Ehrenamtlicher Therapeut auf vier Pfoten

Extrazeit“ so heißt das Ehrenamt in der Diakonie Stetten, das in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum feiert. Jürgen Ammer ist einer der Ehrenamtlichen und engagiert sich mit seinem ausgebildeten Therapiehund in der Diakonie Stetten.

Über 1100 Ehrenamtliche bereichern regelmäßig das Leben von Menschen mit Unterstützungsbedarf in der Diakonie Stetten. Jürgen Ammer kommt drei Mal pro Woche in Wohngruppen sowie ins Otto-Mühlschlegel-Haus des Alexander-Stifts und verbringt dort mit seinem Therapiehund Lucky Zeit mit Menschen mit Behinderungen sowie Seniorinnen und Senioren. „Ich wollte eine sinnvolle Aufgabe für die Zeit in der Rente. Als ich ein Buch über Therapiehunde gelesen hatte, stand für mich fest, dass ich so etwas auch machen möchte“, erzählt der Ruheständler. Gemeinsam mit seiner Frau fand er einen Züchter, der die Hunderasse Hovawart züchtet. „Ein Therapiehund muss ganz bestimmte Merkmale aufweisen und nach diesen hat der Züchter uns den Welpen ausgesucht“, erklärt Jürgen Ammer. Dann begann das intensive dreijährige Training mit Lucky in der Welpen- und Junghundeschule sowie der Ausbildung zum Begleithund. Daran anschließend folgte die sechsmonatige Ausbildung mit Prüfung zum Therapiehundeteam. „Ein Therapiehund muss selbständig auf Menschen zugehen, sofern diese das möchten. Gleichzeitig muss er erkennen können, wenn Menschen Angst vor ihm haben“, sagt Jürgen Ammer. Daneben müsse der Hund eine freundliche Ausstrahlung besitzen und gepflegt sein. Regelmäßige Untersuchungen durch den Tierarzt nach vorgegebenem Plan gehören ebenfalls zu den Pflichten, die ein Therapiehund und sein Besitzer erfüllen müssen. Außerdem muss Jürgen Ammer ein Besuchsheft führen, in das er jeden Besuch einträgt.

Manuel Müller verbringt gerne Zeit mit Lucky.

Manuel Müller* ist einer der Bewohner mit Behinderung zu denen Jürgen Ammer bereits seit knapp einem Jahr regelmäßig eine Stunde in der Woche kommt. Kurz vor der Wohngruppe bekommt Lucky ein Halstuch um, auf dem „Therapiehund Lucky“ geschrieben steht. „Das ist Vorschrift und so weiß Lucky auch, dass es jetzt losgeht“, erklärt Jürgen Ammer. Gemeinsam mit Manuel Müller und Lucky macht er verschiedene Übungen und Tricks und die Begeisterung über die Besuche ist Manuel Müller förmlich anzusehen. Ganz ruhig legt sich Lucky neben den jungen Mann auf den Boden, damit dieser ihn streicheln kann. „Manuel hat aufgrund seiner Behinderung ständige Zuckungen. Aber sobald Lucky neben ihm ist und er ihn berühren kann, wird er ganz ruhig und die unkontrollierten Bewegungen werden deutlich weniger“, berichtet Jürgen Ammer. Manuel Müller hat keinerlei Berührungsängste vor dem rund 43 Kilogramm schweren Hund. Im Gegenteil: Er geht aktiv auf ihn zu, streichelt ihm sanft über die Schnauze oder lässt sich selbst von Lucky am Ohr lecken. „Manuel genießt die Berührungen und die Nähe von Lucky“, weiß Jürgen Ammer aus Erfahrung. So gehört zu Manuels Lieblingsbeschäftigungen den Hovawart zu kämmen, ihn an der Leine zu führen, ihm die Zähne zu putzen oder ihm Leckerlis zu geben. Seine Bewegungen wirken dabei auf einmal gezielt und konzentriert.

Jürgen Ammer wiederum genießt sein ehrenamtliches Engagement mit Lucky: „Ich habe viel Glück gehabt in meinem Leben und davon möchte ich etwas an die Menschen in der Diakonie Stetten weitergeben. Ich habe das Gefühl, es tut ihnen gut“. Als Jürgen Ammer sich von Manuel Müller verabschiedet, blickt dieser ein wenig traurig den Beiden hinterher. Aber schon nächste Woche werden Jürgen Ammer und Lucky wieder bei Manuel Müller sein.

*Name geändert




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