27. November 2014 Pressemitteilung

Langzeitarbeitslose mit immer weniger Chancen

Über 800 Plätze in Maßnahmen weniger als im Vorjahresmonat. Zumeldung zur Meldung der Agentur für Arbeit zu den Arbeitslosenzahlen im November 2014.

Stuttgart, 27. November 2014: Heute hat die Agentur für Arbeit die aktuellen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben und die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt unterstrichen. Wir lenken den Blick auf Zahlen, die die Probleme des Arbeitsmarkts in Baden-Württemberg zeigen:

  • Der relative Anteil der Hartz-IV-Bezieher (SGB II) ist gegenüber dem Vormonat auf 57,3 % erneut angestiegen. Die absolute Zahl der SGB-II-Arbeitslosen ist zwar um 1.007 Personen oder 0,8 % gesunken, aber die Zahl der Arbeitslosen im SGB III ist um 1.217 Personen oder 1,3 % sehr viel stärker gesunken. Die Bewegungen am Arbeitsmarkt wirken sich vor allem in der Arbeitslosenversicherung des SGB III und bei Kurzzeitarbeitslosen aus, während sie sich im SGB II und erst recht bei der Langzeitarbeitslosigkeit kaum noch niederschlagen. Die Unterbeschäftigtenquote ist mit  5,0 % gleich hoch geblieben: 295.628 Menschen sind arbeitslos oder in Beschäftigungsmaßnahmen der Arbeitsagentur.
  • 70.672 Personen oder 32,3 % aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos, gegenüber dem letzten Monat zwar ein Rückgang um 1.207 Personen, gegenüber dem Vorjahresmonat aber eine Steigerung um 106 Personen oder 0,2 %.
  • Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind vor allem Arbeitslosengeld-II-Bezieher, sie sind an der Arbeitslosigkeit mit 57,3 %, an der Langzeitarbeitslosigkeit aber mit 83,1 % beteiligt.
  • Die durchschnittliche Dauer von Arbeitslosigkeit beträgt für SGB-II-Arbeitslose 564 Tage – einen Tag weniger als im Vormonat, aber 20 Tage mehr als im Vorjahresmonat.
  • Auch die Zahlen der arbeitslosen Älteren über 55 (+599 / 1,2%) und der arbeitslosen Migranten (+1.752 / 3,1%), ebenfalls Problemgruppen des Arbeitsmarktes, haben zugenommen.
  • Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass zwar im November 59.451 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten, dabei konnten aber nur 24.855 sozialversicherungspflichtige offene Stellen besetzt werden und nur 22.803 Personen konnten aus der Arbeitslosigkeit in eine Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt übergehen.
  • Nur 18,9 % derjenigen, die aus dem SGB II heraus ihre Arbeitslosigkeit beendeten, konnten auch eine Erwerbstätigkeit beginnen; von den SGB-III-Empfänger, die aus der Arbeitslosigkeit abgingen, waren das immerhin 43,2 %.

Baden-Württemberg hat einen gespaltenen Arbeitsmarkt. Die Zahlen machen deutlich,  dass es für Langzeitarbeitslose immer schwerer wird, wieder einen Platz auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Die verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit, das zentrale Problem des Arbeitsmarkts in Baden-Württemberg, nimmt weiter zu. Der Anteil der Hartz-IV-Empfänger, vor allem unter den Langzeitarbeitslosen, steigt langfristig an und die Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit nimmt ständig zu. Angesichts dessen ist die Reduzierung von Beschäftigung schaffenden Maßnahmen gegenüber dem Vorjahresmonat um über 800 Plätze auf jetzt nur noch 6.100 Maßnahmen gegenüber mehr als 70.000 Langzeitarbeitslosen ein arbeitsmarktpolitischer Skandal. Die Diakonie weist immer wieder darauf hin, dass öffentlich geförderte Beschäftigung das zentrale Instrument gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist und dass dieses Instrument durch einen Passiv-Aktiv-Transfer, eine Umwidmung von Regelleistungen zum Lebensunterhalt, die ohnehin aufgebracht werden, in aktive Beschäftigungsförderung zu finanzieren ist.

Weiteres zum Thema: http://www.o-ton-arbeitsmarkt.de     und http://www.initiative-pro-arbeit.de