26. April 2017 Pressemitteilung

Diakonie in Württemberg fordert Beteiligung am Pakt für Integration

Land soll Kommunen auffordern, Erfahrung, Kompetenzen und Strukturen freier Träger bei Umsetzung zu nutzen.

Zumeldung zur morgigen Unterzeichnung durch den Ministerpräsidenten

Die Diakonie in Württemberg fordert eine Beteiligung der freien Träger und Verbände am Pakt für Integration. Dafür stellt das Land in den kommenden beiden Jahren jeweils 160 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir erwarten, dass die Hälfte der frei verfügbaren Mittel, die die Kommunen vom Land erhalten, für Maßnahmen und Angebote freier Träger bereit gestellt werden“, so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Württemberg. Wenn deren Kompetenzen schon nicht bei der Ausgestaltung des Pakts genutzt wurden, seien sie an der Umsetzung zu beteiligen. Dies gelte im Sinne der Subsidiarität besonders auch für das Konzept der künftigen „Integrationsmanager“. Bereits im Dezember hatte die Diakonie in einem Brief an den Sozialminister die Notwendigkeit der Beteiligung freier Träger zur Sprache gebracht.

Stuttgart, 26. April 2017. Eine nachhaltige Integrationsförderung brauche ein Gesamtkonzept, das qualifizierte Strukturen der Beratung und Unterstützung im gesamten Integrationsprozess sichert und auf die bestehenden Kompetenzen der Verbände und Kirchen in der Flüchtlings- und Integrationsarbeit aufbaut.

Die Diakonie begrüßt den vom Land mit den Kommunen geschlossenen Pakt für Integration prinzipiell, weil damit ein kraftvolles Zeichen für die gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen gesetzt wird. Wenig Verständnis bringt Kaufmann jedoch dafür auf, dass der Pakt ohne Beteiligung von Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und bürgerschaftlichen Initiativen ausgehandelt wurde. „Als die Not am größten war, haben wir innerhalb weniger Wochen und Monate Flüchtlingsunterkünfte bereitgestellt, ehrenamtliche Helferkreise aufgebaut und für unbegleitete junge Flüchtlinge Betreuungsangebote und Schulplätze geschaffen“, so Kaufmann. Beispielsweise haben die Einrichtungen der Diakonie allein 1.500 unbegleitete Minderjährige in Wohngruppen untergebracht sowie schulische und berufliche Vorbereitungsklassen eingerichtet. Zudem haben die Kirchen Millionen bereitgestellt, um die Ehrenamtlichenarbeit zu unterstützen, die Beratung von Traumatisierten zu stärken und die Kirchengemeinden bei der Integrationsarbeit zu begleiten.

Konkret fordert die Diakonie, dass die Gemeinden mit den jährlich 90 Millionen Euro, die sie ohne Zweckbindung erhalten sollen, den Ausbau interkultureller Familien- und Stadtteilzentren, Projekte zur Selbstorganisation von Flüchtlingen, Projekte zur Akzeptanz der Flüchtlingsaufnahme sowie Angebote der Mobilen Jugendarbeit und der Schulsozialarbeit zur sozialen Integration junger Flüchtlinge fördern. Auch hier sind die Verbände bereits engagiert und bereit, weitere Verantwortung zu übernehmen. Die Diakonie in Württemberg fordert das Land auf, auf die Kommunen einzuwirken, damit diese die Option der hälftigen Vergabe an die freien Träger nutzen.

Von einer verlässlichen und langfristig angelegten Integrationspolitik erwartet die Diakonie, dass die bereits bestehenden Strukturen genutzt und effizient ausgebaut werden. Die Verbände und ihre Einrichtungen sind bereits in der Beratung in den Erstaufnahmeeinrichtungen, in der Flüchtlingssozialarbeit in der Vorläufigen Unterbringung Jugendlicher und Erwachsener, in der Anschlussunterbringung für junge Flüchtlinge, in der Migrationsberatung für Erwachsene, in den Jugendmigrationsdiensten und interkulturellen Angeboten der Jugendhilfe sowie in der Ehrenamtsbegleitung tätig – mit einer jahrzehntelange Erfahrung und Kompetenz in der Flüchtlings- und Integrationsarbeit.

Mit 58 Millionen Euro sollen hauptamtliche Integrationsmanager finanziert werden, 12 Millionen Euro stehen für weitere Bereiche im Landes-Integrationsprogramm zur Verfügung. Damit könnten vor allem gemeinwesenorientierte Projekte und niederschwellige Angebote zur beruflichen Integration modellhaft erprobt werden.

Das Diakonische Werk Württemberg 
Das Diakonische Werk Württemberg mit Sitz in Stuttgart ist ein selbstständiges Werk und der soziale Dienst der Evangelischen Landeskirche und der Freikirchen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes unterstützt der Wohlfahrtsverband im Auftrag des Staates hilfebedürftige Menschen. Das griechische Wort „Diakonia“ bedeutet „Dienst“. Die Diakonie in Württemberg ist ein Dachverband für 1.200 Einrichtungen mit 40.000 hauptamtlichen und 35.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie begleiten Kinder, Jugendliche und Familien, Menschen mit Behinderungen, alte und pflegebedürftige Menschen, Arbeitslose, Wohnungslose, Überschuldete und andere Arme, Suchtkranke, Migranten und Flüchtlinge sowie Mädchen und Frauen in Not. Täglich erreicht die württembergische Diakonie über 200.000 Menschen. Das Diakonische Werk Württemberg ist ebenfalls Landesstelle der Internationalen Diakonie, Brot für die Welt, Diakonie Katastrophenhilfe und Hoffnung für Osteuropa.


Sammlung zum Karfreitag 2024

Diakonie und Evangelische Landeskirche in Württemberg rufen zu Spenden für „Hoffnung für Osteuropa“ am Karfreitag auf. Mit dieser Aktion unterstützen die Diakonie und Landeskirche in Württemberg die humanitäre Hilfen und Soziale Arbeit ihrer langjährigen Partner in insgesamt zehn Ländern.