12. Mai 2014

Pflegekräfte schlagen Alarm

Diakonie schnürt Rettungspaket für die Altenpflege – Vier zentrale Forderungen: attraktive Ausbildung, würdevolle Pflege, gerechte Finanzierung, familiäre Entlastung

Stuttgart, 12. Mai 2014. Am Internationalen Tag der Pflege haben Altenpflegeheime und ambulante Pflegedienste der Diakonie auch in Württemberg symbolische Rettungspakete geschnürt.  „Der Druck ist groß, denn die Situation in der Altenpflege ist kritisch. Die vier zentralen Forderungen, die die Diakonie bundesweit heute sichtbar macht, sind deshalb: attraktive Ausbildung, würdevolle Pflege, gerechte Finanzierung und familiäre Entlastung“, so Dieter Kaufmann, Chef der württembergischen Diakonie. Mit Forderungen beklebte Kartons sollen auf dem Stuttgarter Marktplatz symbolisch auf die Rahmenbedingungen in der Pflege, die es schwer machen, die gewohnt gute Pflege in den Heimen und Pflegediensten der Diakonie auch künftig anzubieten, aufmerksam machen. „Unsere Forderungen werden bestimmt gehört“, ist sich Eva-Maria Armbruster, Stellvertreterin des Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg, sicher „sie müssen jetzt allerdings noch von der Politik in die Tat umgesetzt werden.“
 
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland steigt erheblich. Waren im Jahr 2010 noch 4,2 Millionen Menschen älter als 80 Jahre, werden es im Jahr 2050 10 Millionen sein. Gleichzeitig wird die Zahl der Fachkräfte abnehmen. Voraussichtlich werden allein in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2030 zusätzlich rund 50.000 Pflegekräfte gebraucht. Die Mitarbeitenden in den Heimen der Diakonie sehen sich schon heute vor große Herausforderungen gestellt – aufgrund der stetig wachsenden Zahl demenziell erkrankter Menschen, frühzeitiger Entlassung aus dem Krankenhaus und starker Zunahme schwer kranker Heimbewohner mit hohem Betreuungsbedarf. Trotz dieser grundlegenden Veränderungen hat sich der gesetzlich vorgegebene Personalschlüssel in den Pflegeheimen seit den 90er Jahren nicht verändert. „Das zahlenmäßige Verhältnis an Pflegekräften zu Pflegebedürftigen ist gleichgeblieben, obwohl sich der Pflegebedarf vollkommen verändert hat und die fachlichen Anforderungen mit Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes enorm gestiegen sind“, kritisiert Eberhard Goll, Vorsitzender des Württembergischen Evangelischen Fachverbands Altenhilfe (WEFA). 
 
2012 haben 60 Prozent aller Diakonie-Sozialstationen in Württemberg rote Zahlen geschrieben. Denn die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen erstatten die realen Kosten für die Leistungen, die ein ambulanter Pflegedienst erbringt nur teilweise.  „Der tatsächliche Leistungsaufwand muss anerkennt und vergütet werden“, forderte deshalb Schwester Margarete Mühlbauer. Die Vorsitzende des Evangelischen Fachverbandes für Diakonie-Sozialstationen in Württemberg äußerte Unverständnis darüber, dass Pflegekräfte nicht  wie Handwerker bezahlt würden: „Für einen Pflegebesuch gibt es – inklusive Anfahrtszeit und Fahrtkosten nur eine Erstattung von 9,36 Euro. Eine Stunde Pflege durch eine Pflegefachkraft kostet aber zwischen 58 und 60 Euro.“