31. Januar 2013 Pressemitteilung

Weniger Chancen für Menschen ohne Arbeit

Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit bei Hartz-IV-Empfängern liegt jetzt bei 505 Tagen. Die Mittel für Eingliederungsmaßnahmen wurde jedoch um beinahe 50 Prozent gekürzt. Die Folgen für Langzeitarbeitslose sind drastisch.

Stuttgart, 31. Januar 2013: Im Januar 2013 ist die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr um 15.709 Arbeitslose oder 6,9 Prozent gestiegen. Die Zahl der gemeldeten freien Stellen hat sich in diesem Monat laut Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit gleichzeitig um 15,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verringert. 70.563 Personen oder 28,9 Prozent aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos. Wenn jetzt auf mehr Arbeitslose weniger freie Stellen kommen, hat dies drastische Folgen für die Langzeitarbeitslosen.

Vor allem ist die Zahl derjenigen gesunken, die ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten. Damit geraten immer mehr Menschen in die Gefahr, langzeitarbeitslos zu werden. Ihre Chancen auf Rückkehr in den Arbeitsmarkt werden immer geringer. Laut Statistik sind 28,9 Prozent, also fast ein Drittel aller Arbeitslosen, länger als ein Jahr arbeitslos. Tatsächlich sind es aber erheblich mehr, weil schon kurzfristige Unterbrechungen (Krankheit, kurzfristige Jobs etc.) zur Beendigung der statistischen Langzeitarbeitslosigkeit führen. Insgesamt 53,6 Prozent aller Arbeitslosen im Januar sind Hartz-IV-Empfänger. Dazu gehören auch die, die länger als ein Jahr arbeitslos sind oder sich keinen Anspruch auf Leistungen der Arbeitslosenversicherung erarbeiten konnten, weil sie nur kurzfristig beschäftigt waren. 

Besonders problematisch ist für Hartz-IV-Empfänger die lange Zeit der Arbeitslosigkeit. Die durchschnittliche Dauer beträgt 505 Tage. Nach einer Studie des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der BA) in Nürnberg muss sich fast die Hälfte ehemaliger SGB-II-Empfänger (Arbeitslosengeld II) nach einer Arbeitsaufnahme binnen eines halben Jahres erneut arbeitslos melden. 30 Prozent all derer, die sich arbeitslos melden müssen, erhalten SGB-II-Leistungen, weil sie keine Ansprüche auf Arbeitslosenversicherung erarbeiten konnten. Dennoch hat die Bundesregierung von 2011 bis 2013 die Mittel zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen nahezu halbiert. Und von den drastisch gekürzten Eingliederungsmitteln haben die Jobcenter 2012 rund 500 Millionen Euro nicht ausgegeben, obwohl bundesweit eine Million langzeitarbeitslose Menschen dringenden Unterstützungsbedarf haben.

Die nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt bedeutet für immer mehr Menschen, dass sie ohne Unterstützung keine Aussicht auf Integration und Teilhabe mehr haben. Auch bei guter Arbeitsmarktlage wächst die Zahl der Chancenlosen. Langzeitarbeitslosigkeit ist die Hauptursache für langfristige Armut und Ausgrenzung. Dies und die zunehmenden Krisenanzeichen auf dem Arbeitsmarkt muss die Politik nach Meinung der Diakonie veranlassen, die arbeitsmarktpolitischen Anstrengungen erheblich zu verstärken. Die Diakonie fordert die Bundesregierung auf, vor allem das Instrument der öffentlich geförderten Beschäftigung wieder zu verstärken, damit insbesondere Langzeitarbeitslose wieder eine Chance auf Teilhabe und menschenwürdiges Leben haben. 


Sammlung zum Karfreitag 2024

Diakonie und Evangelische Landeskirche in Württemberg rufen zu Spenden für „Hoffnung für Osteuropa“ am Karfreitag auf. Mit dieser Aktion unterstützen die Diakonie und Landeskirche in Württemberg die humanitäre Hilfen und Soziale Arbeit ihrer langjährigen Partner in insgesamt zehn Ländern.