„Ein Teil des Ganzen!“
Inklusion im Ferienwaldheim Waldebene Ost
Vier Wochen Ferienspaß im evangelischen Waldheim Waldebene Ost. Durch die Förderung durch den Aktionsplan „Inklusion leben“ können auch Kinder teilnehmen, die aufgrund von Einschränkungen spezieller Betreuung bedürfen.
Stuttgart, 7. August 2019. „Havana, ooh na-na, hey!“ Das Mikro in die Luft gereckt tanzt Mia (Name geändert) unter dem Sonnensegel der Freilichtbühne, singt, strahlt, klatscht, streckt die Zunge heraus und schüttelt ihr kastanienbraunes Haar. In ihrer Hand wippt im gepunkteten Tutu ihre Plüschmaus mit, eine treue Gefährtin im Waldheim. Betreuer Matteo begleitet die kleine Sängerin auf der Gitarre. „Willst du auch mal?“, bietet ihr Matteo seine Gitarre an. „Nein!“, ruft Mia, „erst knuddeln!“ „Mich?“, fragt eine andere Betreuerin. „Nein!“, sagt Mia bestimmt, „Matteo!“
Bei Matteo handelt es sich um einen von fünf Inklusionsbegleitern, deren Stellen durch den Aktionsplan „Inklusion leben“ finanziert werden. Er ist für Mia zuständig. „Mia ist seit vielen Jahren Stammgast im Waldheim“, berichtet der 17-Jährige , der in seinen Schulferien im Waldheim mitarbeitet. „Durch ihre unverstellte Art zaubert sie jedem ein Lächeln ins Gesicht und bringt alle zum Lachen. Für die anderen Kinder spielt es überhaupt keine Rolle, dass Mia das Down-Syndrom hat.“ Neben Mia gibt es noch vier andere Kinder mit Einschränkungen, deren Einzelbetreuer extra für das Waldheim ausgebildet wurden. Bei diesen Einschränkungen kann es sich um eine Entwicklungsstörung, aber auch um eine Hör-oder Sehbehinderung handeln. Inklusionsbegleiter wie Matteo sorgen einerseits dafür, dass Gruppenaktivitäten so gestaltet werden, dass auch Kinder mit Einschränkung daran teilnehmen können. Andererseits bieten sie Alternativen zum regulären Programm. „Manchmal kann Mia sehr eigenwillig sein“, grinst Matteo. „Wenn sie gar nicht mitmachen will, gehen wir zusammen nach draußen und machen Musik.“ Obwohl Matteo die 14-jährige Mia erst seit eineinhalb Wochen begleitet, haben sich die beiden schnell gegenseitig ins Herz geschlossen. Kein Wunder, denn sie teilen ihre Leidenschaft fürs Gitarre spielen.
Genauso gern wie auf der Gitarre spielt Mia aber mit den anderen Kindern und vorbei an Matteo flitzt sie zurück in den Gruppenraum. In dem geräumigen, langen Raum herrscht ein lebendiges Gewusel. Zwischen dem Lachen und Plappern hört man das Ploppen eines Tischtennisballs. Hier verbringen heute Ältere wie Jüngere die Zeit bis zum Abendessen. 94 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren haben sich dieses Jahr für das Waldheim angemeldet. „Wir haben dieses Jahr das Thema „Vielfalt“ als Motto für das Waldheim ausgewählt“, erzählt die Jugendreferentin Noomi Sadowski, Leiterin des Ferienwaldheims Waldebene Ost, das neben vier anderen Ferienwaldheimen von der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart getragen wird. „Dieses Motto spiegelt sich in unseren Waldheimkindern wider, die ganz verschiedenen sozialen Milieus und Kulturen angehören.“ Gleiches gilt für die Betreuenden im Waldheim, von denen die jüngsten erst 15 Jahre alt sind. Sie bekommen ein weißes T-Shirt: „Ein Teil des Ganzen!“ prangt darauf in großen, schwarzen Lettern. Als Teil des Ganzen soll sich jede und jeder Einzelne im Waldheim fühlen – auch Mia. „Ich bin dankbar für die Gelder vom Aktionsplan „Inklusion leben“, sagt Noomi Sadowski, „damit konnten neben den Stellen der Inklusionsbegleiter auch Materialien finanziert werden, mit denen wir Musikinstrumente basteln. Daran hatte zum Beispiel Mia große Freude. Durch den Aktionsplan „Inklusion leben“ können wir auch Menschen mit Einschränkung Sicherheit geben, dass sie auch im nächsten Jahr wieder am Waldheim teilnehmen können.“
Das wünscht sich auch Mia. Ganz schön viel hat sie heute erlebt! Obwohl der Waldheim-Bus Mia nun bald wieder nach Hause bringt, gibt es noch viel, auf dass sie sich freuen kann: auf den Kokosmilchreis, den es gleich gibt. Auf das Abschlusssingen mit der Waldheimband. Auf den Gruppenausflug am nächsten Tag zum Maislabyrinth.
Worauf sie sich aber besonders freut: Die „Elternparade“ am Freitag! Dort werden alle Gruppen den Eltern etwas vorführen. Dann wird Mia wieder auf der Freilichtbühne tanzen, ausgelassen, wild, glücklich, während sie aus vollem Hals ihr Lieblingslied ins Mikro singt: „Der Gorilla mit der Sonnenbrille, uh-lala!“
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