30. September 2014 Pressemitteilung

Chancen zur Beendigung der Arbeitslosigkeit rückläufig

Zumeldung zur Meldung der Agentur für Arbeit zu den Arbeitslosenzahlen im September 2014.

Stuttgart, 30. September 2014: Heute hat die Agentur für Arbeit die aktuellen Arbeitslosenzahlen bekannt gegeben und erneut die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt unterstrichen. Wir lenken den Blick auf Zahlen, die die Probleme des Arbeitsmarkts in Baden-Württemberg zeigen:

  • Der relative Anteil der Hartz-IV-Bezieher (SGB II) ist gegenüber dem Vormonat auf 55,4 % leicht gestiegen. Die absolute Zahl der SGB-II-Arbeitslosen ist zwar um 1.061 Personen oder 0,8 % gesunken, aber die Zahl der Arbeitslosen im SGB III ist um 2.307 Personen oder 2,2 % noch stärker gesunken. Die Bewegungen am Arbeitsmarkt wirken sich vor allem in der Arbeitslosenversicherung des SGB III und bei Beziehern von Arbeitslosengeld I aus, während sie sich im SGB II und bei der Langzeitarbeitslosigkeit kaum noch niederschlagen. Die Unterbeschäftigtenquote ist mit  5,2 % gleich hoch geblieben: 305.164 Menschen sind arbeitslos oder in Beschäftigungsmaßnahmen der Arbeitsagentur.
  • 72.616 Personen oder 30,9 % aller Arbeitslosen sind länger als ein Jahr arbeitslos, gegenüber dem letzten Monat zwar ein leichter Rückgang um 530 Personen, gegenüber dem Vorjahresmonat aber eine Steigerung um 1.409 Personen oder 2,0 %.
  • Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind vor allem Arbeitslosengeld-II-Bezieher, sie sind an der Arbeitslosigkeit mit 55,4 %, an der Langzeitarbeitslosigkeit aber wie gehabt mit 83,1 % beteiligt.
  • Die durchschnittliche Dauer von Arbeitslosigkeit bei SGB-II-Arbeitslosen ist 557 Tage – erneut drei Tage mehr als im Vormonat und sogar 24 Tage mehr als im Vorjahresmonat.
  • Der Bericht der Arbeitsagentur weist aus, dass im September 63.637 Personen ihre Arbeitslosigkeit beendeten, dabei konnten aber nur 23.972 offene Stellen besetzt werden und nur 20.862 Personen konnten aus der Arbeitslosigkeit in Erwerbstätigkeit übergehen.

Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt hat sich deutlich abgeschwächt. Die Bundesagentur für Arbeit beschreibt den Trend in ihrem aktuellen Bericht: „Das Risiko arbeitslos zu werden ist weiterhin rückläufig; aber auch die Chance die Arbeitslosigkeit zu beenden.“ Mit anderen Worten: Die verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit, das zentrale Problem des Arbeitsmarkts in Baden-Württemberg nimmt weiter zu. Der Anteil der Hartz-IV-Empfänger, vor allem unter den Langzeitarbeitslosen, steigt langfristig an und die Dauer der Langzeitarbeitslosigkeit nimmt ständig zu. Angesichts dessen ist die erneute Reduzierung von Beschäftigung schaffenden Maßnahmen gegenüber dem Vorjahresmonat um über 1.000 Plätze auf jetzt nur noch 5.749 Maßnahmen ein arbeitsmarktpolitischer Skandal. Die Diakonie weist immer wieder darauf hin, dass öffentlich geförderte Beschäftigung das zentrale Instrument gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist und dass dieses Instrument durch einen Passiv-Aktiv-Transfer, eine Umwidmung von Regelleistungen zum Lebensunterhalt, die ohnehin aufgebracht werden müssen, in aktive Beschäftigungsförderung zu finanzieren ist. Es darf nicht hingenommen werden, das bis zu 25.000 Menschen in Baden-Württemberg dauerhaft von Arbeit und Teilhabe ausgeschlossen bleiben. Die Politik verpasst gerade die Chance, zu Zeiten einer positiven und stabilen Arbeitsmarktlage die zentralen Probleme der Arbeitslosigkeit anzugehen. Wenn das Wirtschaftswachstum und die Arbeitskräftenachfrage weiter nachlassen, ist diese Chance vertan.

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