Willkommene Gäste auf Zeit
Mitarbeitende der Diakonie feierten 17 Monate lang Andacht in der Heilandskirche
Einmal im Monat haben montags kurz vor 8.30 Uhr die Glocken der Evangelischen Heilandskirche im Stuttgarter Osten zum Gottesdienst eingeladen. Zum Beginn der neuen Arbeitswoche füllte sich regelmäßig die Kirche.Während der 17-monatigen Sanierung ihrer Landesgeschäftsstelle im Herbert-Keller-Haus waren die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks Württemberg auf Interimsquartiere verteilt. Trotzdem konnten alle gemeinsam einmal im Monat die montägliche Andacht feiern. Nur fünf Minuten zu Fuß entfernt war der zentrale Standort in der Neckarstraße, andere kamen aus der Johannesstraße im Stuttgarter Westen, wieder andere aus dem Weckherlin-Haus unweit der Baustelle. Zu Gast waren auch die Mitarbeitenden des sonst im Herbert-Keller-Haus eingemieteten Evangelischen Landesverbands Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg – diese reisten sogar aus ihrem Interimsquartier aus Fellbach an.
„Wir danken der Heilandskirchengemeinde sehr für ihre große Gastfreundschaft, wir haben uns hier immer sehr willkommen und wohl gefühlt“, sagt Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Als quasi „zeitweise“ Heimatlose hätten sich alle über diese unkomplizierte Aufnahme und die Freundlichkeit der Menschen und des Kirchenraums gefreut. Kaufmann dankte besonders Pfarrer Albrecht Hoch und Mesnerin Sigrid von Hochmeister. Der Gemeindepfarrer nahm fast jedes Mal an der Andacht und dem anschließenden Kaffeetrinken im Gemeinderaum teil. Die Mesnerin kam an ihrem freien Tag, um die Kirche aufzuschließen und die Mitarbeitenden der Diakonie freundlich zu empfangen. „Die Möglichkeit des Austauschs mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Häusern haben alle sehr geschätzt“, so Kaufmann. Er überreichte zum Dank der Mesnerin einen Blumenstrauß und dem Gemeindepfarrer 50 „Mutmachbüchlein“ der Diakonie.
Pfarrer Albrecht Hoch findet, dass die Heilandskirche gut zur Diakonie passe. Die Kirchengemeinde verpflichte sich, für alle da zu sein, ohne sich jedoch dabei zu überfordern. Schließlich habe Herzogin Wera im Jahr 1913 den Heilandsruf „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Mt. 11,28) in den Turm der Kirche meißeln lassen. Sie habe sich als Tochter des Statthalters der Russen in Polen zu ihrer Tante Olga nach Stuttgart zunächst abgeschoben gefühlt. Bald aber habe sie in Württemberg eine neue Heimat entdeckt und diakonisch gewirkt. In der Stiftungsurkunde der Kirche seien einige Verbände aufgeführt, die sich bis vor kurzem noch in der Kirche getroffen haben wie z.B. die Altpietistische Gemeinschaft. „Jesus lädt dazu ein abzuladen“, sagte Hoch. Auch der Chor „Gospel im Osten“ sei aus einem offenen Angebot entstanden, bei dem (auch) manche „Mühselige und Beladene“ Gemeinschaft und Ausgleich gefunden hätten. Inzwischen ist der Chor mit 600 Mitgliedern für Auftritte gut nachgefragt. Zweimal kamen die Diakonie-Mitarbeitenden in den Genuss eines Gospel-Workshops. Auch wenn sich die rund 280 Beschäftigten über ihre sanierte Landesgeschäftsstelle freuen – ein paar Dinge werden sie auch vermissen.