Zukunft der Kirchenmitgliedschaft
Auftakt der Symposienreihe „Kirchenmitgliedschaft und Kirchenzugehörigkeit in kirchlich-diakonischen Arbeitsfeldern“
Unter dem Titel „Kirche und Diakonie am Wandel“ stand am 15. Dezember 2021 das erste Symposium von Landeskirche und Diakonie in Württemberg in der Reihe „Diakonie und Kirche in Württemberg - Kirchenmitgliedschaft und Kirchenzugehörigkeit in kirchlich-diakonischen Arbeitsfeldern“.
Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July eröffnete die Symposienreihe und identifizierte zentrale Fragen, die im Laufe der Veranstaltungen bearbeitet werden sollen: Soll die Kirchenzugehörigkeit der Arbeit erkennbar bleiben? Geht es darum, dass Mitarbeitende der Kirche angehören? Wie sollen Kirche und Diakonie zukünftig zueinander stehen?
Oberkirchenrätin Dr. Annette Noller, Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks Württemberg, betonte: „Diakonie und Kirche müssen sich wandeln, müssen Veränderungen wahrnehmen, annehmen, manchmal auch erleiden und sich miteinander auf den Weg machen – in die Zukunft. Kirche und Diakonie sind auf dem Weg – weil sich unsere Gesellschaft verändert.“
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels konkretisierte Sabine Foth, Präsidentin der 16. Württembergischen Landessynode, die Fragen: „Wie gehen wir mit Fachkräften um, die nicht Mitglied der Kirche sind, die einen anderen Glauben haben?“ Daniel Hörsch, von der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung betonte, dass Kirche den gesellschaftlichen Wandel anerkennen und darauf reagieren müsse. Vor allem die Demographie sei eine Herausforderung, erklärte Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg. Ohne qualifizierte Zuwanderung von außerhalb von Europa werde man dem Fachkräftemangel in Baden-Württemberg nicht begegnen können.
Konkrete Herausforderungen benannte Pfarrerin Petra Frey, Geschäftsführerin des Kreisdiakonieverbands Ulm/Alb-Donau in Bezug auf den Arbeitsmarkt und die Personalgewinnung: Neben der Konkurrenz sei mangelndes Budget für die Personalgewinnung ein großes Problem. Auch wenn die Diakonie als Arbeitgeber einen guten Ruf habe, tue es weh, Bewerberinnen und Bewerber abweisen zu müssen, weil sie keiner Kirche angehören. Das könne zur Folge haben, dass Bereiche aufgegeben werden müssen. „Wir müssen uns fragen: Welche Kirche wollen wir in Zukunft sein? Denn wenn wir Bereiche aufgeben, geben wir auch Menschen auf.“
Die kritische Auseinandersetzung mit der Kirchenzugehörigkeit als Einstellungsvoraussetzung schloss Prof. Dr. Johannes Eurich, Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Befragungen hätten gezeigt: „Der Pool der kirchlich sozialisierten Menschen schrumpft. Glaube kann, muss aber nicht zum Helfen hinzutreten.“ Helfen und Glaube hätten sich ausdifferenziert. Kirchliche Praxis sei heute vor allem die „Kommunikation des Evangeliums“.