbundenheit weitergegeben. Viele von ihnen sind ohne Perspektive; Begleitung und Begegnungsmöglichkeiten sind deshalb um so wichtiger. Die Beratungseinrichtungen der Migrations- und Flüchtlingsdienste sind für Ratsuchende auf unterschiedlichste Weise erreichbar. So begegnen die diakonischen Mitarbeitenden der durch die Corona-Pandemie verstärkten Ungleichheit, Isolation, Angst und Not. Gerade zu Weihnachten teilen Christinnen und Christen auch im interreligiösen Miteinander das gemeinsam in der Welt leben.

Beispiele für Angebote während der Weihnachtszeit

  • Engagierte bereiten Geschenktaschen mit weihnachtlichen Leckereien, Lebensmitteln und Masken vor und bringen diese persönlich zu den Menschen in die Gemeinschafsunterkünfte
  • Weihnachtliche Briefe werden geschrieben für und mit ortsansässigen und geflüchteten Engagierten
  • Es gibt kleine Feiern im Freien vor den Einrichtungen
  • Bastelsets werden für die Kinder zusammengestellt und übergeben
  • Telefonketten werden organisiert, dass auch über die stillen Feiertage Kontakte möglich sind
  • Digitale Adventskalender wurden erstellt, die an jedem Tag einen Hoffnungstext an Engagierte und Geflüchtete senden
  • Fotos von Weihnachtsfeiern im vergangenen Jahr werden verschickt, um zu zeigen, dass man auch in der Distanz aneinander denkt
  • Spaziergangsgespräche werden angeboten